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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Constapel von Dir erzählt, und als ich an das Land ging, um mir das Tuch zu holen, hat er sich nicht zurückhalten lassen und gemeint, er müsse Dir auch ein Weniges mitpringen, opgleich er Dich noch nicht gesehen hape; denn, mußt Du wissen, Du stehst in Respect pei allen Schiffsmannen so weit das Wasser reicht. Nun aper müssen wir gehen, sonst versäumen wir die peste Zeit. Lepe wohl, meine alte, gute Kampüse; denke an den Piet Liepenow und pleipe so vielmal gesund, als goldgelpe Sterne und rothe Plumen hier auf dem plauen Tuche sind!«
Fünftes Kapitel
Auf der Flucht
    Wo im Kreise Nieder-Barnim des preußischen Regierungsbezirkes Potsdam jetzt die Stadt Oranienburg zu finden ist, lag früher Schloß und Dorf Bötzow an der Havel, wo zu der Zeit, von welcher wir berichten, Herr Werner von Holzendorf hauste. Er war ein gar mannhafter Ritter, wacker im Streite, bieder und treu von Character und nur etwas jähzornigen Gemüthes. Er hatte stets zu den Quitzows gestanden, die sich in aller Noth und Fährlichkeit auf ihn verlassen konnten, und wir haben gesehen, wie er Herrn Dietrich in jener Fluchtnacht bei Dechtow getroffen, ihn gegen seinen Verfolger in Schutz genommen und nach Bötzow in Sicherheit gebracht hat.
    Aber diese Sicherheit war nur eine augenblickliche und keineswegs für die Dauer, denn in der Gegend um Bützow besaßen die Quitzows mehr Feinde als Freunde, und selbst unter den Knechten Werners gab es einige, auf die er sich selbst nicht verlassen konnte, sondern gegen die er vielmehr ein gerechtes Mißtrauen zu hegen hatte. Deshalb war es ihm lieb, daß er mit Dietrich unbeobachtet in das Schloß gekommen war, wo dieser sich augenblicklich seiner ritterlichen Kleidung entledigen und das Gewand eines gewöhnlichen Reisigen anlegen mußte, um so wenig als möglich erkannt zu werden.
    »Es will mir wenig behagen, daß ich aus Furcht vor niedrigen Leuten in diese Lappen fahren soll,« hatte der flüchtige Ritter während dieser Beschäftigung gesagt, »aber wenn ich meines Lebens schonen und mir die Freiheit bewahren will, so muß ich mich in diese Sache fügen. Ich bin schlimmer daran, denn der ärmste Bettler, da ich nicht nur Hab und Gut verloren habe, sondern auch von den Meinigen geschieden und geächtet bin. Aber ich hoffe zu Gott, daß die Zeit kommen wird, in welcher ich meine Feinde mit der Schärfe des Schwertes auf das Haupt schlage. Noch stehen mir mächtige Freunde zur Seite, zu denen ich gehen werde, um mir ihre Hilfe zu suchen, und dann, Herr Werner, werde ich Euch belohnen können für die Treue, welche Ihr mir immer und auch heut’ bewiesen habt.«
    »Sprecht nicht von Lohn, Ritter Dietrich,« antwortete Werner, indem er einen gewaltigen Humpen mit Bier füllte, welches er der Sicherheit wegen selbst aus dem Keller geholt hatte. »Da, trinkt! Ihr werdet der Erquickung bedürfen; aber Ruhe und Pflege könnt Ihr auf Bützow wohl nicht finden, vielmehr erfordert es die Sorge um Eure Sicherheit, daß ich Euch unverzüglich weiter bringe. Schloß Neumühl, welches mir gehört, ist nur von einem alten, tauben Voigte bewohnt, welcher Euch niemals gesehen hat und also auch nicht kennen wird. Dorthin wollen wir mit einander reiten, und ich hoffe, wenn ihr das Schloß nicht verlaßt und überhaupt es vermeidet, von Menschen gesehen zu werden, so könnt Ihr dort verborgen bleiben so lange es Euch gefällt.«
    »Ihr seid ein werther Freund, und Euer Plan will mir gar wohl gefallen! Laßt sogleich frische Pferde satteln; obgleich ich müde bin, wird es mir doch nicht schwer werden, den Ritt bis Neumühl noch auszuhalten.«
    »Erlaubt, daß ich Euch auf kurze Zeit verlasse, um selbst in den Stall zu gehen; ich mag das Satteln Niemandem anvertrauen, da wir uns der Behutsamkeit befleißigen müssen!«
    Während er sich zu den Pferden begab, trat Dietrich an das Fenster und starrte voll trüber und schwerer Gedanken in die Nacht hinaus: da drüben, gen Westen, lag Friesack, das gewaltige, feste Bollwerk seiner bisherigen Macht, die so plötzlich in Trümmer gesunken war. Vielleicht stürmten jetzt die Mannen des Burggrafen gegen seine Mauern und drangen mit wildem Geschrei ein in die Räume, in denen er mit Weib und Kind geweilt und so manche Wonne genossen hatte, die ihm die Seinen bereitet. Nun war das Alles hin. Er hatte die Burg und seine Lieben preisgeben müssen, um sich selbst zu retten; seine Feinde triumphirten über ihn, den Vogelfreien, den jeder Bettler greifen und ungestraft niederschlagen

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