Der böse Wulff?: Die Geschichte hinter der Geschichte und die Rolle der Medien
Eignung als Bundespräsident ist aufgrund der Kürze der Amtszeit ohnehin schwierig, zumal
es überschattet wird durch das Ende. In der Krise traten schwerwiegende Fehler und Schwächen in den Vordergrund, die zu Recht die
Frage aufgeworfen haben, ob Wulff dem Amt gewachsen ist. Sein bis
dahin angespanntes Verhältnis zu den Medien ist am Ende vollends
gestört. Mit dem Anruf bei Diekmann begeht er nicht nur einen schweren Fehler, sondern er fällt aus der Rolle. Doch auch die Medien müssen sich selbstkritische Fragen stellen. Im Laufe der Wochen
wird die Krise zur Treibjagd. Während ein großer Teil der Medien
seine Arbeit macht, zeigt sich ein anderer Teil entschlossen, die Krise
zu nutzen, um den Präsidenten zur Strecke zu bringen. Christian
Wulff selbst bietet die nötige Angriffsfläche. In Hannover hatte er
sich allzu sorglos in der Grauzone zwischen Politik und Wirtschaft
bewegt, das Gespür für die roten Linien verloren. Er erweist sich
schließlich als zu schwach, um die Krise zu meistern, er ist dem Umgang mit den Vorwürfen nicht gewachsen. Am Ende kann er schließlich die Rolle, die er zu verkörpern hat, nicht mehr ausfüllen. Der
Rücktritt ist die einzig richtige Konsequenz, ein Schritt, den er viel
zu lange hinauszögert. Für seinen politischen Untergang ist Christian
Wulff deshalb selbst verantwortlich. Für eine Skandalisierung, die im
Laufe der Wochen jedes Maß verliert und die am Ende zur öffentlichen Hinrichtung wird, tragen andere Verantwortung. Auch ein Teil
der Medien fällt aus der Rolle, indem er letztlich beansprucht, über
Sein oder Nichtsein dieser Präsidentschaft mitentscheiden zu dürfen.
Am Ende steht die Vernichtung einer Person.
Nach dreißig Jahren in der Politik, als Ministerpräsident und Bundespräsident, steht Christian Wulff auf einem Trümmerfeld.
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