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Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Siegel des Verraters
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»Barbarisch«, sagte er, »eine solche Klinge zu versauen. Aber der Mann war ein feiner Herr auf einem schönen,
schwarzen Pferd, auch sein Diener beritten und so, die zogen richtig feierlich durch die Gegend. Wollte, daß ich das
Schwert ruiniere, damit es so zerbricht, daß es nicht mehr
neu zu schmieden ist – sollte wie Porzellan in Dutzende
von Stücken zerspringen, die nie wieder richtig zusammenpassen.«
Mara nickte. »Sein Name?« fragte sie.
»Ach, da kann ich dir nicht helfen, Mädchen. Den hat er
mir nicht gesagt, hat mich auch keines Blickes mehr gewürdigt, nachdem ich die Sache abgelehnt hatte. Ist einfach
hochnäsig wieder abgezogen und sagte, er wüßte einen,
der die Sache besser machen könnte. Da hab’ ich mich noch
gefragt, warum er sich so weit im Süden einen Schmied
sucht, wenn er in seiner Gegend einen ebenso guten finden
kann.«
Wieland untersuchte blinzelnd den Rand des Schwerts.
»Ist ihm aber wohl auch nicht geglückt. Mein Meister
hätte es vielleicht gekonnt – wenigstens ist er der einzige
Schmied, von dem ich weiß, daß er dazu fähig ist.«
»Dein Meister?« fragte Mara. Die Selbstsicherheit des
großen Mannes vor ihr ließ nicht auf einen Meister schließen. Sie konnte sich Wieland nicht als Lehrling vorstellen.
»Ja, natürlich«, meinte Wieland. »War Solamnier und hat
Stimmen im Metall gehört. Aber Verrat war ebensowenig
seine Sache wie meine, und er ist der einzige andere
Schmied, den ich kenne, der so etwas hier bewirken oder
reparieren könnte.«
Mara sah ihn fragend an, worauf Wieland nickte.
»Ja«, sagte er. »Ich kann dieses Schwert reparieren, Mädchen, und ich mache es gern.«
»Danke«, sagte Mara leise. Jetzt mußte sie nur noch einen
Weg finden, wie sie die Waffe dem Gefangenen bringen
konnte. Nach einer raschen Verbeugung lief sie rückwärts
aus dem Raum, drehte sich dann um und rannte zum Stall
zurück. In dem eingewickelten Bündel, das Sturm den
größten Teil der Reise auf den Schultern geschleppt hatte,
hielt sie Pfeil und Bogen versteckt.
Ihr Gepäck war auf zwei Heuballen ausgebreitet. Mara
hätte bei ihrem Leben geschworen, daß es noch fest verschnürt gewesen war, als sie das Schwert zum Schmied
gebracht hatte. Doch das Gebäude war dunkel, und die
Zeit hatte gedrängt. Zweifellos erinnerte sie sich nicht mehr
genau, wenn überhaupt.
Jedenfalls war es jetzt geöffnet. Im schwachen Mondlicht
lagen ihre Siebensachen ausgebreitet: eine Bronzeharfe und
drei Trillerpfeifen, zwei Roben und ein Beutel mit ihrer alten Muschelsammlung, Cyrens Brosche, sein Siegelring mit
dem grünen Drachen der Familie Calamon…
Mit wachsender innerer Unruhe kniete sie auf der Decke
über ihren Schätzen.
»Ist es das, was Ihr sucht, Lady?« fragte eine rauhe
Stimme hinter ihr.
Mara fuhr herum. Vor ihr stand Hauptmann Duir mit
dem Bogen und dem Köcher voll Pfeile in der Hand. Neben
dem Hauptmann stand der riesige Wachmann Oron, dem
eine gewisse Enttäuschung vom Gesicht abzulesen war.
»Oh, tut uns leid, daß wir diese Waffen gefunden haben«, erklärte der Hauptmann mit schiefem Lächeln. »Und
noch mehr tut es uns leid, daß Ihr trotz des Vertrauens und
des Entgegenkommens der Druidin Ragnell zurückgekommen seid, um Eure Waffen zu holen. Ich nehme an, Ihr
wolltet als nächstes… abreisen?«
»Nein«, erwiderte Mara, woraufhin der Hauptmann die
Augen zusammenkniff.
»Nun… wenn Ihr vorhattet, in unserem friedlichen Dörfchen Waffen zu tragen, dann zu welchem Zweck?«
»Ich… ich…«, setzte Mara an, doch sie wußte, daß Duir
sie durchschaut hatte.
»Ich habe keine Wahl«, sagte der Hauptmann langsam,
als Oron mit ausgestreckter Hand auf sie zukam, »als Euch
ebenfalls im Rundhaus unterzubringen. Die Freiheit in Dun
Ringberg ist ein Privileg, das Ragnell Euch persönlich
großzügigerweise zugestanden hat, aber Ihr habt bewiesen,
daß Ihr mehr Solamnierin seid als Kagonesti.«
Sie führten sie an der Schmiede vorbei. Wieland stand in
der Tür, so daß kaum noch Licht von der Esse herausdrang.
Er sah zu, wie sie zur Wiese mit dem Rundhaus und der
Zelle neben dem gefangenen Solamnier gebracht wurde.
Wieland schüttelte den Kopf. Seine Gedanken waren
ganz woanders. Dann drehte er sich wieder um und schloß
die Tür hinter sich. Vorher aber hob er noch die lange Klinge von seiner Bank auf, die im Feuerschein rotsilbern
glänzte.
Hätte er nicht den Blasebalg betätigt, so hätte er vielleicht
gehört, wie noch jemand vorbeikam,

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