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Der Blumenkrieg

Der Blumenkrieg

Titel: Der Blumenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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junge Mädchen wahrscheinlich Dinge sahen, die in Wirklichkeit gar nicht da waren.
    Nein, wollte Theo antworten. Nein, ich werde genau wie ihr die ganze Nacht hier rumhängen, Dope rauchen und mich daran aufgeilen, wie toll ich bin, weil ich natürlich nichts Besseres zu tun habe und niemand mich darauf festnageln will, wann ich nach Hause komme.
    »Ich muß«, sagte er statt dessen. »Meine Freundin ist schwanger, schon vergessen?« Und vor lauter Verantwortungsbewußtsein sah er großzügig darüber hinweg, daß er das Telefon zwei Stunden lang nicht angehabt hatte.
    Kris verdrehte die Augen zum Zeichen, daß ihn das ganze unglaublich langweilige Thema einen feuchten Kehricht interessierte, dann drückte er mit seinen langen Fingern die Knöpfe des DAT-Recorders, um das Band zurücklaufen zu lassen und sich einmal mehr sein Solo mit den kreischenden Rückkoppelungen anzuhören. Morgan und Dano nickten einmal kurz in Theos Richtung, wohl um sich den Aufwand des Winkens zu ersparen. John grinste ihm verschwörerisch zu, obwohl er im Unterschied zu Theo weiter mit diesen zehn Jahre jüngeren Knaben zusammenhocken, die Haschpfeife herumgehen lassen und bis ein oder zwei Uhr nachts über ein hypothetisches erstes Album schwadronieren würde. »Halt die Ohren steif, Thee!« rief er.
    Theos alte Yamaha sprang beim ersten Tritt an. Ein gutes Zeichen, fand er.
     
    I m Schlafzimmer brannte kein Licht, doch der Fernseher flackerte hinter den Jalousien, woraus er schloß, daß Catherine wahrscheinlich noch auf war. Obwohl sie nicht versucht hatte, ihn anzurufen, hatte er das Gefühl, daß sie auf sein Kommen nach Mitternacht nicht gerade begeistert reagieren würde. Theo zögerte, dann setzte er sich auf die Eingangsstufen und rauchte die Zigarette, die Johnny ihm gegeben hatte. Die Straßenlaternen betupften den Bürgersteig vor den dunklen Häusern mit kleinen Lichtkreisen. Es war eine stille Wohngegend in der Western Addition, ein Arbeiterviertel, wo Leute wohnten, die von Letterman oder Leno gerade den Eingangsmonolog durchhielten und dann abstellten, weil sie in aller Frühe aufstehen mußten. Ein Windstoß wirbelte raschelndes Laub durch die Straße.
    Ich sterbe hier, dachte er plötzlich. Ich gehöre hier nicht hin.
    Er stutzte verwundert. Wenn nicht hierhin, wohin dann? Wo wollte er denn etwas Besseres finden? Es stimmte zwar, daß er sich nur dann richtig lebendig fühlte, wenn er sang, wenn er Musik machte, und daß er oft das unangenehme Gefühl hatte, bei der Arbeit, in Gesprächen, manchmal sogar mit Cat zusammen nur so zu tun, als wäre er bei der Sache; andererseits war er sicher, daß er die kindischen Träume von der Karriere als Rockstar hinter sich gelassen hatte. Es würde ihm völlig genügen, alle paar Wochen in einem Club vor einem kleinen Publikum aufzutreten. Nein, wenn er etwas wirklich wollte, dann das hier: ein Haus, ein Erwachsenenleben – oder? Auf jeden Fall war es das, was Catherine Lillard wollte, und er wollte sie. Er war jetzt schon fast zwei Jahre mit ihr zusammen. Eine halbe Ewigkeit, kam es ihm vor. Praktisch verheiratet, und das schon bevor sie das Testergebnis bekommen hatten.
    Theo trat über den handtuchgroßen Rasen auf den Bürgersteig, schnippte die Kippe in den Rinnstein und ging hinein. Der Fernseher lief, doch an Cats üblichem Kuschelplatz auf der Couch lag nur eine zusammengeknüllte Decke.
    »He, Schatz? Cat?« Die Küche war dunkel, doch es roch, als ob Cat gekocht hätte: Ein eigentümlicher schwerwürziger Geruch hing in der Luft, süßlich und zugleich ein bißchen eklig. Die Fenster standen offen, und es war eine milde Märznacht, doch die Luft in dem kleinen Haus war so gespannt, als ob ein Gewitter im Anzug wäre.
    »Cat? Ich bin’s.« Er zuckte die Achseln. Vielleicht war sie zu Bett gegangen und hatte den Fernseher angelassen. Er trat in den Flur und sah, daß das Licht im Badezimmer noch brannte, doch das war nichts Ungewöhnliches – Cat konnte es nicht leiden, im halbwachen Zustand nach dem Schalter zu tasten oder sich im Dunkeln das Schienbein an etwas zu stoßen, das im Flur herumstand. Das Bündel, das an der hinteren Badwand auf dem Boden lag, beachtete er kaum. Was ihm ins Auge fiel, waren die roten Schmierflecken außen an der Badewanne, die erschreckend grell vom weißen Porzellan abstachen. Er stieß die Tür ganz auf.
    Es dauerte volle zwei Sekunden, bis er begriff, was er vor sich sah. Es waren die längsten zwei Sekunden seines Lebens, eine

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