Der Boss und die sexy Luegnerin
Sorgen?“
„Doch.“ Vance warf einen Blick auf den Stapel Briefe. Ein großer dicker Umschlag ragte unter den anderen hervor. Er ignorierte die Post und stand auf, ging um seinen Schreibtisch herum. „Es ist absolut untypisch für Dalton, sich so zurückhaltend zu geben.“ Vance lehnte sich gegen seinen Schreibtisch. „Ich habe erwartet, dass er wenigstens die Echtheit der Statue anzweifeln würde. Oder irgendwas anderes, um all dieser positiven Berichterstattung etwas entgegenzusetzen.“
„Eben.“ Ann seufzte. „Er plant was. Da bin ich sicher.“
„Dann können wir nur abwarten, bis er etwas tut.“ Vance hasste es zu warten. Hasste das Gefühl, dass ihm die Hände gebunden waren. Und was er am meisten hasste: Er konnte nichts tun, um Charlie die Angst vor der Drohung zu nehmen, die immer noch über ihr hing.
Das Wochenende war nur noch einen Tag entfernt, und sie waren der Identität des Erpressers keinen Schritt näher gekommen. Auch wenn ihn immer noch dieses Gefühl quälte, dass der Kerl ihm irgendwie vertraut vorkam.
Ann warf einen Blick auf ihre Uhr. „Ich bin nicht sehr geduldig, fürchte ich.“
„Ich auch nicht. Aber ich glaube, dieses Mal haben wir keine Wahl.“
„Das macht es auch nicht leichter.“ Sie lächelte ihm reumütig zu. „Danke fürs Zuhören, Vance. Ich treffe mich gleich mit unseren Presseleuten. Sie wollen mir präsentieren, was sie bislang zur Auktion für die Goldherz-Statue zusammengestellt haben.“
„Jetzt schon?“ Beeindruckend, dachte er. Immerhin war die Auktion erst in gut einem Monat.
„Na ja, es ist die größte Auktion unseres Hauses. Und wir werden sicherstellen, dass sie auch das Gespräch des Jahres wird.“
„Klingt nach einem hervorragenden Plan.“ Vance setzte sich wieder an seinen Schreibtisch, und nachdem Ann gegangen war, widmete er sich der Post. Die meisten Briefe legte er zur Seite. Die würde Charlie bearbeiten, wenn sie aus der Mittagspause zurück war. Nur der dicke Umschlag erregte seine Neugier. Sein Name stand in großen Druckbuchstaben darauf. Kein Absender. Vance drehte den schweren Umschlag in den Händen und riss ihn schließlich auf.
Keine Mitteilung.
Nur Fotos.
Dutzende. In Farbe und in Schwarz-Weiß. Und alle zeigten denselben Mann. Vance wurde immer angespannter, während er die Fotos durchsah. Derselbe Mann in immer neuer Verkleidung. Doch die Kopfform, seine Haltung, die Art, wie er ins Licht blinzelte – das alles kam ihm vertraut vor, ganz egal, wie der Mann versuchte, seine Identität zu verbergen. Auf manchen Bildern trug er farbige Kontaktlinsen, auf anderen die übergroße Brille, mit der Vance ihn gesehen hatte. Auf jedem Bild hatte er eine Perücke auf und manchmal eine Augenklappe. Oder die Narbe im Gesicht wie bei seinem Treffen mit Charlie. Aber es war eindeutig jedes Mal derselbe Mann.
Charlies Erpresser.
„Wer zum Teufel hat die gemacht?“, murmelte Vance, als er ein Bild entdeckte, auf dem Charlie und der Mann bei ihrem Treffen vor dem Coffee Spot zu sehen waren. Vance hatte niemanden mit einer Kamera bemerkt. Allerdings war er auch zu sehr auf Charlie konzentriert gewesen, um irgendetwas anderes zu bemerken.
Dann kam er zum letzten Foto. Es zeigte einen attraktiven Mann mit großen dunkelblauen Augen. Vance tippte mit einem Finger auf das Bild. „Verdammt“, flüsterte er. „Ich wusste doch, dass ich dich kenne.“ O ja, er kannte diesen Kerl. Kannte ihn seit Jahren.
Henry Boyle, einer von Dalton Rothschilds Assistenten. „Du Schweinehund, jetzt hab ich dich. Und was immer du und Dalton plant, es wird euch nicht gelingen.“
Er starrte auf das Foto und genoss das Gefühl, dass er Charlie sagen konnte, ihre Probleme hätten sich erledigt. Jetzt, wo er wusste, wer dahintersteckte, würde er zur Polizei gehen. Noch vor Ende dieses Geschäftstages würde Henry verhaftet werden.
Während er weiter auf das Foto starrte, ging ihm noch etwas auf. Etwas, was er schon längst hätte erkennen sollen. Wer zum Teufel würde Charlies Geheimnisse kennen? Wer würde wissen, womit sie zu erpressen war?
„Ich kenne deine Augen, du Mistkerl“, sagte er zu dem Mann auf dem Foto. „Ich sehe sie jeden Tag im Gesicht deines Sohns.“
Charlies Erpresser war Jakes Vater.
Ihr das zu sagen war nicht leicht. Und als es vorüber war, konnte er nichts tun, als ihrem Wutausbruch zuzuhören.
„Wie konnte er mir das antun? Seinem Sohn antun?“ Sie tigerte in seinem Büro auf und ab, als wäre es ein Käfig, dem
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