Der Blutkelch
»verworrene und bösartige Sekte«. Der philosophisch gebildete römische Kaiser Julianus Apostata, der zwischen 355 und 363 Herrschergewalt ausübte, schrieb eine Abhandlung
Contra Galilaeos
(Gegen die Galiläer), die allerdings nur in Fragmenten erhalten ist. Er nannte alle Christen »Galiläer« und hielt von deren theologischen Lehrmeinungen reichlich wenig. Galenos von Pergamon (129–200) brachte seine Kritik an den Christen in seiner um 170 verfassten Abhandlung
Über die Nützlichkeit der Körperteile
zum Ausdruck. Darin äußerte er sich abfällig über die christlichen philosophischen Anschauungen, nannte sie »widersinnig«.
Die für unsere Geschichte so wesentlichen kritischen Schriften des griechischen Philosophen Celsus aus dem 2. Jahrhundert sind nur in Bruchstücken auf uns gekommen, so auch sein polemisch gegen das Christentum gerichtetes Werk
Alethès Lógos
(Die wahre Lehre). Es wird etwa 178 entstanden sein. Doch 70 Jahre später hat Origenes eine Gegendarstellung
Contra Celsum
verfasst, in der er ausführlich den Text des Celsus zitiert, sodass sich daraus die ursprüngliche Fassung rekonstruieren lässt.
Zum Leidwesen der Historiker haben die Eiferer für den Neuen Glauben in ihrem Überschwang viele ähnliche Werke verbrannt, um den eigenen Lehrmeinungen über das Göttliche Geltung zu verschaffen.
In den ganz frühen Anfängen der christlichen Überlieferung galt es als gegeben, dass Joachim, vom Hause Amram,und Anna, vom Hause David, die Eltern Marias, der Mutter Jesu, waren. Sie lebten in Sepphoris (auf Hebräisch Tzippori), das mitten in Galiläa gelegen ist, sechs Kilometer nordöstlich von Nazareth. Die heilige Anna und der heilige Joachim haben in den christlichen Heiligenkalender Eingang gefunden. Doch das
Protoevangelium des Jakobus
, in dem beide ausführlich genannt werden, ist von den Kompilatoren des Neuen Testaments im 4. Jahrhundert nicht in die Endfassung aufgenommen worden. Diese Frühform eines Evangeliums dürfte um 150 entstanden sein, während die erhalten gebliebene früheste Abschrift erst aus dem 3. Jahrhundert stammt. Der Text befindet sich heute im Museum der Martin Bodmer Stiftung in Coligny bei Genf.
Es hat einige Zeit gedauert, bis sich die christlichen Kirchen einigten, welche Bücher zum Neuen Testament gehören sollten. Auf dem Konzil von Laodicea im Jahre 363 einigte man sich auf eine Auswahl, bei der die
Offenbarung des Johannes
noch ausgeschlossen blieb. Erst auf dem Konzil von Rom im Jahre 382 stimmten die westlichen Kirchen einhellig für die 27 Bücher, die heute das Neue Testament einschließlich der
Offenbarung
ausmachen. Die Ostkirchen übernahmen sie dann im darauffolgenden Jahrhundert. Die
Vulgata
, die lateinische Bibelübersetzung, wie sie der heilige Hieronymus schuf, blieb das ganze Mittelalter hindurch der maßgebende Text in den Westkirchen.
Die Stadt Sepphoris war der Mittelpunkt des jüdischen religiösen und geistlichen Lebens in Galiläa. Aus den frühen Texten geht hervor, dass dort Anna oder Ch’annah (auf Hebräisch »die Begnadete«) und Joachim (auf Hebräisch »Yahweh bereitet ihn vor«) mit ihrer Tochter Miriam lebten. Miriam ist ein althebräischer Name, der »widersetzlich« und »ungehorsam« bedeutet. In der griechischen Übersetzungwurde daraus Maria, und in dieser Form geriet der Name ins Lateinische. Im Jahr 750
ab urbe condita
der Römer erhob sich die Bevölkerung von Sepphoris gegen die römische Besatzung. Von der Zeitrechnung her entspricht das dem Jahr 4 v. Chr. im christlichen Kalender und wird heute nach verschiedenen Kalenderreformen als das Geburtsjahr Jesu angesehen. Als Bestrafung für den Aufstand machten römische Truppen unter dem Statthalter Publius Quinctilius Varus (46 v. Chr. – 9 n. Chr.) die Stadt dem Erdboden gleich. Der von Varus befehligte Feldzug war erbarmungslos, viele der Bewohner wurden als Sklaven verkauft, 2000 jüdische Aufständische wurden gekreuzigt. Der jüdische Historiker Flavius Josephus (37– etwa 93) hat dieses Ereignis geschildert; bei ihm ist nachzulesen, dass Jakobus, der Bruder Jesu, Jahrzehnte später hingerichtet wurde.
Nach der Plünderung und Brandschatzung von Sepphoris erzählte man sich, ein römischer Söldner mit Namen Abdes Pantera habe das Mädchen Miriam vergewaltigt. In den frühen Texten wird erwähnt, dass aus dieser gewaltsamen Vereinigung ein Kind geboren wurde, Jeschua ben Pantera. Jeschua oder Jehoschua war unter den Juden des Zweiten Tempels (516 v. Chr.
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