Der Blutkelch
und den Kopf schüttelte.
»Auch andere Vorfälle müssen genannt werden. Als Lady Eithne erfuhr, dass Abt Iarnla mich hatte rufen lassen, sandte sie uns zwei ihrer Söldner entgegen, die uns wie Wegelagerer überfallen und mich und meine Gefährten töten sollten. Das gelang ihnen nicht, einer wurde von Gormán erschlagen, der andere entfloh. Er starb später bei dem Angriff auf die Abtei Faer Maighe. Allem Anschein nach war er der Anführer eines Söldnertrupps aus dem Königreich Kernow auf der Insel Britannia, einer Bande Söldner, die du, Lady Eithne, angeheuert hattest. Ich habe übrigens herausgefunden, dass dein Clan, die Déisí, ein kleines Siedlungsgebiet in dem Königreich haben. Die Söldner wurden so ausgestattet, dass sie wie Krieger vom Stamm der Uí Liatháin aussahen. Auch der Frachtkahn wurde von als Uí Liatháin verkleideten Söldnern überfallen. Einer der Angreifer wurde verwundet, und du fühltest dich verpflichtet, nach dem Arzt der Abtei, Bruder Seachlann, zu schicken, der den Mann verbinden sollte. Das hat dazu beigetragen, dir auf die Schliche zu kommen, Lady. Du meinst, dein Rang stelle dich über alle anderen geringeren Ranges, wie du mir hinlänglich zu verstehen gegeben hast. Ein Grund, weshalb du auch nicht bei Glassáns Beerdigung zugegen warst.
Seachlann hast du erklärt, dein Krieger sei bei einer Schwertübung verwundet worden. Von Bruder Seachlann erfuhr ich aber noch etwas Wesentliches. Die beiden Dolchstiche, an denen Bruder Donnchad starb, ließen erkennen, dass der Täter Kenntnisse in Anatomie hatte. Er traf das Opfer so in den Rücken, dass ein unmittelbarer Tod sicher war. Dem Arzt, der deinen Krieger untersuchte, entging nicht deine Sachkenntnis, und er meinte, du hättest den Mann durchaus selber versorgen können. Dann hättest du keinen Verdacht erregt.«
Colgú beschäftigte eine andere Frage. »Warum musste ein Vorwand herhalten? Warum steckte Lady Eithne ihre Krieger in Uí Liatháin-Kleidung? Wollte sie damit Streitigkeiten zwischen ihnen und den Fir Maige Féne entfachen? Sollte es zu Unruhen oder gar Krieg zu kommen?«
»Die Idee dahinter war noch abgefeimter«, erwiderte Fidelma. »Lady Eithne wusste von den Spannungen zwischen den Fir Maige Féne und den Uí Liatháin, die beiden Stämme beschuldigten sich oft gegenseitig der verschiedensten Überfälle. Ihre Absicht war, kriegerische Auseinandersetzungen zwischen ihnen zu schüren. Sie hatte ungewöhnlich viele Söldner in ihre Dienste genommen. Ich vermute, sie hatte vor, bei solchen Auseinandersetzungen als Friedensstifterin aufzutreten und für ihre Vermittlung Ländereien der beiden verfeindeten Clans für sich zu beanspruchen, um so ihr eigenes Herrschaftsgebiet um diese Abtei herum zu erweitern. Außerdem brauchte sie neue Einkünfte für die Fortführung der Bauvorhaben.
Selten hat mich ein Verbrechen so bis in mein Innerstes erschüttert«, bekannte Fidelma dem Richter. »Wir stehen hier vor dem Verbrechen des
fingal
, des Verwandtenmords, einer Tat, die ins Herz unserer Stammesgesellschaft trifft,basiert sie doch auf Familienbanden und den Sippen, auf der Beziehung des Einzelnen zu allen anderen. In unseren Gesetzen wird nachdrücklich darauf hingewiesen, dass Mord an einem Blutsverwandten das schlimmste aller denkbaren Verbrechen ist. Ein derartiges Vergehen kann man nicht sühnen, dafür lässt sich keine Wiedergutmachung leisten. Es heißt sogar, dass die Burg des Stammesfürsten, der ein solches Verbrechen begangen hat, dem Erdboden gleich zu machen ist, auf dass alle Erinnerung daran ausgelöscht werde. Ein derartiges Fehlverhalten ist von einer solchen Bösartigkeit …«
Ihre Worte wurden von Hufgetrappel übertönt, das von den Toren der Abtei hereindrang. Lady Eithne hatte sich bei dem Lärm langsam erhoben und schaute mit einem verbissenen Lächeln auf den Lippen um sich. Ihre Begleiter, die drei Krieger, die sie mitgebracht hatte, zogen ihre Waffen und stellten sich verteidigungsbereit um sie.
Brehon Aillín gab sich völlig unbeeindruckt, während sich die dichtgedrängten Brüder unter ängstlichem Gemurmel von der Burgherrin zurückzogen. »Ich werte diese Geste als ein Eingeständnis deiner Schuld«, gab er bekannt und schaute auf die kleine Gruppe, die nun allein war.
Colgú hatte Gormán und seinen beiden Waffenbrüdern am Portal des Saals einen Wink gegeben, die hatten ebenfalls ihre Schwerter gezogen, wie auch Caol, der hinter dem König stand.
»Du wirst
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