Der Blutmond
Ruhe selbst war. Doch was er nicht wusste, war, dass Luna innerlich vor Aufregung kurz davor war die Nerven zu verlieren, denn sie wusste, wie viel sie bei der Audienz vor den Ältesten aufs Spiel setzten.
Sie kamen an eine große doppelflügelige Tür, die von zwei anderen Vampiren bewacht wurde. Sobald sie herangetreten waren, öffneten sie die Tür und ließen sie eintreten. Demütig betraten Luna und Onyx den großen Saal, in dem die Ältesten sie empfingen.
"Nicht so schüchtern. Tretet näher!", rief Sato ihnen entgegen, als er sie erblickte.
"Verzeiht die Unordnung und die lange Wartezeit, doch wir hatten gerade erst mit unserer Nachtspeisung begonnen, als ihr unverhofft um eine Audienz bei uns gebeten habt", entschuldigte sich Sato und tupfte sich mit einem Seidentuch Blut vom Mund.
"Nein nicht doch. Wir haben zu danken, dass ihr uns so kurzfristig empfangen habt", erwiderte Luna ehrfurchtsvoll. Luna hielt ihren Blick stur auf Sato gerichtet, doch Onyx konnte nicht anders und betrachtete die vielen verstümmelten Leichen, die im Saal achtlos verstreut herumlagen.
Seine volle Aufmerksamkeit erweckte jedoch Xyros, der sich in eine dunkle Ecke des Saals zurück gezogen und einer Frau die Kleider vom Leib gerissen hatte. Völlig nackt und verängstig, presste sie sich an die Wand und schrie hysterisch auf, wenn Xyros ihr bei jedem neuen Fluchtversuch den Weg versperrte und sie anknurrte.
"Xyros, wärst du so nett und würdest dein Katz- und Mausspiel endlich beenden. Du weißt doch, dass man mit seinem Essen nicht spielen soll. Wir haben Gäste. Sei so gut und beehre uns mit deiner Anwesenheit", sprach Sato zu ihm. Xyros machte kurzen Prozess und Biss seinem Opfer die Kehle heraus. Wie ein Schlächter machte er sich über die wehrlose Frau her und riss ihr sämtliche Gliedmaßen aus. Als er fertig war, gesellte er sich blutverschmiert zu ihnen und ließ sich in seinem Stuhl nieder. Sato nickte ihm dankend zu, als er seinen Platz genommen hatte.
"Obwohl Molachai mit seinen breiten Schultern, seinen derben Gesichtszügen, seinen schwarzumrandeten Augen und mit seinen wirren und verfilzten Haaren, aussieht wie ein Barbar, ist es doch Xyros, der dem Ruf eines Barbaren näher kommt", gab Sato mit einem süffisanten Kopfschütteln von sich.
"Wo waren wir doch gleich stehen geblieben?
Ach genau, unsere Gäste", erinnerte sich Sato und erhob sich von seinem Platz. Als er aufstand, fiel ein abgetrennter Arm von seinem Schoß auf den Boden. Sato näherte sich langsam Luna und Onyx, um sie aus der Nähe betrachten zu können.
"Ihr seid also die Vampire, mit den berühmt berüchtigten Gaben, die nur im Doppelpack auftreten.
Luna, die Eisprinzessin, deren Haut und Haare noch heller als der Mond erstrahlen und Onyx, der dunkle Schattenkrieger, der es vermag, mit einem Blick seine Opfer in völlige Dunkelheit zu verhüllen. Euer Ruf eilt euch voraus", sagte Sato anerkennend.
"Was verschafft uns die Ehre?", fragte er anschließend.
"Wir haben eine Schriftrolle, die wir euch aushändigen wollen, denn wir vermuten, dass die darin enthaltenen Informationen überaus wichtig sein könnten", antwortete Luna. Sato schüttelte langsam seinen Kopf.
"Das mit der Schriftrolle wissen wir bereits. Was ich wissen will, ist, warum ihr uns auserwählt habt, diese Schriftrolle auszuhändigen?", hakte Sato nach.
"Onyx und ich sind schon lange auf der Reise und leben wie Nomaden. Dieses einsame Leben ödet uns an. Wir wollen nicht mehr alleine sein und uns eurer Familie anschließen, wenn ihr denn die Güte besitzt uns aufzunehmen", antwortete ihm Luna ehrlich. Sato warf einen skeptischen Blick auf Onyx. Er hielt den Mund und nickte zustimmend.
"Vampire mit eurer Gabe sind uns stets willkommen!", verkündete Sato.
"Und was hat es nun mit dieser Schriftrolle auf sich? Was für wichtige Informationen stehen dort geschrieben?", wollte er wissen.
"Das wissen wir leider nicht, denn wir verstehen die Sprache nicht", gestand Luna.
"Weshalb glaubt ihr dann, dass die darin enthaltenen Informationen von unserem Interesse sind?", fragte Sato und sah die beiden prüfend an.
"Wir sind zum ersten Mal auf dieses Werwolfsrudel aufmerksam geworden, als sich unsere Wege auf der Jagd zufällig kreuzten, denn als wir vor ihnen flohen, hatten sie keinerlei Absichten uns zu folgen. Dieses Desinteresse hat uns neugierig gemacht. Über mehrere Wochen haben wir sie verfolgt und beobachtet. Nach einer Weile haben wir mitbekommen, dass das kein normales
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