Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition)
und Bär. Ein Grizzlybär. Sein Heulen grollte wie Donner durch die Luft.
Der Elch kam schlitternd zum Stehen. Ein wildes Licht flackerte in seinen dunklen Augen auf. Dann bellte der Elch, wirbelte herum – und griff den Byrrgis an! Wie ein Berg krachte er in die Wölfe und im nächsten Moment erfüllte panisches Heulen und Schreien die Luft.
Großer Ursus, was habe ich getan?
Aber Faolan brauchte keine Erklärung. Er hatte die Ordnung zerstört. Ein Knochennager hatte es gewagt, aus dem Byrrgis auszuscheren und sich vor die Außenflankerinnen zu setzen, vorbei an der Vorhut und den Spitzenwölfen! Der Byrrgis hatte sich aufgelöst. Der Elch war entkommen.
Die Strafe würde nicht auf sich warten lassen. Knochennager wurden weggebissen, wenn sie sich ungebührlich früh an einen Kadaver heranwagten. Sie wurden misshandelt, oft mit einem Hieb auf die Schnauze bestraft und mussten als Zielscheibe für Hohn und Spott herhalten. All das konnte Faolan ertragen. Aber dass ausgerechnet Heep den Knochen schnitzen sollte, auf dem sein Verbrechen verewigt wurde, und dass der gelbe Wolf ihm zudem den gefürchteten Knochenbiss versetzen sollte, war zu viel für ihn. Es drehte ihm den Magen um.
Faolan hatte die Jagd vermasselt und den schwersten Verstoß gegen die Regeln begangen. Er hatte den Byrrgis gesprengt. Selbst wenn die Wölfe in der Lage gewesen wären, sich wieder zu sammeln, hätten sie den Elch nicht weiter gejagt. Fleisch, das durch einen Verstoß gegen die Ordnung erbeutet wurde, galt als nicht morrin . Es wurde für cag mag erklärt, ein altes Wolfswort für „beflecktes Fleisch“. Weil man durch „beflecktes Fleisch“ den Verstand verlieren konnte, bedeutete der Ausdruck auch „verrückt werden“.
Aber nicht nur das Fleisch, auch Faolan selbst galt nun als cag mag , wie er an den scheelen Blicken der anderen Wölfe ablesen konnte. Auch ihr Getuschel blieb ihm nicht verborgen. „Dieser Knochennager ist mehr Bär als Wolf“, hörte er ein Rudelmitglied zu seiner Gefährtin sagen.
„Und wir müssen jetzt seinetwegen hungern“, erwiderte die Wölfin.
Doch diese Worte waren harmlos im Vergleich zu dem, was noch kommen sollte. Faolan stockte das Blut in den Adern, als er Mairie, die lohfarbene Außenflankerin, auf sich zukommen sah. Er duckte sich hastig und diesmal berührte sein Bauch den Boden schneller als je zuvor. Er presste das Gesicht in die Erde, aber noch ehe er den ersten Laut der Zerknirschung von sich geben konnte, trafen ihn Mairies Worte wie ein stechwütiger Bienenschwarm.
„Was in Lupus’ Namen hast du dir dabei gedacht? Du hast mir eine einmalige Chance geraubt! Weißt du überhaupt, wie viele Wölfinnen in meinem Alter als Außenflankerin in einem Byrrgis mitlaufen dürfen?“ Mairie wartete nicht auf eine Antwort. „Nein, natürlich nicht. Du weißt überhaupt nichts. Du bist ein Idiot!“
„Ich weiß, ich weiß“, sagte Faolan. Seine Stimme war heiser vor Verzweiflung.
„Jetzt müssen wir hungern. Und wir können froh sein, dass niemand getötet wurde, als der Elch in den Byrrgis gekracht ist.“
„Was soll ich sagen? Wahrscheinlich ist es am besten, wenn ich fortgehe. Ich werde sowieso verbannt und dann …“
Aber Mairie schnitt ihm das Wort ab. „Das entscheidet allein Duncan MacDuncan, nicht du!“, fauchte sie ihn an.
„Ja, gut … aber was soll ich denn noch hier?“
„Was du hier sollst? Zum Carreg-Gaer-Rudel gehen und vor den Raghnaid treten, du hasenherziges Stück Elchkot. Du gehst vor einem Elchbullen auf deine blöden Hinterbeine, aber du hast nicht den Mumm, vor einem Gerichtshof Rede und Antwort zu stehen? Und außerdem, wo willst du überhaupt hin?“
„Ähm …“ Faolan zögerte. „Na los, sag schon! Nach Ga’Hoole, oder was?“
„Ehrlich gesagt … ja. Der Gedanke ist mir durch den Kopf gegangen“, murmelte Faolan.
Verblüfftes Schweigen war die Antwort. Dann begann Mairie langsam zu sprechen. „Bist du von allen Wolfsgeistern verlassen? Mondverrückt? Ist dein Verstand jetzt ganz cag mag gegangen?“
„War doch nur so eine Idee“, murmelte Faolan und versuchte sein Gesicht noch tiefer in die Erde zu wühlen, während er die Augen nach hinten verdrehte, damit er sie sehen konnte.
„Beim Großen Lupus, was bist du für ein Versager! Du weißt ja noch nicht mal, wie das Unterwerfungswälzen dritten Grades geht! Was übrigens sofort nach dem ersten Bauchscharren erfolgen müsste. Du glaubst wohl, du könntest dich da einfach
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