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Der Brenner und der liebe Gott

Der Brenner und der liebe Gott

Titel: Der Brenner und der liebe Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Haas
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derselben Woche einen Wasserrohrbruch. Damals hat es den Peinhaupt eingeholt, weil da hat es natürlich die Kripo gebraucht.
    Und ausgerechnet bei diesem Einsatz ist dem Peinhaupt die Broschüre in die Hände gefallen. Quasi Werbung, dass sie nicht nur Abtreibungen machen, sondern auch Prävention, sprich Sterilisation. Da hat er noch zu seinem Kripokollegen gesagt, das würde ich nie machen lassen. Entmannung und alles. Und natürlich unter Männern sofort das Gespräch in die Richtung, wenn schon, dann von so einer attraktiven Doktorin.
    In Wirklichkeit hat der Peinhaupt ganz andere Gründe für die Sterilisation gehabt, sprich vier gute und sehr teure Gründe. Weil du darfst eines nicht vergessen. Als junger Kripomann mit den paar Dienstjahren verdiene ich heute mit Ach und Krach zweitausend Euro netto, und da sind die Zulagen schon dabei, sprich Gefahr, Wochenende, Nacht. Und für ein uneheliches Kind zahle ich durchschnittlich 340 Euro. Das hat der Peinhaupt sich jetzt alles noch einmal durchgerechnet, während er am Operationstisch gelegen ist und auf den Eingriff gewartet hat. Weil Zweifel befallen dich natürlich immer bei so einer Sache, jetzt damit er nicht auf und davon rennt, hat er sich den Durchschnittspreis ausgerechnet für seine vier Kinder. Weil ist ja altersmäßig verschieden.
     
    Für die kleine Sandra hat er erst 320 Euro gezahlt, von der Friseurin am Salzgries, wo die immer gesagt hat, wenn der Revierinspektor auf seiner Runde vorbeigekommen ist, sie nimmt eh die Spirale, und dann hat die Spirale Sandra geheißen. Und für den Benjamin waren es auch noch 320, aber nur noch ein Jahr lang, weil der war schon Kindergarten, und obwohl dem seine Mutter Kindergärtnerin war, ist das nicht alimentemindernd in die Rechnung hineingefallen, und volle 320 Euro für den kleinen Benjamin, wo der Peinhaupt damals spekuliert hat, »Benjamin«, dann kommt nichts mehr nach, quasi Magie des Namens. Dann noch die Zwillinge, je 360 Euro, weil kein Mengenrabatt für Zwillinge, und da kommst du eben auf vier mal 340 Euro, hat der Peinhaupt gerechnet, während er sich langsam schon gewundert hat, dass sie ihn so lange auf dem Operationstisch warten lassen. Ist auch kein angenehmes Gefühl, zuerst legen sie dich hin, niemand liegt gern so entblößt auf dem Tisch, und dann verschwinden alle und lassen dich allein. Aber bitte.
     
    Vier mal 340 ist 1360, hat der Peinhaupt gerechnet, bleiben mir von meinem Nettogehalt nicht einmal siebenhundert Euro, da wäre er ohne das Schwarzgeld vom Botendienst überhaupt nicht über die Runden gekommen, und seinetwegen hätte jetzt der Anästhesist langsam kommen dürfen, weil 1360, sprich alle Zweifel verflogen. Er hat sich gefragt, wo die Ärzte so lang bleiben. Vor ein paar Minuten haben sie ihn für die Operation fertig gemacht, und dann ist das Licht im Operationssaal ausgegangen, und nach einer Minute ist es wieder angegangen, aber jetzt ist niemand mehr aufgetaucht. Ihm ist vorgekommen, er liegt schon eine halbe Stunde unter dem furchtbaren Licht und wartet auf den Eingriff, aber kein Arzt weit und breit. Oder haben sie mich womöglich schon eingeschläfert, vielleicht habe ich nur geträumt, dass mitten in den Operationsvorbereitungen kurz das Licht ausgegangen und das Notstromaggregat angesprungen ist, ein typischer Operationstraum. Du musst wissen, der Peinhaupt hat die örtliche Betäubung abgelehnt, und die Frau Doktor hat gesagt, das kennt sie schon, dass die Männer solche Angsthasen sind und für den kleinen Eingriff Vollnarkose verlangen. Womöglich war es gar nicht so, dass das Operationsteam hinausgestürzt ist, wie der Strom ausgefallen ist, hat der Peinhaupt überlegt, sondern alles nur hysterische Träume, während ich schon längst. Und das Unbewusste protestiert, dass meinem wichtigsten Körperteil gerade das Lebenslicht ausgeblasen wird, und darum Traum: Das Licht verlöscht.
    Und auf einmal war der Peinhaupt sicher, dass wirklich schon alles vorbei sein muss. Dass er schon nach der Operation mitten im Aufwachen ist, sprich Aufwach-Albtraum. Weil anders war das nicht möglich. Jede andere Erklärung war undenkbar, da hätte sich der Peinhaupt noch eher weismachen lassen, dass die Klinge eines Skalpells zum Angreifen da ist und der Griff zum Schneiden. Der Anästhesist muss ihn in einen Albtraum hineinbetäubt haben! So etwas kann einfach nicht Wirklichkeit sein, hat der Peinhaupt beschlossen.
    Pass auf, der Peinhaupt ist schön für die Operation

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