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Der böse Wulff?: Die Geschichte hinter der Geschichte und die Rolle der Medien

Der böse Wulff?: Die Geschichte hinter der Geschichte und die Rolle der Medien

Titel: Der böse Wulff?: Die Geschichte hinter der Geschichte und die Rolle der Medien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Götschenberg
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ein Buch mit Veronica Ferres geschrieben hat, der
Lebensgefährtin von Carsten Maschmeyer. In mehreren Kapiteln beschreibt Bettina Wulff, wie sie ihren Mann kennengelernt und ihre
Zeit als First Lady erlebt hat, äußert sich seitenlang über ihr Tattoo,
sie geht auf ihr Charity-Engagement ein, auf die Gerüchte über ihr angebliches Vorleben, auf die Vorwürfe, die gegen ihren Mann erhoben wurden, und sie beschreibt, wie sie die Wochen der Krise an seiner
Seite erlebt hat, bis zum Rücktritt und darüber hinaus.

    Was und wie Bettina Wulff schreibt, ist erschütternd: In einer Art
spätpubertärem Erzählstil erfährt der Leser, welches „Beuteschema"
sie bei Männern hatte und dass Christian Wulff in dieses Schema eigentlich nicht hineinpasste. Ihr Mann kommt generell nicht besonders
gut weg: Ihr Kennenlernen beschreibt Bettina Wulff in einer Weise,
die man für ihn nur als demütigend bezeichnen kann. Wehleidig schildert sie ihre Zeit als First Lady, in der sie ständig gezwungen gewesen
sei, Dinge zu tun, auf die sie keine Lust hatte. Auch das Leben in der
präsidialen Dienstvilla erscheint als Zumutung und auf Reisen, so
erfährt man schließlich, habe die ständige Präsenz der Sicherheitsbeamten im benachbarten Hotelzimmer sich auch auf die Stimmung im
Schlafzimmer des Präsidentenpaares ausgewirkt. Bei den Vorwürfen
gegen ihren Mann lässt sie jedes Unrechtsbewusstsein vermissen, etwa
als es um das Upgrade bei Air Berlin geht, das sie mit einer „Wer hätte da schon nein gesagt"-Attitüde abtut, obwohl Wulff im Landtag
einen Verstoß gegen das Ministergesetz eingeräumt hat. Als sie schildert, wie ihr Mann seinen Rücktritt erklärt, betont Bettina Wulff:
„Ganz bewusst stellte ich mich Stück weit entfernt von Christian, um
so zu zeigen: Ich bin eine eigenständige, selbstständige Frau." Eva Luise Köhler hatte die Hand ihres Mannes gehalten, als er den Saal betrat, um seinen Rücktritt zu erklären.
    Das Buch wird in der Öffentlichkeit weitgehend als Trennung mit
Ansage verstanden. Das Tragische ist, dass Bettina Wulff bis dahin
zumindest in den Boulevard-Medien eine Sympathieträgerin war. In
ihrer Rolle als First Lady hatte sie sich während der Präsidentschaft
auch bei vielen politischen Beobachtern Respekt erworben. An der
Seite ihres Mannes war sie immer souverän aufgetreten, von der enormen inneren Distanz zu dieser Rolle ahnte niemand etwas, auch wenn
es in der Rückschau gelegentlich Hinweise darauf gab. Mit ihrem Buch
reißt Bettina Wulff dieses positive Image mit einem Handstreich ein.
Außer Frage steht, dass sie Schlimmes durchgemacht hat. Sie musste erleben, wie Gerüchte über ihr angebliches Vorleben in die Welt gesetzt
wurden, und hilflos mit ansehen, wie diese Gerüchte sich im Laufe der
Jahre immer weiter verbreiteten. In Journalisten- und Politikerkreisen
wurden sie lustvoll, wenn auch hinter vorgehaltener Hand, aber völlig
distanzlos herumgetratscht. Die Gerüchte über Bettina Wulff, ihr Ursprung und ihre Verbreitung, sind ein Skandal für sich.

    Bettina Wulff entschließt sich nach dem Rücktritt, mit aller Entschlossenheit gegen die Verbreitung dieser Gerüchte vorzugehen. An
der Seite des Bundespräsidenten hielt sie das für unmöglich, da es
ihren Mann schwer kompromittiert hätte. Doch nach dem Rücktritt
geht sie mit Unterlassungsklagen gegen alle Verlage und Sendungen
wie „Günther Jauch" vor, die sich an der Verbreitung der Gerüchte
beteiligt haben. Auch gegen die Verbreitung im Internet leitet sie juristische Schritte ein. Damit hätte sie sich in der Öffentlichkeit weiteren Respekt verdienen können. Umso unverständlicher ist, dass Bettina Wulff diesen Gerüchten selbst ein ganzes Kapitel in ihrem Buch
widmet und ihr Buch zu dem Zeitpunkt erscheint, als sie mit den
Klagen an die Öffentlichkeit geht. Der mutige Kampf gegen den Rufmord erscheint plötzlich als PR-Maßnahme für das Buch, in dem sie
gleichzeitig betont, dass sie nie wieder zum „Medienereignis" werden
will, obwohl sie genau das mit dem Buch und einer Reihe von
„Exklusiv"-Interviews herbeiführt. Am Ende gibt Bettina Wulff mit
„Jenseits des Protokolls" all denen recht, die schon immer der Ansicht
waren, dass sie „diesseits des Protokolls", im Bellevue nämlich, nichts
verloren hatte. Die Motive dafür bleiben unklar. Die Vermutung liegt
nahe, dass Bettina Wulff, so wie ihr Mann auch, nach den Monaten
der Krise traumatisiert zurückgeblieben ist.

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