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Der blutige Baron - Lorenz - Der Buhmann

Der blutige Baron - Lorenz - Der Buhmann

Titel: Der blutige Baron - Lorenz - Der Buhmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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Jagdgründen zu verdanken. Falkengrund hatte Lorenz von Adlerbrunn ohne Frage das Leben gerettet. Auch hier warteten auf Schritt und Tritt Erinnerungen an Sophia auf ihn, doch es handelte sich in der Mehrzahl um angenehme Erinnerungen, denn auf Falkengrund war es ihr meistens gut gegangen. Während der letzten Monate ihres Leidens hatte sie Karlsruhe nicht mehr verlassen, und Schloss Falkengrund war nur dünn von dem Schatten ihres langsamen und qualvollen Todes befleckt worden.
    Es verging kein Tag, an dem sich Katharina diesen Umstand nicht bewusst machte. Aus diesem Grund liebte sie Falkengrund. Es war ein etwas schmuckloses Gemäuer, vor allem von der Frontseite aus gesehen, doch in dieser Nüchternheit lag viel Trost. Das Schloss war in einer malerischen Landschaft gelegen, zu allen Seiten von Wald umgeben, und es schien, als würde jeder neue Tag dieser schlichten Hausfront ein neues Gesicht verleihen. Von der verspielten Rückseite mit seinen unzähligen mythologischen Motiven abgesehen, war es ein zweckmäßiger Bau, der auf übermäßigen Prunk verzichtete. Das machte ihn … vertrauenswürdig. An manchen Tagen betrachtete Katharina das Haus als einen Freund.
    Denn unter den Menschen hatte sie nicht viele davon.
    Der Stallknecht kam ihr entgegen, ein alter Ungar, den sie auch einmal für einen Freund gehalten hatte, für sehr kurze Zeit. Irgendwann hatte auch er ihr gezeigt, dass er nicht viel von ihr hielt, und wie jedes Mal war es ein Schock gewesen. Sie wusste sehr gut, woher diese Antipathie kam, sie wusste auch, dass sie sie nicht verdient hatte, und am allerbesten wusste sie, dass sie nichts dagegen unternehmen konnte. Sie musste damit leben.
    Es wäre ihr nicht unrecht gewesen, wenn der Knecht sie zu den Hunden begleitet hätte. Lorenz war noch nicht fertig mit dem Ankleiden und hatte durchblicken lassen, dass es ihm lieber wäre, wenn sie sich in Ruhe – unbeeinflusst von seiner Meinung und ungestört von seiner Unruhe – ein Welpen aussuchen würde. Sie hatte ihm gesagt, dass sie sich lieber von ihm beeinflussen, stören, hetzen und verspotten lassen würde als alleine dorthin zu gehen, doch der Funke, den sie mit diesen Worten nach ihm auszusenden versuchte, erreichte ihn nicht. Er sah sie nur verständnislos an und scheuchte sie hinaus.
    Der Ungar war ein kleiner Mann mit dem Körper eines Kindes und dem Gesicht eines Hundertjährigen. Seinen knappen Lohn schien er für Haaröl auszugeben, das stets von seinem Kopf troff, und wenn man ihn auf Deutsch etwas fragte, antwortete er in seiner Muttersprache. Er schob Katharina in den Hundestall und schloss die Tür hinter ihr. Sie hätte schwören können, dass er ihre Angst besser riechen konnte als jeder einzelne dieser Hunde.
    Manche der Tiere verstummten, als sie hereinkam, andere begannen erst recht zu bellen. Die meisten waren angeleint, doch einige liefen völlig frei herum, und es waren nicht die ruhigsten. In dem Halbdunkel des Stalles, der nur winzige Fenster aufwies, waren einzelne Boxen zu erkennen, eigentlich für Pferde geschaffen, doch nun von den Hunden bewohnt. Gewöhnlich hatten die Pointer, die Lorenz hielt, diese Hälfte des Holzhauses für sich, doch nun mussten sie teilen. Offenbar hatten sie ihr Revier unter den anderen Tieren gut behaupten können, denn die drei Hunde verteidigten je eine Box, und in der hintersten davon entdeckte Katharina die Welpen.
    Sechs Stück waren es, viel heller als ihre fast völlig braune Mutter. Auf den ersten Blick schienen sie sich zu gleichen wie ein Ei dem anderen, doch nachdem Katharina sie eine Weile beobachtet hatte, konnte sie sie auseinanderhalten. Die Hundemutter akzeptierte die Menschenfrau, solange sie Abstand hielt. Wenn eines der Kleinen aus freien Stücken auf die Frau zuging, durfte sie es sogar anfassen. Ihr Gefühl drängte Katharina, sich für einen der stilleren Welpen zu entscheiden, da sie keine Erfahrung mit dem Erziehen und Abrichten hatte. Andererseits – würden sich aus den verwegeneren Exemplaren nicht bessere Jagdhunde machen lassen? Sie ärgerte sich über den Druck, dem Lorenz sie ausgesetzt hatte. Wenn sie sich nicht heute noch entschied, würden die Hunde vergeben sein. Er ließ ihr keine Zeit zum Nachdenken, und er schuf solche Situationen absichtlich, um sie zu quälen.
    Was war das für ein Spiel zwischen ihnen? Warum liebten sie sich nicht einfach – oder hassten sich wenigstens? Warum musste es so schwierig sein, ein Wechselbad der Gefühle, ein endloses

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