Der Blutkönig: Roman (German Edition)
K’aa über die Rolle der Schwesternschaft aneinander. Landis’ Assistentin Alaine hat ihr vielleicht Grund gegeben, diese Einstellung vor kurzer Zeit noch einmal zu überdenken. Alaine war in einer unserer anderen Zitadellen, als sie von Jareds Truppen eingenommen wurde. Sie entkam nur knapp.«
Taru atmete tief durch. »Und dann ist da noch Theron.«
Carina murmelte etwas, das Tris nicht verstand.
»Theron wird eine von deinen Lehrerinnen sein«, antwortete Taru. »Sie kommt aus der Ostmark und so wird ihr Kampfstil in etwa dem entsprechen, was du von Jonmarc und Kiara gelernt hast.« Taru rümpfte die Nase. »Wahrscheinlich wirst du Jonmarcs Trainingsweise im Vergleich zu dem Therons rücksichtsvoll finden.«
Rücksichtsvoll , dachte Tris ironisch. Ein seltsames Wort in diesem Zusammenhang. Wenn ich an die Prügel denke, die ich auf dem Fechtboden von Jonmarc bezogen habe, dann sieht das nicht gut aus .
Tris holte tief Luft und versuchte, seine Angst zu bekämpfen. Süße Chenne, was habe ich hier auf mich genommen? Er wusste, dass sein wirklicher Feind die Zeit war. Es war weniger als 14 Tage vor dem Altweibermond, dem letzten Monat des Jahres. Bis zum Hagedornmond in der Mitte des Jahres waren es nur sieben Monate hin. Es blieb nicht viel Zeit, um sich vorzubereiten.
Tris wusste, was sein Versagen bedeuten würde. Kiara würde Jared ausgeliefert sein, ein Gedanke, der ihm das Blut in den Adern stocken ließ. Jonmarc und die anderen würden wegen Verrats gehängt werden. Keine Befreiung für Margolan und keine Gerechtigkeit für die gequälten Seelen unter Jareds Joch. Krieg, immerhin versuchten Jared und Arontala ihre Grenzen in die anderen Winterkönigreiche auszudehnen. Um diese Zukunft zu verhindern, war Tris bereit, die Konfrontation zu riskieren – sogar, wenn es ihn das Leben kosten würde. Aber Taru hatte den Gedanken in ihm geweckt, dass sein Tod nicht das Schlimmste war, was ihm passieren konnte, und die Möglichkeit, dass seine Macht gegen seinen Willen verwendet werden könnte, ließ seinen Entschluss nur fester werden. Eine Kälte befiel ihn, die nichts mit der zu tun hatte, die hier im Korridor herrschte. Taru hatte recht – es gab keine Alternative.
Die Zitadelle roch nach Kerzenwachs und Kräutern und dem muffigen Geruch von lange nicht genutzten Räumen. Taru hielt vor einer zweiflügeligen, eisenbeschlagenen Tür. Durch die schweren Tore hörte man laute Stimmen. Die Worte waren nicht klar zu verstehen, nur, dass die Frau mit allem Nachdruck sprach. Eine andere Stimme, die Tonlage viel höher, klang ärgerlich. Die andere Stimme, tief und bedächtig, schien entschlossen zu sein. Taru zog eine Grimasse und pochte laut an die Tür. Die Stimmen verstummten abrupt und Taru öffnete mit einer Geste die Türflügel.
Sie kreischten in ihren Angeln und schwangen langsam beiseite. Die Ratskammer dahinter war mit schweren Wandteppichen behangen, von einer Reihe Fackeln beleuchtet und mit zwei Kaminen, die so groß und breit waren wie ein großer Mann. Über einem langen Tisch aus dunklem Holz hingen zwei mehrstöckige Kronleuchter, jeder mit Dutzenden von Kerzen. Doch das Licht, das sie ausstrahlten, reichte immer noch nicht aus, alle Schatten im Raum auszuleuchten. Trotz der munter tanzenden Flammen erschauerte Tris, als er in den Raum trat.
Vier Schwestern in Kutten saßen an dem Tisch. Am Kopfende saß eine spindeldürre Frau mit vielen Falten mit dem Gesicht zu Tris. Er vermutete, das sei Elam. Rechts von ihr war ein Platz frei, und Tris nahm an, dass er Taru gehörte. Links von der alten Frau saß eine Schwester mittleren Alters mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck. Landis? , fragte er sich. Mit kurzem, grauem Haar und ernsthafter Miene sah sie aus, als führe sie den Dialog, den sie vom Gang aus mitgehört hatten, in Gedanken fort.
Zur Linken Landis’ war eine jüngere Frau, die Tris eingehend betrachtete. Ihr dunkelblondes Haar hatte sie in einem einfachen Zopf nach hinten gebunden, sie sah abgehärmt aus. Tris nahm an, das es sich um Alaine, Landis’ Assistentin, handelte. Zur Rechten des leeren Platzes war noch eine junge Magierin, eine Frau, die vielleicht zehn Jahre älter war als Tris, und deren schlanke Figur und starke Arme besser zu einer Kriegerin als zu einer Zauberin zu passen schienen. Ihr dunkles Haar war kurzgeschnitten, sodass es ihr bürstenartig vom Kopf abstand. Sie schien Tris abzuschätzen wie ein Waffenmeister einen Rekruten. Er hatte keinen Zweifel daran,
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