Der Brenner und der liebe Gott
für den er sich wirklich eingesetzt hat, dem er für seinen Kampf sogar ohne jede Sicherheit die Wohnungen rund um die Abtreibungsklinik finanziert hat, durchdreht und die Hand beißt, die ihn füttert.
Dass er die Natalie auf dem Begräbnis getroffen hat, war für den Brenner keine Überraschung, weil sie ja im Lauf der Jahre immer wieder das Gespräch mit dem Knoll gesucht hat. Sie hat dem Brenner ein paar Sachen aus dem Leben vom Knoll erzählt, dass sein Vater einer der ersten Biogärtner gewesen ist und an Hautkrebs gestorben ist und dass die Polizei das Video noch immer nicht gefunden hat.
»Vielleicht existiert es gar nicht«, hat der Brenner gesagt und sich gefragt, woher die Natalie eigentlich so gut über die polizeiliche Untersuchung informiert ist.
Aber wie er dann nach dem Begräbnis gesehen hat, wer die Natalie abgeholt hat, war ihm alles klar.
»Hascht du nichts Besseres zu tun, als fremden Frauen nachzuglotzen ?«
Der Brenner hat geglaubt, er hört nicht richtig. Eineinhalb Stunden hat das Begräbnis vom Knoll gedauert, und der VW-Bus ist immer noch dagestanden.
»Wieso bist du nicht heimgefahren?«
»Du bischt aber wirklich nicht der Schnellste.« »Mir hat es ja auch zu lang gedauert.«
»Ich rede von deinem Kopf. Der ischt nicht der schnellste.«
»Das hast du schon gesagt, wie wir uns das erste Mal auf der Tankstelle begegnet sind.«
»Und es ischt leider nicht besser geworden.«
Der Brenner ist auf dem Parkplatz gestanden, und die Südtirolerin hat sich aus der offenen Autotür gelehnt und so langsam wie zu einem begriffsstützigen Kind gesagt: »Ich hab keinen Führerschein, Herr Simon!«
Und das hat den Brenner jetzt wirklich an ihre erste Begegnung erinnert. Weil genau wie damals hat er nach einer guten Antwort gesucht, und wie damals ist ihm nichts eingefallen. Und dadurch ist ihm die Südtirolerin zuvorgekommen.
»Ich brauch einen Chauffeur, Herr Simon.« »Wie stellst du dir das vor?«
»Als Erstes fährst du mich einmal heim.«
Das war ein guter Vorschlag für den Brenner, weil er hat sich gedacht, bis wir bei ihrer Wohnung sind, wird mir schon eine gute Ausrede eingefallen sein.
Bei der Ausfahrt vom Friedhofsparkplatz sind sie noch einmal an der Natalie vorbeigekommen, die mit dem Peinhaupt vor seinem Auto gestanden ist und sehr ernst auf ihn eingeredet hat. Und der Peinhaupt hat auch ziemlich finster dreingeschaut. Ich muss fast sagen, verzweifelt. Den Grund dafür hat der Brenner erst siebenunddreißig Wochen später erfahren. Aber so ein Pech wie der Peinhaupt musst du einmal haben. Die Natalie war schon weit über vierzig, aber sie hat ihm nach dem Begräbnis eröffnet, dass er ab März noch für ein fünftes Kind Alimente zahlen darf.
Impressum
1. Auflage 2009
Copyright © 2009 by Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg
www.hoca.de
Gesetzt aus der Minion Pro und Frutiger Satz: Dörlemann Satz, Lemförde
Druck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck Printed in Germany
ISBN 978-3-455-40189-9
ebook Erstellung - Dezember 2009 - TUX
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Ende
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