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Der Bernsteinring: Roman

Der Bernsteinring: Roman

Titel: Der Bernsteinring: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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gelogen. In einer wichtigen Sache hatte er gelogen oder auch nur etwas verschwiegen. Aber sie wollte daran nicht rühren, er würde seine Gründe haben.
    »Ich werde mich bemühen, Euch keine Schande zu bereiten, Herr.«
    »Danke, mein Kind.«
    Er stand auf, verabschiedete sich von ihr mit zurückhaltender Herzlichkeit und verließ das Haus. Kaum war er gegangen, polterte Horsel in die Stube.
    »Nun, Anna?«
    »In Zukunft für dich die ehrenwerte Anna di Nezza, aus vornehmem neapolitanischem Geschlecht.«
    »Oh, eine solche Rolle sollst du spielen? Nun, man wird sehen, was man daraus machen kann.«
    »Nächste Woche ziehe ich in sein Haus, und nach dem Turnier werde ich hoffentlich bei den Stiftsdamen aufgenommen. Horsel, warum hast du mir nie erzählt, dass du ihn während seiner Krankheit gepflegt hast?«
    Einen winzigen Augenblick lang wirkte Horsel unsicher, dann lachte sie auf und meinte gutmütig: »Man soll sich seiner guten Taten doch nicht rühmen. So steht es schon in der Bibel.«
    »Aber man kann den Verdienst dafür einfordern, was?«
    »Ehrenwerte Anna di Nezza, Hrabanus Valens ist vor allem Kaufmann. Er kennt sich mit Geschäften aus. Und, meine Liebe, er ist ein unermesslich reicher Kaufmann.
    Es wird ihn nicht ruinieren, die Stiftsdamen ein wenig zu schmieren.«
    »Und mir eine Mitgift zu überschreiben. Er ist wahrhaft großzügig. Hättest du nicht schon früher seine Hilfe in Anspruch nehmen können? Dann wäre mir zumindest meine Jungfräulichkeit erhalten geblieben.«
    »Wem liegt schon etwas daran?«
    »Mir offensichtlich.«
    »Dir? Deinem zukünftigen Gatten möglicherweise, aber dir?«
    »Es wird keinen Gatten geben.«
    »Na also. Und jetzt, Anna di Nezza, wollen wir bei einem guten Essen feiern. Ich habe ein Spanferkel auf dem Spieß drüben in der Schenke. Ich hole uns eine große Portion.«
    *
    »Anna ist zu beneiden!«, seufzte Rose. »Ein Spanferkel auf dem Spieß! In meiner Küche liegt nur ein toter, kalter Fisch herum.«
    »Selbst schuld, warum kaufst du auch kein Spanferkel!«
    »Weil ich keinen Spieß habe und mir ein krummbeiniger kleiner Hund fehlt, der ihn über dem Feuer dreht.« Ich streckte mich und gähnte.
    »Leute, ich habe mir den ganzen Nachmittag den Mund fusselig geredet. Ich werde mich jetzt nicht auch noch an den Herd stellen und aus dem toten Fisch ein mehrgängiges Menü zaubern.«
    »Also keine Speisung der Fünfhundert?«, fragte Cilly und rekelte sich ebenfalls. »Jesus konnte das.«
    »Bin ich Jesus?«
    »Nein, aber eine gute Geschichtenerzählerin bist duallemal«, bestätigte Rose mir. »Aber wieso bist du dir so sicher, dass Anna 1486 in das Stift eintrat?«
    Ich legte ihr ein Bild aus dem Stundenbuch vor, das in die Geschichte passte, die ich erzählt hatte, das jedoch nicht zur Vesper, sondern zur Terz gehörte. Ein Rank- werk von spitzigen Stechpalmen umgab Ritter in blanken Rüstungen, prächtige Federbüsche auf den Helmen und saßen auf Pferden, die Schabracken in den Wappenfarben trugen. Ein Turnier vor der Kulisse von Rathausturm und halb fertigem Dom.
    »Am 17. Mai 1486 fand zu Ehren des Königs Maximilian ein Turnier zu Köllen auf dem Alten Markt statt. Das letzte seiner Art, nehme ich an, denn die hohe Zeit der Ritter war vorüber. Dieses Bild deutet wohl darauf hin, dass Anna es selbst gesehen hat.«
    »Ist dieser Hrabanus Valens dein Valerius im mittelalterlichen Gewand?«
    »Ich glaube schon. Hrabanus ist die latinisierte Form des germanischen Wortstamms Hraban – Rabe, und Narben trägt er auch. Mag sein, Julian hat sich das so vorgestellt.«
    »Ja, es gibt noch ein paar andere Dinge, an die ich mich inzwischen aus seinen Geschichten erinnere. Zumindest im Jahre 1486 hast du ihn also wieder gefunden.«
    »Nur, Rose, was nützt mir das heute? Übrigens, die Mitarbeiter vom Straßenverkehrsamt kann man nur als zugeknöpft bezeichnen. Und ich kann sie auch irgendwie verstehen, der Hinweis auf einen dunklen BMW mit lediglich den Buchstaben des Nummernschildes ist nicht besonders förderlich. Wenn er ein Verbrechen begangen hätte, würden die sich sicher ein wenig mehr anstrengen. Aber so...«
    Cilly, die an ihrem Daumen genagt hatte, kam mit einem neuen Vorschlag, der sogar ungemein gut war.
    »Du hast ihn doch in einem Juweliergeschäft kennen gelernt. Was hat er da eigentlich gemacht?«
    »Er hat seine Uhr abgegeben, die stehen geblieben war.«
    »Na also. Frag da doch mal nach, unter Umständen kennen die ihn ja. Oder er hat seinen Namen

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