Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition)
von seiner Herde getrennt und zur Strecke gebracht.
Aus dem Augenwinkel sah Faolan Heep vorwärtshuschen. Wahrscheinlich hatte der gelbe Wolf ein paar Kothaufen oder eine Urinpfütze entdeckt. Na wenn schon! Er überließ ihm gern die „Ehre“, dem Unterleutnant Bericht zu erstatten.
Der Anblick der Wölfe beflügelte Faolan, bis er sich kaum noch bezähmen konnte. Er schnellte vorwärts, dass der Staub nur so aufwirbelte. Die ganze Ostflanke hatte sich zusammengezogen und bildete eine feste Einheit, die plötzlich Tempo gewann. Faolan wusste nicht genau, was die Wölfe vorhatten, aber er wollte dazugehören. Niemand würde etwas merken, wenn er ebenfalls beschleunigte und einfach mitzog.
Dann lief ein Signal durch den Byrrgis und Faolan spürte den Druck der Wölfe, die ihn umgaben. Er war jetzt einer von ihnen, ein Gedanke, der ihn bis ins Mark erschauern ließ. Wie Metall in der Glut des Schmiedeofens verwandelte er sich. Sein Schritt verschmolz mit ihrem, seine Muskeln wurden Teil von etwas Größerem. Sein Herz pumpte, vereinigte sich mit dem einen, gewaltigen Rhythmus des Herzschlags all dieser Wölfe. Endlich gehörte er dazu. Er war ein Mitglied des Byrrgis ! Ein tiefer Rausch erfasste ihn.
Aber Moment mal … was war das? Faolan spürte einen abrupten Richtungswechsel. Der Elchbulle drehte scharf nach Norden ab. Das konnte nicht richtig sein. Auf diese Weise trieben sie den Elch ins Felsgelände, das voller Spalten und Schluchten war, durch die das Tier entkommen konnte. Faolan wurde noch schneller. Das war seine Chance. Vielleicht war jetzt der Zeitpunkt gekommen, auf die Hinterbeine zu gehen, dachte er in wildem Überschwang. Entschlossen scherte er aus dem dicht gedrängten Pulk aus, um der Beute den Weg abzuschneiden.
Heep sah nur einen Staubwirbel, als Faolan aus dem Rudel ausbrach. In Lupus’ Namen, was soll das jetzt wieder? , knurrte er vor sich hin und ließ sich ein Stück zurückfallen. So konnte er hinüberhuschen und sich einen besseren Überblick über die Ostflanke verschaffen. Verwirrt kniff er die Augen zusammen. Was er da zu sehen bekam, war einfach unglaublich. Dieser Faolan begriff überhaupt nichts. Er hatte offenbar keine Ahnung, dass der Byrrgis den Elch in die Zange nehmen und zum Umkehren zwingen wollte. Mit ausgestrecktem Schwanz, der wie eine silberne Feder hinter ihm herwehte, schoss Faolan vorwärts und nahm die Zangenmanövrierer seinerseits in die Zange. Das war unerhört – ein schwerer Verstoß gegen die Byrrgnock -Gesetze, ein Vergehen ersten Ranges!
Tiefe Schadenfreude erfüllte Heep. Beim Mond der Singenden Gräser, der fremde Wolf würde aus dem Rudel und aus dem Clan verjagt werden und in der Dunkelwelt enden. Er, Heep, brauchte kein Wort zu sagen und keine Pfote zu rühren. Der Knochennager Faolan riss sich gerade selbst das Fleisch von den Knochen.
In vollem Lauf jagte Faolan dahin. Er streckte sich, spürte den Wind in seinem Fell und den Boden, den seine Füße kaum noch berührten. Ja, dafür war er gemacht – den Wind zu fangen und die Sonne zu beißen, die gerade hinter dem Horizont versank. Plötzlich schob sich die lohfarbene Flanke der jungen Wölfin in sein Blickfeld. Faolan konnte es selbst kaum glauben, dass er sie so schnell eingeholt hatte. Eine wilde Freude stieg in ihm auf, als er die Kraft in seinen Muskeln spürte.
Faolan überholte die lohfarbene Wölfin und zog schon fast mit den Vorläufern gleich. Dann fing er plötzlich Signale auf, die zwischen den Feldwebeln und Hauptleuten hin- und herflogen. Unmerkliche Gesten und Bewegungen – ein leichtes Ohrenschnellen, ein plötzliches Schwanzaufrichten. Er nahm die Signale wahr, verstand jedoch ihre Bedeutung nicht. Und als er sich vor das Rudel setzte, noch vor die Außenflankerinnen und die Spitzenwölfe, hörte er nicht, was im Byrrgis vor sich ging. Er merkte nicht, wie die Formation ins Stocken geriet und aus dem Tritt kam, fing nicht das ratlose, tiefe Knurren der Rudelmitglieder hinter ihm auf. Nein, Faolan hatte nur einen Gedanken im Kopf – den riesigen Elchbullen vor ihm aufhalten. Er schoss an dem Bullen vorbei und bremste scharf ab, weit genug von ihm entfernt, um herumzuwirbeln und auf die Hinterbeine zu gehen. Es war, als ob der Geist der Grizzlybärin Donnerherz von ihm Besitz ergriff, als er sich aufrichtete. Er hielt die Vorderpfoten, wie er es bei Donnerherz gesehen hatte, und spürte geradezu, wie seine Klauen länger und schärfer wurden. Ich bin beides – Wolf
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