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Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Siegel des Verraters
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erwartungsvollen Stille überlagert wurde – vom Lied der Nachtigallen, von Eulenrufen und hin und wieder dem schwachen, ruhelosen Ruf eines Pferdes im Stall.
Sie folgte dem Gewieher in eine Scheune am Ortsrand.
Richtig, da war Luin, und in der Box neben ihr fraß Eichel
Heu und fühlte sich schon ganz zu Hause. Einen Augenblick verweilte Mara bei den Tieren. Der Gedanke an Flucht
war durchaus verführerisch, Silvanost war von Dun Ringberg bequem in vierzehn Tagen zu erreichen, und auf einem gesunden Pferd konnte sie innerhalb von zehn Tagen
am Sternenturm sein.
Aber sie mußte auch an Cyren denken: Cyren, der beim
ersten Anzeichen von Schwierigkeiten davongerannt war
und der zweifellos durch die angrenzende Ebene streifte,
Netze baute, ihre Gefangennahme betrauerte und sich vor
nächtlichen Geräuschen erschreckte. Solange sie ihn nicht
gefunden hatte, durfte sie nicht an Flucht denken.
Dann war da Sturm Feuerklinge. Ja, er war umständlich,
und seine närrische Ehrauffassung hatte sie das Wiedersehen und viele Jahre und hinten am Vingaard fast das Leben
gekostet. Aber die Ehre eines Narren ist dennoch Ehre.
Welches Unheil Sturm auch immer angerichtet hatte, es
war stets aus den besten Absichten erwachsen.
Und so drückte Mara in dem nach Heu duftenden Stall
ihr Gesicht an die warme Flanke von Jack Derrys kleiner
Stute. Eichel schnaubte schläfrig, denn nach dem wohlverdienten Abendessen galten ihre Gedanken zweifellos einem wohlverdienten Nickerchen.
»Ich kann doch nicht einfach losreiten und den Einfaltspinsel hierlassen, oder?« fragte Mara niemand Bestimmten,
während ihr Kinn auf Eichels Rücken ruhte. »Einer muß
schließlich bei ihm bleiben und ihn beschützen. In Lemisch
sind Menschen wie er nicht willkommen, und jetzt sitzt er
in diesem Dorf fest, wird bewacht und…«
Sie machte eine Pause. Hellwach lauschte sie mit ihren
scharfen Elfenohren, aber was sie gehört hatte, war nur eine Maus auf dem Speicher.
»… und hat keine Waffe«, flüsterte sie, um den Gedanken zu Ende zu bringen. »Aber dem kann man abhelfen.«
Schnell nahm die Elfe das geborstene Schwert, das immer
noch in die Decke gewickelt war, und lief los, um die
Schmiede zu suchen.Wieland, der Schmied, war selbst für
sein Handwerk groß – groß und rot, die Unterarme so dick
wie ihre Taille. Obwohl er wirklich freundlich und sanft
reagierte, war Mara von der rein körperlichen Erscheinung
des Mannes schon so eingeschüchtert, daß sie lieber auf der
Schwelle der Schmiede stehenblieb, während der gewaltige
Schmied sich auf eine Bank setzte, um das Schwert auszuwickeln.
»Das hier, ja?« fragte er, und seine Stimme rumpelte wie
ein ganzer Bergrutsch.
»›Das hier‹?« fragte Mara. »Soll das heißen, du kennst das
Schwert?«
»Allerdings, Mädchen«, antwortete der Schmied, der das
wunderbare solamnische Heft in seiner enormen, rußgeschwärzten Hand drehte. »An ein solches Erbstück erinnere ich mich leicht, denn in Dun Ringberg geben wir selten
etwas anderes als Armut weiter. Das hier habe ich… ach, so
vor sechs Wochen gesehen. Um Mittwinter, als Lunitari
endlich…«
»In den gleichen Himmelsabschnitt lief wie der weiße
Mond«, sagte Mara. Sie war überrascht, daß der Schmied
den Lauf der Gestirne verfolgte. »Der Junge, der es dir
brachte…«
»Kein Junge, Mädchen, sondern ein erwachsener Mann
mit Bart«, stellte der Schmied richtig, der immer noch das
Schwert untersuchte. »Aus dem Norden war er, der Stimme nach, aber ich frag’ eigentlich nicht, wo die Leute herkommen.«
Er legte das zerbrochene Schwert – erst die Klinge, dann
das beschädigte Heft – vor sich auf die Werkbank. Auf seinem Gesicht lag ein kluger, sinnender Ausdruck. Mit dem
Finger zog er verlegen die Runen entlang der Blutrinne der
Klinge nach.
»Hätte ihn wohl fragen sollen«, stellte Wieland fest, »wo
seine Bitte doch so verrückt war. Denn er wollte, daß ich
dieses Schwert verderbe.«
»Es verderben?« fragte Mara.
»Ein Haarriß. Eine Bruchstelle im Metall«, erwiderte der
Schmied. Er zeigte es ihr. Stundenlang hätte er weitererzählen können, ihr alle Methoden zeigen können, wie man eine
Klinge nutzlos machen konnte.
Konnte, ja, aber nicht wollte. Verächtlich zog er einen
Mundwinkel hoch und spuckte ohne Umschweife in den
Schmelzofen. »So was mach’ ich aber nicht«, erklärte er.
»Würde nur ein Schuft machen, eine Waffe versauen.«
Er sah die Klinge liebevoll an und hob sie noch einmal
hoch.

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