Der Bestseller
was auf einer ABA so passiert, und vielleicht auch als Belohnung für gute Führung.«
»Sie sind ein Glückspilz«, sagte ich. »Viele wären froh, wenn sie ein paar Tage Urlaub für diesen Rummel opfern dürften.«
»Aber jemand wie Sie kann doch sicher tun und lassen, was er will.«
»Das schon. Trotzdem muß ich von Zeit zu Zeit Flagge zeigen. Sind Sie zum ersten Mal in Washington?«
Sie nickte.
»Dann sollten Sie sich ein bißchen umsehen.«
»Das würde mehr Spaß machen«, sagte sie betont und sah mir in die Augen, »wenn ich einen kundigen Führer hätte.«
Einen Augenblick lang stand ich reglos da und sagte gar nichts. Ich war berührt und geschmeichelt: Diese schöne junge Frau lud mich ein. Aber...
»Ich wollte, ich könnte mich zur Verfügung stellen«, sagte ich und zuckte die Schultern. »Aber leider...«
»Sind Sie beschäftigt.«
»Ja.«
»Schade«, sagte sie. »Dann werde ich wohl auf einen Reiseführer zurückgreifen müssen.« Und damit entfernte sie sich den Gang hinunter.
Ich wußte, daß ich ein Angebot abgelehnt hatte, das ich nicht noch einmal bekommen würde. Warum nur? Weil ich nicht mehr an zufällige Begegnungen glaubte? Weil ich mich nicht einmal mehr auf einen Flirt oder eine flüchtige Beziehung einlassen wollte? Ich fühlte mich keineswegs zu alt für Susan Markham. Was also hatte mich zurückgehalten?
Wahrscheinlich der Lauf der Zeit. Der Kontrast zwischen Früher und Heute.
Wenn ich früher zu einer ABA fuhr, hatte ich immer das Gefühl, daß eine kleine Affäre sozusagen obligatorisch war, ob es sich nun um eine energisch betriebene Eroberung oder um einen puren Glückstreffer handelte.
Elaine zum Beispiel... Sie war nicht von ihrem Verlag nach Washington geschickt worden , sondern auf eigene Faust angereist und hatte kein Hotelzimmer mehr gefunden, also verbrachte sie die Nacht in meinem... Obwohl sie fest entschlossen war, keusch zu bleiben, weichte ihr Vorsatz im Lauf der Nacht auf, bis sie schließlich ihren Slip auszog und rief: »Das wäre dir gegenüber nicht fair!« Worauf sie sich auf mich setzte und mich in ihren willigen jungen Körper einließ...
Oder Vicky... Sie hatte eine Zeitlang bei Barlow & Company gearbeitet, war dann aber zu einem anderen Verlag gewechselt. Wir trafen uns in einem der Fahrstühle des Shoreham... Sie kam gerade vom Swimmingpool, trug noch ihren Badeanzug und hatte ein Handtuch um die Schultern gelegt... Als sie ihren Zimmerschlüssel fallen ließ, hob ich ihn auf, und als sie in ihrer Etage ausstieg, trat ich, den Schlüssel noch immer in der Hand, mit ihr aus dem Aufzug, schloß ihre Zimmertür auf und ging mit ihr hinein... Liebe Vicky...
Oder Martha... Wir wollten zum Abendessen in den Jockey Club gehen. Vorher lud ich sie zu einem Drink in meinem Zimmer ein... und dann vergaßen wir das Abendessen und bestellten etwas beim Zimmerservice... Später sagte sie: »Ich hatte nicht vor, mit dir ins Bett zu gehen, Nick... Nein, ich gestehe: Ich hatte es vor. Ich hab meine schönste Unterwäsche angezogen.« Eigentlich wollten wir es in der Badewanne treiben, aber das vergaßen wir ebenfalls. Das Wasser lief über und überschwemmte den Badezimmerboden...
Es hatte natürlich noch andere Frauen gegeben, an die ich zärtlich zurückdachte, und wieder andere, die mich widerstehlich gefunden oder sich zu anderen Männern hingezogen gefühlt hatten oder die einfach nicht für mich bestimmt gewesen waren. Die Erinnerung an ein Scheitern kann lebhafter — und weit lehrreicher — sein als die an einen Erfolg.
Während der Mittagspause rief ich Margo Richmond an, in der Hoffnung, der Klang ihrer Stimme würde den sauren Geschmack der Selbstbeherrschung, den ich seit meiner Absage an Susan Markham spürte, ein wenig dämpfen.
Ich rief in ihrer Wohnung an und rechnete damit, den Anrufbeantworter zu hören — seit neuestem sprechen wir beim Telefonieren häufiger mit Maschinen als mit Menschen — , doch zu meiner Überraschung war Margo zu Hause.
»Nick«, sagte sie. »Schön, daß du anrufst.«
Margo und ich haben immer wieder mal rein theoretisch die Möglichkeit erwogen, zusammenzuziehen, allerdings ohne zu heiraten. »Das haben wir schon probiert, und es hat nicht geklappt«, sagte sie, und ich konnte ihr nicht widersprechen. Jemand hat mal gesagt, die Ehe sei ein romantisches Drama, in dem der Held schon im ersten Akt sterbe.
»Amüsierst du dich gut?«
»Nein, aber ich will dich nicht mit Einzelheiten langweilen.«
»Kein
Weitere Kostenlose Bücher