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Der Computer-Satelit

Der Computer-Satelit

Titel: Der Computer-Satelit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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das Metall aus ihnen herauszuziehen und die riesigen Raumkolonien zu bauen, die in
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    einer Entfernung von mehreren hunderttausend Meilen von der Erde konstruiert wurden. Im Grunde war die Bezeichnung etwas wie eine bewußte Irreführung. Auf dem Mond gab es natürlich kein echtes Erz — wenn man Erze als metallreiche Substanzen definierte, die durch Verwitterung und geologische Prozesse konzentriert worden waren. Tief unter der Oberfläche gab es jedoch reiche Ansammlungen von Titanium, Aluminium, Eisen und dergleichen, die im Verlauf der thermofluidischen Prozesse entstanden waren, wie sie während der Frühgeschichte des Monds vorkamen. Die Verbindungen, die diese Elemente enthielten, hatten von den Medien die Bezeichnung ‚Erze' erhalten, und der Name hatte sich gehalten.
    Der Massen-Beschleuniger bestand aus einer fünf Meilen langen, schnurgeraden Schiene, die von zwei kontinuierlichen ‚Hecken' aus elektromagnetischen Wicklungen flankiert waren — ein riesiges Gerät für lineare Beschleunigung, das sich in westlicher Richtung über Tranquillatis erstreckte. Es beschleunigte supergekühlte magnetische ‚Eimer', die auf elektromagnetischen Kissen schwebten, mit hundertfacher Erdanziehungskraft, so daß sie nach zwei Meilen die Fluchtgeschwindigkeit erreichten. Danach wurden die Eimer durch Laser gelenkt und entleerten computergesteuert ihre Ladungen Mondgestein in einer flachen, ansteigenden Kurve, die infolge der Oberflächenkrümmung des Monds knapp über die zweihundert Meilen entfernten Berge führte. Unterwegs wurden die Ladungen durch eine Elektronendusche elektrisch aufgeladen und durch massive elektrostatische Deflektoren genau gelenkt, die an dem zweihundert Meilen weit entfernten Punkt in der Schlußphase des Wegs installiert waren. Damit wurde eine Genauigkeit erreicht, die höher als eins zu einer Million lag — einem Fußball vergleichbar, der aus 3000 Meilen Entfernung genau zwischen die Pfosten gesetzt wird.
    Von da aus stieg jede Ladung, die aus 60 Pfund ,Erz' bestand, zwei Tage lang stetig weiter an, bis sie 40 000 Meilen über der Mondoberfläche in ein „Hippo"-Auffangschiff stürzte, das an dem gravitationsstabilen Punkt L2 stationiert war. Die für den Antrieb der Anlage benötigte Energie wurde in Form von Mikrowellen von einem in einer Umlaufbahn kreisenden Solarkollektor von drei Meilen Durchmesser heruntergestrahlt.
    Tag für Tag schickte der Massen-Beschleuniger rund um die Uhr alle zwei Sekunden eine Ladung hoch und machte nur Pausen für Wartung oder weil er dann und wann repariert werden mußte. Jedes
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    Jahr stürzten eine Million Tonnen Mondgestein in die wartenden Ladungsbuchten der Hippos, und weiter draußen im Raum nahmen die Kolonien stetig Gestalt an.
    Das Projekt war so erfolgreich, daß die Verantwortlichen beschlossen, einen zweiten Massen-Beschleuniger zu konstruieren. Auch er sollte auf dem Äquator stehen, aber in der Nähe von Reinhold und mit Zielrichtung auf Procellarum. Die Schiene sollte nach der Anweisung der Experten genau über den Punkt führen, an dem Fields und Paskoe standen. Nicht ein wenig nach rechts oder ein wenig nach links, so hatten sie nach eingehender Prüfung des Geländes entschieden, sondern genau dort.
    Für die Vorbereitungen in der ersten Phase war eine genaue Sichtung mit Lasern notwendig, bei der eine Strecke Gelände abgedeckt werden sollte, die von einem Punkt ungefähr eine Meile hinter ihnen bis mehrere Meilen vor ihnen reichte. Dafür war ein hindernisfreier Weg notwendig. Der Kamm war nicht wirklich groß — er hatte ungefähr die Abmessung von zwölf aneinandergereihten Häusern durchschnittlicher Größe —, aber . . . er stand im Weg.
    Und so kam es, daß diese Formation, die tapfer dagestanden und ihre Aufzeichnung der Ereignisse von der frühesten Epoche des Sonnensystems an aufbewahrt hatte, schließlich dem ruhelosen, beharrlichen Drang des Menschen nach draußen in den Weg geriet.
    Der Kamm mußte weg.
    „Wie läuft es?" Die Stimme von Sergeant Tim Cummings kam über den offenen Kanal aus dem nächsten der beiden langsamen Bodenfahrzeuge, die einige hundert Fuß weiter hinten am Sockel des sanften Hangs geparkt waren, der zu dem Kamm hinaufführte.
    „Ich denke, hier sind wir mehr oder weniger fertig", antwortete Paskoe. „Stellen Sie schon mal Kaffee auf, Tim. Wir kommen wieder herunter."
    „Habt ihr von da oben alles gesehen, was ihr wolltet?" fragte Cummings.
    „Ja. Es sieht ungefähr so aus, wie wir es

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