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Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Titel: Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duane Swierczynski
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Flug. Doch so eine scheißarrogante Flugbegleiterin hatte ihm irgendeinen Schwachsinn von wegen Höhe und Breite erzählt, und dass der Gang frei bleiben müsse.
    »Sind Sie sicher, dass das erlaubt ist?«
    Sie berührte sein Handgelenk und beugte sich zu ihm herunter. »Sonst würd ich’s Ihnen nicht vorschlagen.«
    Der Flug verlief ruhig, eintönig, langweilig. Die Landung ebenfalls  – in der frühen Morgendämmerung setzten sie sanft auf. Hardie war froh, dass er den schweren Teil jetzt hinter sich hatte. In ein paar Stunden würde er in der Wohnung eines Fremden seiner Arbeit nachgehen und sich in einen Zustand wohliger, alkoholgetränkter Selbstvergessenheit fallen lassen, so wie er das mochte.
     
    Zu seinem Job als Haussitter war Hardie vor zwei Jahren ganz zufällig gekommen. Er wohnte damals in billigen Hotels, und der Freund eines Freundes musste beruflich nach Schottland, also hatte er Hardie gefragt, ob er sich um sein Haus eine Stunde nördlich von San Diego kümmern könne. Vier Schlafzimmer, Swimming Pool, im Garten mehrere Zitronenbäume. Hardie bekam fünfhundert Dollar pro Woche und hatte ein Dach über dem Kopf. Er hatte fast ein schlechtes Gewissen, das Geld zu nehmen, denn es gab
nicht viel zu tun. Das Haus brannte nicht ab; und es versuchte auch niemand einzubrechen. Hardie schaute sich alte Filme an, auf DVD und im Fernsehen. Schüttete jede Menge Bourbon in sich hinein. Futterte Cracker. Machte hinter sich sauber und pinkelte nicht auf den Badezimmerboden.
    Der Freund seines Freundes war zufrieden und empfahl Hardie anderen Freunden weiter  – die eine Hälfte davon an der Westküste, die anderen an der Ostküste. Die Sache sprach sich herum; zuverlässige Haussitter waren schwer zu finden. Was Hardie so attraktiv machte, war seine frühere Tätigkeit für die Polizei. Bald schon hatte er so viele Aufträge, dass er nicht mehr im Hotel wohnen musste, sondern mit Koffer und Handgepäck unterwegs war. Was ihn im Grunde genommen zu einem Obdachlosen machte, auch wenn er in den elegantesten Wohnungen des Landes hauste. Wohnungen, für die ein einfacher Bürger ein ganzes Leben lang schuften musste.
    Hardie hatte nichts weiter zu tun, als dafür zu sorgen, dass in die von ihm betreuten Objekte nicht eingebrochen wurde. Und dass sie nicht niederbrannten.
    Ersteres war kein Problem. In der Regel machten Einbrecher einen Bogen um bewohnte Häuser. Außerdem kannte Hardie die üblichen Einstiegsmöglichkeiten, also vergewisserte er sich nach seiner Ankunft, dass alles dicht war  – das Ganze dauerte nur ein paar Minuten  – und dann … ja. Das war’s. Mehr »Arbeit« war nicht nötig. Er hatte seinem Agenten Virgil erklärt, dass er sich weder um Pflanzen noch um Tiere kümmere. Er sorgte nur dafür, dass nichts geklaut wurde.

    Mit dem Feuer war das was anderes. Besonders während der Saison in Südkalifornien. Hardies letzter Einsatz an der Westküste war in Calabasas gewesen, er hatte dort auf das Haus eines Drehbuchautors aufgepasst, der in Deutschland für eine Comedy-Serie arbeitete. Während er sich mit Bourbon volllaufen ließ, hatte er die Nachrichten verfolgt: Ohne große Vorankündigung hatte der Wind gedreht, und eine Feuerwand kam direkt auf ihn zugerast.
    Hardie konnte nichts tun, um das Haus zu retten. Also hatte er jeden Gegenstand, der für einen Autor wichtig sein könnte  – Manuskripte, Notizen, Festplatten  – in seinen Mietwagen verfrachtet. Er war noch damit beschäftigt, jeden verfügbaren Winkel damit vollzustopfen, als die Flammen den Garten erreichten. Auf die Motorhaube und seinen Kopf regnete Asche herab. Hardie schaffte es den Hügel hinunter zum Highway, während er im Rückspiegel verfolgte, wie das Feuer langsam das Haus verschlang. Beim Anblick des Rauches und der Hubschrauber musste er an den alten Punk-Song »Stukas Over Disneyland« denken. Die Tatsache, dass er damals eine Menge Bourbon intus hatte, ließ seine geglückte Flucht umso erstaunlicher erscheinen.
    Denn das tat er, wenn er seine »Arbeit« erledigt und das Haus gesichert hatte  – er ließ sich volllaufen und schaute sich alte Filme an. Sobald er der Handlung nicht mehr folgen konnte, wusste er, dass er sein Limit erreicht hatte. Dann stellte er die Flasche beiseite und schloss die Augen. Er musste sich keine Sorgen machen, dass er einen Einbrecher, die Sirenen oder sonst irgendwas überhörte. Denn der stets wachsame Reptilien-Cop-Bereich seines Gehirns
ließ sich nicht

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