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Der blutige Baron - Lorenz - Der Buhmann

Der blutige Baron - Lorenz - Der Buhmann

Titel: Der blutige Baron - Lorenz - Der Buhmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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du geschossen hast!“, sagte er. Mit seiner kräftigen, dunkel behaarten Hand winkte er den jungen Mann heran.
    Jetzt kam die Sonne wieder hervor und entlockte dem braunen Einerlei frische Farben. Eugen betrachtete sich das tote Tier, das sich in seinem Blut gewälzt hatte. „Mit Verlaub, Baron, ich glaube nicht, dass ich es war, der …“
    „Willst du sagen, ich hätte mich getäuscht?“ Die Stimme des Freiherrn donnerte. „Ist der Keiler vielleicht an Altersschwäche gestorben?“
    „Nein, das … das gewiss nicht, aber …“
    In dem Ring aus Männern, der sich um den schwarzen Leib schloss, stand einer, in dessen Augen es zuckte. Es war derjenige, der den zweiten Schuss abgegeben hatte. Nach Eugens Meinung der Schütze, der den Eber wirklich erlegt hatte. Der Mann senkte den Kopf so weit, dass seine Miene nicht mehr zu sehen war. Nach geraumer Zeit, als er sich offenbar wieder unter Kontrolle hatte, hob er den Kopf. „Ich habe auch geschossen, Baron“, meinte er. „Leider war das Glück nicht mit mir. Ich gebe es nicht gerne zu, aber … ich habe ihn wohl verfehlt.“
    „Also doch Altersschwäche?“, fragte Lorenz, und ein stolzes Lachen kämpfte mit dem harten Zug auf seinen Lippen, versuchte ihn zu zerbrechen.
    „Entweder das, mein Guter, oder dieser junge Pinselschwinger hier hat endlich zu seiner Form gefunden.“
    Lorenz riss den Mann an seine linke Seite und Eugen an seine rechte. Seine Arme legte er auf die Schultern der Männer, die beide etwas kleiner waren als er. „Und ob er zu seiner Form gefunden hat!“, rief er. „Ich hoffe nur, er hat beim Schießen das Malen nicht verlernt.“
    „Ich … glaube nicht“, sagte Eugen. Das Ganze war ihm furchtbar peinlich.
    Wieder lachten alle, und Eugen fiel ein Stein vom Herzen, als sie damit aufhörten und mit den Vorbereitungen für die Heimkehr begannen. Warum durfte er nicht dazu stehen, dass er vorbeigeschossen hatte? Er war ein grüner Junge, was die Jagd anging. Er durfte sich dumm anstellen.
    Als er dabei half, den schweren Körper auf eines der wartenden Pferde zu laden, und die Männer ihm einer nach dem anderen auf die Schulter klopften, war er gar nicht mehr sicher, ob er das Schwein tatsächlich verfehlt hatte. Er beschloss, nicht mehr darüber nachzudenken.

2
    „Otto und Giselher haben die Heimreise angetreten, wie zu erwarten war“, murmelte Lorenz. Er hatte seinen Körper in einer Badewanne aus Zink verstaut, die auf Bärentatzen stand und reich verziert, aber nicht sehr geräumig war. Seine Knie ragten ein wenig über die Wasseroberfläche hinaus. Dampf stieg auf und sammelte sich unter der Decke. „Der alte Hubert möchte unbedingt noch bleiben. Er behauptet, er müsse sich erst gut ausruhen, bevor er sich die lange Reise antun kann …“
    „Eine Weltreise von fünf Kilometern“, schmunzelte Katharina. Die junge Frau trug ein schlichtes, hellblaues Kleid mit einer Schürze davor, in dem sie beinahe wie eine Hausangestellte aussah. Ihre orangeroten Haare hatte sie hochgesteckt. Die feuchte Hitze hatte nicht nur ihre Wangen in ein kräftiges Rot getaucht. „Hubert isst Fleisch für drei und trinkt Wein für fünf. Er wird sich das Bankett nicht entgehen lassen wollen.“
    „Und das Schachspiel ebenso wenig.“
    „Mein teurer Gemahl belieben einmal mehr zu scherzen“, sagte Katharina verschmitzt, doch der Schalk verschwand schnell aus ihren blaugrünen Augen. Sie goss den letzten Rest heißes Wasser aus einer Kupferkanne in die Wanne, und für einen Moment war der Badende in dichte Nebelschwaden getaucht. „Es wird also wieder stattfinden. Ich …“ Sie wandte den Kopf ab, setzte das Gefäß leise auf den Boden. Ihr Gesicht glühte. „Ich hatte gehofft, du würdest es diesmal absagen.“
    Auch er drehte sich weg von ihr. „Das kann ich nicht.“
    „Du bist der Herr auf Schloss Falkengrund. Wenn du es absagst, werden sie sich damit abfinden.“
    Lorenz starrte angestrengt vor sich hin, als stünde die Lösung des Problems auf der Oberfläche des vom Badesalz getrübten Wassers geschrieben. „Es ist eine Tradition.“ Er sprach langsam, wie, um sich selbst in beschwörender Weise von der Richtigkeit seiner Worte zu überzeugen. „Es wird auch dieses Jahr über die Bühne gehen, ohne dass es uns zu kümmern bräuchte. Wir nehmen nicht daran teil. Für uns ist es einerlei, ob das Schachspiel abgehalten wird oder nicht.“
    „Es geschieht auf unserem Grund und Boden.“
    „Der Boden wird dadurch nicht unfruchtbar

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