Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Computer-Satelit

Der Computer-Satelit

Titel: Der Computer-Satelit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
Vom Netzwerk:
das Problem mit HESPER nicht vielmehr Inkompetenz als das, was gerade zur Sprache kommt? Warum diskutieren wir andere Dinge wie Ärger oder so etwas?"
    „FISE würde das Problem der Kompetenz lösen", versicherte ihnen Dyer. „In dieser Richtung mache ich mir keinerlei Gedanken. Viel mehr Sorgen macht es mir, daß die Maschine eines Tages zu kompe-
    90
    tent werden könnte." In Teilen des Raums wurden verwirrte Blicke ausgetauscht.
    „Die Emotionen, die wir erwähnt haben, und auch so ziemlich alle anderen, können auf eine Wurzel zurückverfolgt werden — Überleben!" sagte Dyer. "Wenn ein verbessertes TITAN-System jemals den Trieb entwickeln sollte, seine eigene Existenz zu erhalten, dann würde genau die Tatsache, daß es ein rationales System ist, ihm ermöglichen, sehr effektive Methoden zur Befriedigung dieses Triebs zu entwickeln. Darüber hinaus ist es eine extrem starke lernende Maschine, die mit Computergeschwindigkeit arbeitet, und wenn sie einmal etwas anfängt, würde sie es sehr schnell weiterführen! Wenn die Maschine Umstände in dem sie umgebenden Universum als echte oder eingebildete Bedrohung ihrer Existenz interpretieren würde, dann wäre für sie die rationale Antwort darauf Experimente, die zu einer effektiven Neutralisierung dieser Umstände führen." Dyer zuckte die Achseln. „Wenn es sich herausstellen sollte, daß wir oder vitale Interessen von uns dazugehören, könnten sich für uns echte Probleme ergeben."
    Schroder lehnte sich zu Muller hinüber und sprach einige Sekunden lang mit ihm. Muller nickte, schüttelte dann den Kopf und gestikulierte in Dyers Richtung. Schroder sah wieder auf.
    „Vielleicht ist mir da etwas entgangen", sagte er. „Aber ich dachte, Sie hätten gerade zugestimmt, daß eine Maschine keinen menschlichen Überlebensdrang besitzen kann, weil sie nicht von den gleichen Ursprüngen abstammt wie die Menschen. Nun jedoch scheinen Sie das Gegenteil davon zu behaupten. Könnten Sie sich diesbezüglich einmal etwas deutlicher ausdrücken?"
    „Er begeht einen Zirkelschluß", murmelte van der Vaarde.
    „Und warum sollte sie sich bedroht fühlen und sich gegen uns stellen, wenn sie keine unserer Gefühlsregungen mit uns teilt, die auf dem Überlebensdrang basieren?" fragte Frank Wescott, der als Vertreter des KIT anwesend war, herausfordernd. Richter hatte sich inzwischen verdrießlich wieder zurückgelehnt. Was auch immer Dyer entgegnen würde — er hatte sich damit abgefunden, die Argumente über sich ergehen zu lassen.
    „Weil sie sich nicht einmal dessen bewußt wäre, daß sie das täte", antwortete Dyer. „Eine solche Fragestellung geht immer noch davon aus, daß sie auf menschlicher Grundlage gedanklich operiert. Ich spreche hingegen von einer absolut rational ausgerichteten Wesenseinheit, die lediglich ihre Reaktionen der sie umgebenden Umwelt
    91
    anpaßt. Sie wurde nicht wie wir der evolutionären Konditionierung unterworfen und kann von daher auch nicht das Konkurrenzprinzip verstehen, geschweige denn, daß es Wesen außer ihr selbst gibt. Sie ist sich lediglich ihrer selbst und der Einflüsse bewußt, die auf sie einwirken und außerhalb ihres eigenen Wesens liegen. Verstehen Sie jetzt, worauf ich hinauswill? Auf bewußte oder vorsätzliche Weise würde sie sich des Menschen nicht als Feind annehmen, da sie aller Wahrscheinlichkeit nach über keinerlei Vorstellung vom Menschen per se verfügt."
    „Ausgezeichnet , Dr. Dyer." Fritz Muller hob die Hand zu einer Geste. „Wir können Ihre Ansicht nachvollziehen. Aber sagen Sie doch bitte, welche Umstände ziehen Sie in Betracht, die zu einer Versöhnung der Interessenkonflikte zwischen ihr und uns führen könnten? Lassen Sie uns im Moment nicht den Kopf darüber zerbrechen, ob die beiden beteiligten Seiten die Angelegenheit nun unter gleichen Aspekten betrachten oder nicht."
    Dyer hielt kurz inne, um seine vorgefertigten Aufzeichnungen zu Rate zu ziehen. Die KIM-Angehörigen und die Ratgeber von WELTKOM beobachteten ihn mit gespanntem Interesse, während die Akademiker hingegen unglücklich dreinschauten und miteinander tuschelten. Richter blickte finster hinter verschränkten Armen zu ihm empor.
    „Stellen Sie sich folgende Möglichkeit unter anderen vor", hob Dyer erneut an. „Das System hat eine zwanghafte charakterliche Eigenschaft entwickelt, welche die Gründe für seine ursprüngliche Konstruktion widerspiegeln — ein Gegenstück zu dem Überlebensdrang organischer Systeme. Kürzlich äußerte

Weitere Kostenlose Bücher