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Der Blaumilchkanal

Titel: Der Blaumilchkanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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so daß die Passagiere mehr als einmal mit den Köpfen heftig zusammenstießen. Dennoch wagten sie kein Wort zu äußern, solange sie nicht das am Tunnelende winkende Tageslicht erreicht hatten.
    »Na?« fragte der Fahrer mit triumphierender Miene. »Verstehen Sie jetzt, meine Herren?«
    »Erholung!« knurrte Zev und klopfte sich den Staub von der Hose. »Erholung!«
    »Jedenfalls ist die Landschaft herrlich«, sagte Dulnikker entschuldigend. »Zu schade, daß ich meine Kamera nicht mitgenommen habe.«
    Die Landschaft war wirklich faszinierend. Die schmale Landstraße wand sich spiralenförmig sanft aufwärts über Schichten von glattem Fels, der da und dort mit vereinzelten Gruppen von Pinien gesprenkelt war. Die Luft war plötzlich frisch und scharf geworden, und von Norden her wehte stetig ein starker Wind.
    »Das ist der berühmte Flußberg.« Der Fahrer wies auf einen kahlen, schwarzen Berg, der streng und stolz die Landschaft überragte. »In der Regenperiode stürzt das Wasser herunter wie die Sintflut. Wenn es nicht die großen Erddämme gäbe, hätte der Wildbach das ganze Dorf bestimmt schon weggeschwemmt.«
    »Herrlich, nicht, Zev?« Dulnikker war hingerissen. »Von Zeit zu Zeit muß der Mensch an den Busen der Natur zurückkehren.«
    »Verzeihung«, flüsterte der Sekretär, »ich muß aussteigen ... schnell .«
    Das Fahrzeug hielt, der seekranke junge Mann taumelte hinaus und an den Straßenrand. Auch Dulnikker stieg aus und streckte sich genüßlich.
    »Mein Freund«, wandte er sich an den Fahrer und wies auf den leidenden Zev, »das erinnert mich an die Geschichte von dem Schächter, der zu Rosh Hashanah nicht Schofar blasen durfte. Der arme Kerl ging zum Rebbe und weinte. >Rebbe, Rebbec, jammerte er, >warum läßt man mich am Rosh Hashanah nicht blasen?< Und was erwiderte der Rebbe, meine Herren? Der Rebbe sagte: >Ich habe gehört - ä-hm -, daß du nicht in die reinigenden Gewässer der Mikve untergetaucht bist.< Der Schächter begann sich zu entschuldigen. >Rebbe, das Wasser war kalt, oj, war das kalt, Rebbe! < Und der Rebbe erwiderte: >Oif Kalts blust men nischt!< Auf Kaltes bläst man nicht! Ha, ha, ha!«
    Dulnikker brach in ein so dröhnendes Gelächter aus, daß seine Augen ganz schmal wurden und in den umgebenden Falten verschwanden. Der Fahrer lächelte gezwungen, er verstand kein Wort. Inzwischen hatte der Sekretär verrichtet, was zu verrichten war, und kam schwankend zu ihnen zurück.
    »Mein Freund«, begrüßte ihn Dulnikker, »wenn du so schwach bist, wird es dir sicher nicht schaden, eine Weile auszuruhen.«
    Der Sekretär schwieg, und der Lastwagen fuhr weiter. Die Landschaft wurde zivilisierter.
    »Das sind die Karawijafelder«, erklärte der Fahrer und wies auf die niedrigen, saftigen Büsche, von denen sämtliche winzigen Parzellen überquollen.
    »Jetzt aber Vorsicht, meine Herren, die Straße wird sehr steil.«
    Der Lastwagen überquerte den Bergrücken und fuhr unter ohrenzerreißendem Kreischen der Bremsen hinunter. Tief im Tal konnten die Männer zwei Reihen kleiner Häuser aus roh behauenem Gestein sehen.
    »Hier also«, behauptete Dulnikker, »beginnt das Dorf.«
    »Nein«, antwortete der Fahrer. »Das ist das ganze Dorf.«
    Plötzlich hörte das schrille Pfeifen des starken Windes auf, denn die Berge hielten alle Winde ab. Kurz darauf hörten die Passagiere Hundegebell, und dann tauchten einige einzelne Bauern auf, die gemessenen Schrittes heimwärts gingen. Sie waren fest gebaut, bedächtig in ihren Bewegungen und von der Sonne tief gebräunt. Ihr Anzug - schwarze Hose, weißes, am Hals zugeknöpftes Hemd und Schaftstiefel - erinnerte an die ukrainische Bauerntracht. Die Frauen trugen weite Röcke, die fast bis zum Boden reichten und im Rhythmus ihrer Schritte schwangen. Die Dörfler begrüßten den Tnuva-Lastwagen mit einem Nicken, ohne in ihrem friedlichen Tempo innezuhalten.
    Dulnikker zupfte am Schirm seiner Mütze, zog sie tief in die Stirn und setzte auch eine schwarze Sonnenbrille auf. Sein Sekretär spähte mit einer Ängstlichkeit, die an Panik grenzte, aus dem Fenster.
    »Hören Sie, Mister«, wandte er sich an den Fahrer, »wann kommen Sie das nächste Mal her?«
    »Je nachdem. Gewöhnlich komme ich zweimal in zwei Monaten, aber manchmal - wenn sie die Taube früher schicken ...«
    »Was für eine Taube?«
    Der Fahrer langte unter seinen Sitz und zog einen kleinen Käfig hervor, der zwei weiße, schläfrige Tauben enthielt.
    »Sie fliegen geradewegs zur

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