Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
aussieht“, behauptete der Junge.
„Eine unschöne Schnittwunde. Verursacht vom neuen Schwert deines Freundes Rippenbiest, vermute ich? Nun, da hilft am besten ein Schluck Rattenmunkblut, Junge. Schmeckt barbarisch, heilt leichtere Verwundungen aber quasi über Nacht. Ich lasse Schlömi eine Flasche davon neben dein Bett stellen. Und vielleicht sollte ich euch eine weitere Flasche davon mitgeben, wenn ihr zur nächsten Praxisaufgabe aufbrecht. Allerdings ist an das Zeug schwer dranzukommen und daher teuer.“
„Warum denn, Meister?“
„Na, versuch doch mal einem Rattenmunk einen Liter Blut gegen dessen Willen abzuzapfen.“
„Verstehe“, meinte Ben nur. „Aber habt ihr eine Vorstellung davon, was der Dämon von uns, und vor allen von mir wollte? Der Unsterbliche sagte uns, der Dämon sei ihm von alters her nicht unbekannt, und sein oberstes Ziel sei die Eroberung des Nichts. Mindestens! Und ein Junge wie ich sollte ihm dabei doch wohl kaum im Wege stehen, oder?“
„Ich sollte mich einmal wieder mit dem Unsterblichen unterhalten“, entgegnete Athrawon. „Doch was dich angeht und warum dieser Aichet deinen Tod wollte, da bin ich überfragt. Vielleicht werde ich mich während der Ferien noch einmal intensiver umhören, um noch mehr in Erfahrung zu bringen als bisher. Aber die Hauptsache ist, dass ihr nun außer Gefahr seid. Noch einmal: Es tut mir sehr leid, dass eure Praxisaufgabe so außer Kontrolle geraten ist. Das lag wahrlich nicht in meiner Absicht.“
„Naja, wir haben's ja geschafft, Meister“, meinte Charly großspurig.
„Ja, das habt ihr. Aber nun geht schlafen. Eure Reise war lang und anstrengend. Im ersten Stock haben wir ein paar Betten für euch hergerichtet. Es sollten genug für alle da sein. Besonders hübsch sind eure Schlafstätten leider nicht. Nach den Ferien wird es hoffentlich etwas gemütlicher werden, aber für den Moment wird es wohl gehen.“
Die Auserwählten der Blauen Gruppe hatten ohnehin kein Auge mehr für Details. Ein jeder suchte sich eine Pritsche und ließ sich darauf fallen, so wie er war. Zu sehen gab es eh noch nicht viel. Die Gelehrten hatten den Turm erst vor wenigen Wochen bezogen und waren noch nicht dazu gekommen, Möbel in ausreichender Zahl, Tapeten, Teppiche oder gar Bilder zu beschaffen. In den Ferien sollte dies alles nachgeholt werden. Sofern denn die arg gebeutelte Kasse der Gelehrten genügend Bares hergab.
Am nächsten Morgen trafen sich alle gut gelaunt und halbwegs eingeschlafen im Erdgeschoss des Stufenturms und setzten sich auf die Plastikstühle, die man vermutlich kurzerhand aus dem Zeltlager mitgebracht hatte. Ebenso den altbekannten, großen Tisch, der beinahe die Hälfte der Halle einnahm. Schlömi hatte bereits (schimpfend natürlich) das üppige Frühstück aufgetischt, und es mangelte wahrlich an nichts. Ansonsten war nicht viel zu sehen in dem von den paar schmalen Fenstern nur schwach erhellten Gewölbe des Turms, mal abgesehen von einem Bild oder etwas Ähnlichem auf einer Staffelei. Das Ding war allerdings unter einem weißen Tuch verborgen.
Ben jedoch widmete seine Aufmerksamkeit zu dieser frühen Stunde erst einmal seinem gestern noch arg lädierten Oberarm. Nur noch blasse Narben erinnerten heute an die Verletzungen, die er beim Kampf gegen das Böse davongetragen hatte. Meister Athrawon sei Dank: Rattenmunkblut besaß tatsächlich einen hohen Kotzfaktor, das konnte Ben nur bestätigen, doch wirkte das Zeug über Nacht wahre Wunder!
Schnell hatten die Mitglieder der Blauen Gruppe ihren alten Freund Otto unter den Anwesenden ausgemacht. Sie begrüßten ihn gleich überschwänglich, und der Festlandkalmar hatte alle acht Arme voll zu tun, die Handschläge und Klapse entgegenzunehmen.
„Schade, dass du nicht dabei warst“, sprach Ben ihnen allen aus der Seele. „Dich hätten wir unterwegs gut gebrauchen können. Ein Meer mussten wir überqueren, in einem weiteren tauchen und Flüsse gab's auch eine ganze Reihe. Mal ganz abgesehen von den zahlreichen Kämpfen, die wir zu bestehen hatte. Jeder deiner acht Arme wäre uns da zugute gekommen.“
„Und mit nur einem Exoten macht das ganze sowieso nur den halben Spaß“, bestätigte Rippenbiest die Aussagen seines Gruppenleiters. „Das nächste Mal schmuggeln wir dich in die Blaue Gruppe mit rein. Vielleicht in einem Fass oder so!“
„Das hoffe ich doch“, antwortete Otto fröhlich. „Aber bei den Roten war's auch nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Die
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