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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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entgegen. »Ich soll Euch folgen? Steht es denn wirklich in Eurer Macht, mich von hinnen zu führen?«
    »Das mögt Ihr mir wohl glauben, Herr, da ich sonst entweder gar nicht oder wenigstens nicht unverletzt hier stehen würde.«
    »Nun wohl! Ich will Euch nicht fragen, wie Ihr hereingekommen seid, das werde ich ja zu passenderer Zeit erfahren, doch – – –«
    »Halt,« unterbrach ihn Boldewin, der seine Schmerzen überwand, um einen Versuch der Einschüchterung zu machen. »Ihr werdet nicht von der Stelle gehen; der Gang ist besetzt!«
    »Macht Euch nicht lächerlich, Herr Boldewin,« lachte ihm Detlev entgegen. »Ich bin hinter Euch hergegangen und weiß also ebenso gut wie Ihr, was wir zu fürchten haben! Uebrigens werden wir Euch kein Leid zufügen, da Ihr Herrn Henning bisher in ritterlicher Haft gehalten habt; aber es wird Euch wohl belieben, an seiner Stelle auf einige Zeit dies Wohngemach hier zu hüten, dessen Lieblichkeit ich unten in dem dunklen Gange nicht geahnt habe.«
    Die Treppe nämlich, welche er herauf gestiegen war, führte in das Innere eines alten, unbewohnten Thurmes, dessen Zugang man in weiser Absicht zugemauert hatte. Niemand hätte hier ein menschliches Wesen vermuthet, und doch waren die kleinen Räume wohnlich eingerichtet und ein Blick durch die zwar engen Mauerscharten lohnte mit der prächtigsten Fernsicht. Henning von Bismarck hätte hier wenigstens in Beziehung auf des Leibes Nahrung und Nothdurft keinen Schaden gelitten, und zudem hatte seine Gefangenschaft ja auch nur einige Stunden gewährt, so daß versöhnlichere Gefühle nicht ganz ungerechtfertigt waren.
    »Ich stimme Euch bei,« fügte Bismarck hinzu, »und werde aus dem Umstande, daß Ihr Euch jetzt in unserer Gewalt befindet, für meine Person keinen Nutzen ziehen. Was hindert mich, Gewalt an Euch zu legen oder Euch mit mir zu nehmen, um mich zu rächen und ein Erkleckliches von Euch zu erpressen!«
    »Ich, ich selbst würde Euch hindern!« rief Boldewin, indem er sich zusammenraffte, mit einem raschen Schritte vor Detlev stand und diesem mit einem unvermutheten Griffe das Schwert zu entreißen suchte. Aber er hatte sich verrechnet, denn der junge Mann erfaßte die Hand und hielt dieselbe mit solchem Drucke umschlossen, daß er vor Schmerz aufschrie; dazu gesellten sich die Qualen der plötzlich zurückgekehrten Krankheit, die so furchtbar waren, daß er beinahe in die Kniee sank.
    »Also für mich verlange ich nichts; aber wo habt Ihr die Juden? Sie sollen auch frei sein!«
    »Sucht sie Euch!« klang die Antwort.
    »Kommt Ritter,« sprach Detlev, den der Zustand des alten Mannes erbarmte, der in der verzweifelten Lage sich befand, an sich und den Seinen zum Verräther zu werden. »Wir werden sie wohl zu finden wissen!«
    Er erfaßte Laterne und Schlüssel, schob den widerstrebenden und nach Hülfe rufenden Schloßherrn in das Gemach hinein, warf die Thür in das Schloß und schob die schweren, dicken Eisenriegel vor. Dann führte er den befreiten Gefangenen durch den Neben-und Hauptgang bis an das Bild an der Rückseite des Altars. Dasselbe war weder mit Schloß noch Riegel versehen, sondern paßte ganz genau und lückenlos in die Umfassung und konnte sowohl nach innen als auch nach außen hin wie eine Thür geöffnet werden. Boldewin hatte also vorhin nur vergessen, sie in ihre gewöhnliche Lage zurückzuschieben. Da es schwer in den Angeln ging und einem gewöhnlichen Drucke der Hand Widerstand leistete, so war diese Einrichtung trotz ihrer scheinbaren Mängel doch eine kluge und vorsichtige zu nennen. Detlev schloß die Oeffnung und bat den Ritter:
    »Bleibt hier hinter dem Eingange und haltet Wache, damit wir nicht überrascht werden! Ihr habt Eure Waffen nicht?«
    »Man hat sie mir abgenommen.«
    »Hier ist mein Schwert; es befindet sich in kundiger und guter Hand.«
    Er schritt in den Gang zurück bis an die Thür der Zelle, in welcher Boldewin vorhin gewesen war, und öffnete dieselbe mit Hülfe des Schlüsselbundes. Als er eintrat, bemerkte er einen alten Mann, welcher, an Händen und Füßen gefesselt, auf dem Strohlager saß und ihn keines Blickes würdigte.
    »Erschreckt nicht vor der frohen Kunde, welche ich Euch bringe! Ihr seid – – –«
    Der Mann blickte auf, und ein unbekanntes Gesicht erblickend, fiel er ihm in die Rede:
    »Geht fort von mir und sagt Eure Thorheit Einem, der Eures Spottes würdig ist! Für mich giebt es hier keine frohe Kunde.«
    Detlev hatte keine Zeit zu einer langen Erklärung;

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