Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games
Jemand anderes untersuchte Hardies Hals, seine lebenswichtigen Organe und leuchtete ihm mit einer Lampe in die Augen, dann wurde er auf eine Trage gehievt und durch die Wohnung der Hunters transportiert. Psycho Phil und seine Schwester stöhnten immer noch – wahrscheinlich würden sie überleben. Und die beiden Killer auch. Hardie war schon mal besser in Form gewesen. Oder man konnte im Fegefeuer nicht sterben.
Er hatte das untrügliche Gefühl, dies alles schon mal erlebt zu haben, wenn auch eine durchgeknallte Variante davon: angeschossen und verprügelt und dann halb tot durch die Wohnung einer unschuldigen Familie getragen zu werden. Das war vor drei Jahren gewesen, als man ihn nach der Schießerei aus Nates Wohnung befördert hatte.
Vielleicht war’s das jetzt, endlich, zu guter Letzt – der Abspann, der drei Jahre lang darauf gewartet hatte, über die Leinwand zu rollen.
Bitte, Gott, lass mich einfach langsam verschwinden und erkennen, dass die vergangenen drei Jahre nur eine ausgeklügelte Traumsequenz waren, die ich mir zusammengereimt habe, während in meinem Gehirn die letzten paar Synapsen aufzuckten. Bitte, sag mir, dass ich in Wirklichkeit in Nates Haus gestorben bin, und dass das hier eine Art Fegefeuer war, durch das ich gehen musste, um ins nächste Leben zu gelangen. Bitte, sag mir, das hier alles diente dazu, meine Seele zu reinigen, und dass ich jetzt in Frieden ruhen kann.
Falls Gott zuhörte, weigerte er sich zu antworten.
Es verging ein wenig Zeit. Hardie war sich nicht sicher, wie viel. Vielleicht eine Minute. Er spürte, dass er nur noch verschwommen sehen konnte. Seine Gedanken schweiften ab, als würde er gleich einschlafen. Allerdings lief sein Leben nicht vor ihm ab. Und er hatte auch keine Offenbarung oder Erleuchtung in letzter Minute. Alles war nur grau, dumpf und taub.
Neben ihm erschien ein Rettungssanitäter. Er riss eine
Plastikfolie auf. Nahm eine Spritze heraus. Brach die Plastikkappe ab. Steckte die Nadel in eine Glasampulle. Zog den Kolben zurück. Und schnippte mit dem Finger gegen die Spritze.
»Die werden ihren Spaß mit dir haben«, sagte der Sanitäter und stach Hardie die Nadel in den Arm.
DANKSAGUNG
D ieses Buch hat nicht nur viele Väter, sondern auch ein bis zwei Mütter. Drei dieser Väter heißen seltsamerweise David.
Vor knapp über zwei Jahren lud mich David J. Schow zu seiner Geburtstagsparty in den Hügeln von Hollywood ein. Nachdem ich während eines Wendemanövers auf dem Durand Drive um ein Haar mit dem Auto die Klippe hinunter in den Tod gestürzt wäre, wusste ich: Das ist der ideale Schauplatz für einen Roman. Die Idee zu Der Bewacher (oder zumindest der Kulisse dafür) war geboren. Im vergangenen Sommer nahm das Projekt dann Gestalt an, als ich mit Schow einen irren Ausflug durch den Beachwood Canyon vom Hollywood Reservoir bis zu den Bronson Caves unternahm – seit Jahren Schauplatz unzähliger Genrefilme. Hardie und Lane sollten zwar nie die Höhlen erreichen, aber alles andere, das Schow mir damals gezeigt hat, findet sich im Buch wieder. Ich stehe tief in seiner Schuld. Wenn es bei Romanen so etwas wie einen »Schauplatzmanager« gäbe, wäre er genau der richtige Mann dafür. Lesen Sie seine Kurzgeschichten und Romane und hoffen Sie inständig, dass Ihre Kinder nur halb so cool und freundlich wie er werden.
Ein weiterer Vater des Romans (und noch dazu Literaturagent) ist David Hale Smith , der sozusagen nicht nur bei der Empfängnis, sondern auch bei der Verkündung der guten Nachricht und der Geburt selbst zugegen war. Als Agent ist er nicht der Typ, der rauchend im Vorraum auf und ab tigert, sondern deine Hand hält und dir sagt, wie du richtig atmen sollst.
Zu dem dritten Vater namens David komme ich ganz zum Schluss – dann werden Sie auch verstehen, warum.
Der vierte Vater – derjenige, der mir Schwangerschaftsvitamine eingeflößt und mir um vier Uhr nachts Essiggurken mit Eiscreme serviert hat – heißt nicht David, sondern John Schoenfelder. Er ist Lektor bei Mulholland Books. Bei einem Essen in einem Scarface -mäßigen Restaurant nicht weit von der New Yorker Grand Central Station entfernt sprachen wir über das Baby und setzten die Unterhaltung dann in einem proppenvollen Irish Pub fort. Allein John ist es zu verdanken, dass sich diese winzig kleine Idee zu jener gewaltigen, völlig durchgeknallten Trilogie entwickelt hat, die Sie (hoffentlich) gerade lesen. Johns Kreativität kennt keine
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