Der beiden Quitzows letzte Fahrten
vorderste Sattelpferd, und fort ging das Doppelgespann, fort, im sausenden Galopp, den beiden kühnen Reitern nach.
Dieses letzte Ereigniß brachte die Mannen der Bedeckung wieder zu sich; auf den Zuruf ihres Führers gaben sie den Pferden die Sporen und sprengten mit lautem Geschrei dem fliehenden Wagen nach. Noch aber hatten sie denselben nicht erreicht, so erscholl ihnen donnernder Hufschlag entgegen, die Knechte Derer von dem Kruge fielen über sie her und es entspann sich ein Kampf, der nach kurzer Zeit mit ihrer vollständigen Niederlage und Flucht endete.
Währen dieses Kampfes trat eine hohe, breitschultrige Gestalt aus dem Gebüsch hervor auf die Straße und schritt nach der Stelle, an welcher der Wagen gehalten hatte.
»Ein Deiwelskerl, dieser dicke Claus; Gott straf mich, wenn ich fluche, aper wahr ist es doch. Zu verwundern giept es dapei freilich nicht viel, denn er ist ein Quitzow, aper wer so einen Pauch hat und so einen Elephanten zwischen den Peinen, wie der Schimmel ist, dem traut man so einen Streich pald gar nicht zu. Und der Palthasar, der ist erst recht ein Deiwelskerl mit seinem Glegi-oder Plegi-oder Flegiwitsch! Da stehen Einem ja alle Haare zu Perge, wenn man die beiden dürren Creaturen so auf der Straße dahindonnern hört! Wenn ihnen nur die paar Knochen peisammen pleipen, pis ich wieder pei ihnen pin! Und der Schwalpe, der ist der größte Deiwelskerl! Schleicht sich auf den Erdpoden hin, reißt den zwei Fuhrknechten die Leine aus den Händen und fährt davon, ohne mir vorher zu sagen, was er im Schilde führt! Und ich? Da stehe ich, und lasse mir die Pachstelzen vor der Nase wegfangen. Ich werde – – gut, da kommen Zwei, die hapen Pferde und ich hape keins!«
Es waren die ersten Flüchtlinge, welche, noch unverfolgt, im scharfen Trabe daherkamen und den Wachtmeister nicht bemerkten, welcher sich vorsichtig zur Erde gebückt hatte. Sobald sie ihn aber erreicht hatten, sprang er empor, riß den Einen von ihnen vom Pferde, saß im nächsten Augenblicke oben, zog seinen langen Degen aus der Scheide und gab damit dem Andern einen solchen Hieb über den Kopf, daß er lautlos vom Thiere glitt.
»So, jetzt hape ich einen Gregowitsch und auch eine Plegiwitsch – und prauche mich vor dem Steckelpein nicht mehr zu schämen! Mordelement, Gott straf mich, wenn ich fluche, aper der richtige Deiwelskerl, der allergrößte Deiwelskerl, das pin doch ich, der Wachtmeister Kaspar Liepenow!«
Drittes Kapitel
Im Zauberhause
Die vierundzwanzig Schlösser, welche sich in den Händen der Quitzow’s befunden hatten, waren gefallen; die kriegerischen Erfolge des Markgrafen Friedrich machten in der Mark ein ungeheures Aufsehen, und weithin durch Deutschlands Gauen verbreitete sich ihr Ruf.
Die Urtheile darüber waren sehr verschieden. Groß war die Berühmtheit der Quitzows gewesen, groß die Vorstellung von ihrer Macht, ihrer Tapferkeit und Klugheit; sie waren theils hierdurch, theils durch ihren großen Anhang und ihre weitgehenden Verbindungen die Wichtigsten des Landes gewesen. In der Mark hatte man nicht gewagt, ein Schwert gegen sie zu ziehen; sie hatten in Gemeinschaft mit den Pommern selbst über Friedrichs Heer triumphirt, und als es bekannt geworden war, daß sie an der Spitze einer ausgebreiteten Adelsverbindung standen, deren Mitglieder zwar meist unbekannt waren, aber um so kräftiger im Geheimen wirken konnten, so zitterten Friedrichs Freunde für ihn, und sahen mit nicht ganz ungerechtfertigtem Mißtrauen auf das gefährliche Wagestück, sie zu bekriegen, welches im Falle des Mißlingens ihm nur zu wahrscheinlich das Land kosten konnte, denn es fehlte ihm nicht an heimlichen Feinden, welche die Art, wie er regierte, mit großen Besorgnissen ansahen, und die sich, wenn er Unglück gehabt hätte, ohne allen Zweifel gegen ihn erklärt hätten.
Die mächtigste Familie des Landes, groß durch Güterbesitz, hohe Eigenschaften und allgemein anerkannten Ruf, hatte er wie durch Zauberei in wenig Wochen gestürzt; ihre Freunde wagten sich nicht zu regen, und seine Herrschaft schien auf die Dauer begründet zu sein. Ein allgemeines Erstaunen bemächtigte sich der Gemüther. Wo war die imposante, ihm weit überlegene Macht seiner Feinde so plötzlich geblieben? Ein furchtbares Geschick hatte sie betroffen, und die launenhafte Unbeständigkeit des Glückes, der schnelle Fall menschlicher Größe erregte in jeder Brust ein zaghaftes Bangen, wie es sich des Menschen bemächtigt, wenn er das von ihm
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