Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bestseller

Der Bestseller

Titel: Der Bestseller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Carter
Vom Netzwerk:
herausbrachten, nicht gerade kometenhaft an die Spitze der Bestsellerlisten gestiegen war. Wenn man keine lebende Berühmtheit, einen Graham Farrar etwa, als Zugpferd bieten kann... Ach, nein, ich verlege lieber keine berühmten Plaudertaschen.
    Fast unmerklich legte die Queen of the Potomac ab und fuhr flußaufwärts.
    Ich sah wieder Harry an, der inzwischen eine neue Flasche Bier in der Hand hatte.
    »Wie sollen wir vorgehen, Harry? Welchen Modus operandi wählen wir? Wenden wir uns direkt an Poole oder an seinen Agenten? Wer ist überhaupt sein Agent?«
    Er dachte einen Augenblick nach, ließ das Glas stehen und nahm einen Schluck direkt aus der Flasche. Dann seufzte er und sagte: »Poole wird morgen hier sein und Bücher signieren. Wenn du das Programm oder den Show Daily gelesen hättest, wüßtest du das.«
    »Ich schaffe es gerade mal, die Times zu lesen.«
    »Und seine Agentin, die bezaubernde Kay McIntire, wird ebenfalls hier sein.«
    Inzwischen stand man in Dreierreihen an der Bar. Ich trat an die Reling zurück und winkte Harry, mir zu folgen.
    »Du machst mich zu einem glücklichen Menschen, Harry.«
    »Das wäre wirklich ein toller Coup, nicht? Wahrscheinlich ist jeder große Verlag hinter Poole her, einschließlich die, die Pan im Zwielicht damals abgelehnt haben.«
    »Da bin ich sicher.«
    »Aber...«
    »Aber was?«
    »Das wird dich eine Stange Geld kosten.«
    »Das müssen wir mit Mort Mandelbaum besprechen, sobald wir wieder zurück sind. Könntest du schon mal bei deinen Leuten vorfühlen?«
    »Ich schätze, wir könnten die Buchclub-Rechte versteigern und für die Taschenbuchausgabe ungefähr zweihundertfünfzig kassieren«, sagte Harry. Wie Jack Nicholson in Die Ehre der Prizzis sprach Harry gern von »fünf«, wenn er fünftausend meinte, oder von »fünfzig«, wenn es um fünfzigtausend Dollar ging. »Zweihundertfünfzig« oder auch »zweihundertfünfzig Riesen« bedeutete also eine Viertelmillion. Ich finde diese Angewohnheit ansteckend.
    Wir glitten den Potomac hinauf, vorbei am Tidal Basin, das dem Fluß abgewonnen worden war, um die Symmetrie zu erhalten, die L’Enfant zu seinem Entwurf für Washington inspiriert hatte. Groß und leuchtend ging der Mond auf und fügte sein Licht dem der Scheinwerfer hinzu, die auf das Jefferson Memorial gerichtet waren, den säulengeschmückten Rundbau, der dem Pantheon in Rom nachempfunden ist. Dieses Heiligtum bewunderte Jefferson so sehr, daß er das Hauptgebäude der Universität von Virginia im selben Stil entwarf.
    »Ein schöner Abend«, sagte ich. Harry nickte.
    »Nicht schlecht«, sagte er.
    In diesem Augenblick erklang das vertraute wiehernde Gelächter. Parker Foxcroft hatte es entweder geschafft, eine Einladung zu ergattern, oder war einfach an Bord gestürmt. Er näherte sich in schnellem Tempo.
    »Parker!« rief ich. »Hier, Parker!«
    Er war nicht allein. An seiner Seite war eine jener seltenen Schönheiten, die hin und wieder in der Buchbranche auftauchen, obwohl sie, wenn sie klug wären, Karriere als Model oder Schauspielerin machen könnten. Sie war blond, schlank und besaß, wie ich feststellen konnte, als sie näher trat, eine Figur, die ebenso elegant wie kurvenreich war. Sie trug eine hellblaue Jeans und ein weißes Herrenhemd mit Button-down-Kragen — von Gap, nahm ich an, oder von Banana Republic. Ich pfiff leise. >Parker Foxcroft hat’s mal wieder geschafft<, dachte ich. Als Parker näher kam, entfernte sich Harry Bunter, ziemlich unvermittelt, wie mir schien.
    »Nick«, sagte Parker, »ich möchte Ihnen Susan Markham vorstellen. Sie ist Lektoratsassistentin bei Little, Brown. Susan, das ist mein Chef, der wohlbekannte und namengebende Besitzer von Barlow & Company.«
    Ich streckte die Hand aus. Sie nahm sie und drückte sie leicht, aber fest genug, um einen kleinen elektrischen Funken überspringen zu lassen.
    »Dann sind Sie bei einem großen Haus angestellt«, sagte ich.
    »Sie sind ja auch nicht gerade klein«, antwortete sie.
    >Mein Gott<, dachte ich, >ist es so schlimm? Ich sollte wirklich eine Diät machen.<
    »Susan hätte beinahe für uns gearbeitet«, sagte Parker.
    »Ach, ja?«
    »Ja, aber Sie haben ihre Bewerbung abgelehnt.«
    Ich wandte mich an Susan Markham. »Und warum habe ich das getan?«
    »Weil ich damals nur tippen, abheften und telefonieren konnte«, sagte sie, »und offenbar brauchten Sie keine Sekretärin. Ich wollte aber Lektoratsassistentin werden, und die brauchten Sie offenbar auch nicht.«
    Jedes Jahr

Weitere Kostenlose Bücher