Der Brand der Cheopspyramide
die Presse es der englischen Regierung seit dem Tode Montgomerys sehr nahegelegt hat, Physiker der Riggers-Werke zum Studium und zur Inbetriebsetzung des Apparates heranzuziehen. Ich kann Ihnen weiter sagen, daß auch unsere Regierung mit einem derartigen Schritt an die englische Regierung herangetreten ist. Heute morgen kam die Antwort: Nein!
Meine Herren, die Gründe dafür sind durchsichtig genug. England steht auf dem Standpunkt daß der Apparat Montgomerys nur durch englische Physiker in Betrieb gesetzt werden darf. Es betrachtet jede fremde Mitarbeit als eine Schmälerung ihres Erfinderruhmes. Nach dem bisher Erlebten bin ich überzeugt, daß die europäische Presse, wenigstens die des Festlandes, diesen Standpunkt auf das schärfste bekämpfen wird. Die Antwort der englischen Regierung wird im Laufe des heutigen Tages bekanntgegeben, und wir werden danach mit einer Hochflut von Pressestimmen gegen die Eigenbrötelei der Einzelstaaten des europäischen Staatenbundes zu rechnen haben.
Natürlich, meine Herren, in meiner Eigenschaft als Leiter der Riggers-Werke bedauere ich diese Entscheidung durchaus nicht…«
Fragende Blicke aus der Versammlung richteten sich auf den Generaldirektor. Der fuhr fort.
»Ich halte es für durchaus möglich… ja für wahrscheinlich, daß es uns gelingen könnte, den Apparat Montgomerys in Tätigkeit zu setzen. Was hätten wir damit erreicht?…«
Die Faust Harders fiel schwer auf den Tisch.
»Wir hätten das Werk unseres gefährlichsten Konkurrenten zu glücklichem Ende gebracht. Wir hätten die Früchte unserer eigenen jahrelangen Arbeiten vernichtet. Die Lösung des Problems bliebe dann für immer ein Erfolg der britischen Naturwissenschaft.«
Zustimmung sprach aus den Mienen und Blicken der Versammelten.
Harder fuhr fort.
»Meine Herren, das Schicksal schenkt uns noch einmal eine Frist. Aber wir wissen nicht, wie lang sie sein wird… was morgen oder übermorgen schon geschehen kann. Wir müssen unsere Arbeiten so forcieren, besonders die magnetischen Felder so verstärken, daß wir die von der Theorie verlangte Größe schnellstens erreichen…«
Er sah, wie der eine oder andere aus der Versammlung den Kopf schüttelte.
»…dieser Gang der Versuche mag manchem von Ihnen gewagt erscheinen. Aber es muß gewagt werden. In spätestens vier Wochen müssen wir unser Ziel erreichen, falls uns… nicht schon früher der Erfolg beschieden sein sollte…«
Erstaunte Blicke richteten sich auf den Sprecher. Was meinte er mit diesen rätselhaften Worten?
»Jawohl, meine Herren, falls uns der Erfolg nicht schon früher in den Schoß fällt. Ich hege ernstliche Zweifel, ob Montgomery die von der Theorie verlangte magnetische Feldstärke überhaupt erreicht hat. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, daß wir die Atomenergie schon durch eine ganz geringe Verstärkung unserer jetzigen Versuchsanordnungen freimachen können.
Darum nochmals, meine Herren, jetzt rücksichtslos und mit allen Mitteln an das Problem heran. Es handelt sich darum, daß wir es schnellstens lösen. In vier Wochen muß es gelöst sein…«
Der Generaldirektor Harder schloß. »Ich fahre auf einige Tage nach Biarritz, werde aber in vier Wochen wieder zurück sein. Während meiner Abwesenheit vertritt mich Herr Direktor Larsen für die Arbeiten auf Warnum. Wenden Sie sich in allen Zweifelsfällen an ihn.«
Ein kurzes Kopfnicken. Der Diener schloß die Tür hinter dem Generaldirektor.
*
Mette Harder war im Garten bei den Blumen beschäftigt. Langsam schritt sie durch das Rosenparterre, das sich wie ein einziger üppiger Flor um die Villa am Bismarckdamm legte. Hier und dort blieb sie stehen, trennte mit geschicktem Schnitt eine erblühte Rose vom Strauch und legte die Blume zu den anderen in ein Körbchen. In ihre Beschäftigung vertieft, hatte sie das Anschlagen der Hausglocke überhört. Jetzt ließ ein Stimmengewirr sie aufhorchen.
Der Gärtner sprach mit einem Fremden, der an der Pforte stand.
»Der Herr Generaldirektor sind nicht hier. Sie müssen später wiederkommen.«
»Ausgeschlossen, lieber Mann. Meine Sache hat Eile. Ich muß den Herrn Generaldirektor schnellstens sprechen. Wann wird er denn kommen?«
Die energische Weise des Besuchers schüchterte den Gärtner ein. Verlegen kraulte er sich hinter dem linken Ohr.
»Der Herr Generaldirektor werden… ich weiß nicht, wann er hier sein wird.«
»Ich muß ihn aber sprechen. Es ist sehr wichtig. Er hat mich hierherbestellt. Ich werde also
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