Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 3
lohnt.
Als Tippfehler kann man diese Irrtümer kaum entschuldigen, denn »c« und »k« liegen auf der Tastatur nicht nebeneinander. Womöglich ist dieses Phänomen mit Besonderheiten der regionalen Aussprache zu erklären, vielleicht werden in manchen Dialekten »hacken« und »haken« gleich ausgesprochen. Noch toller treibt es der Deutsche mit dem Spucken. »Ich find das Spuken am Fußballplatz mega eckelhaft!«, beschwert sich ein Diskutant in einem anderen Forum. Mit Recht zwar, aber mit fragwürdigen orthografischen Mitteln. Für »eckelhaft« spuckt Google übrigens mehr als 13.000 Treffer aus. Kein Zweifel: Es spukt in der deutschen Sprache! Dass einige auch die Wörter »Bodenluke« und »Dachluke« mit »ck« schreiben, erscheint schon fast konsequent, denn durch eine »Lucke« kann man immerhin »gucken« und »lucki-lucki« machen.
Geradezu schockiert steht man allerdings vor jener Tafel an einer Eisdiele, auf der die Geschmacksrichtung »Schocko-lade« angeboten wird. Und fast jedes dritte Küken, das im deutschsprachigen Internet schlüpft, ist ein »Kücken«.
Einige dieser Verkürzungsfehler entstehen durch Analogien – man orientiert sich an bekannten Formen. Da man ein Paket erst einmal packen muss, bevor man es am Paketschalter abgeben kann, haben es viele Menschen beharrlich mit »ck« geschrieben. So beharrlich offenbar, dass dieRechtschreibreformer erwogen, die Schreibweise »Packet« zuzulassen – so wie ja auch Päckchen und Packung mit »ck« geschrieben werden. Doch ein mit »ck« geschriebenes »Packet« müsste – wie Becken, Dackel und Zucker – auf der ersten Silbe betont werden – wäre also kein »Pakeet« mehr, sondern ein »Packet«. So blieb es bei der Schreibweise mit einfachem »k«.
Wer hingegen »Dampflock« mit »ck« schreibt, der ist auch ohne reformatorische Verwirrung so gut wie entschuldigt, denn während das erste »o« in »Lokomotive« noch deutlich länger ausgesprochen wird, klingt es in der Kurzform »Lok« tatsächlich so kurz wie in »Bock« und »Rock«. Auch bei dem Wort »Plastik« ließe es sich noch verstehen, wenn es mit »ck« geschrieben wird, denn das »i« ist kurz. Es sei denn, man spricht es, in Anlehnung an seine französische Herkunft, »Plastieke« aus. Plastik ist in der Tat ein Fremdwort, ebenso wie Lok und Paket, und für Fremdwörter sieht unsere Rechtschreibung nur selten Dehnungs- oder Verkürzungszeichen vor, wie wir sie von deutschen Wörtern kennen. Daher schreibt sich auch die Maschine trotz langen I-Klangs eben nicht »Maschiene«. Auch wenn bei Ikea bereits »spühlmaschienenfeste« Gläser gesichtet wurden.
Bei deutschen Wörtern hingegen sind diverse Formen der Klangdehnung und -verkürzung möglich – und erforderlich. Es gibt kesse Hüte und Hüttenkäse, schiefen Boden und Boddenschiffe, legende Hennen und leckende Hähne, gepflegte Beete und befleckte Betten. Und es gibt Pfarrer mit Mähnen und Männer mit Fahrer. »MTV-Chefin Catherine Mühlenberg hat offenbar ein Faible für private Bande und scharrt gern die ihren um sich«, war am 10. Juli in der »Welt« zu lesen. Jeder, der schon einmal einer Schar Hühner beim Scharren zugesehen hat, weiß, dass Hühner in Scharen scharren – und dass sie sich zum Scharren scharen. Nunist Frau Mühlenberg aber kein Huhn, deshalb ist ihr »Welt«-liches »Scharren« in Wahrheit ein bildliches »Scharen«. Auch hierbei fällt die Unterscheidung zwischen langem und kurzem A-Klang offenbar nicht allen ganz leicht.
So wie lange Vokale fälschlicherweise orthografisch verkürzt werden, werden kurze Vokale auch gern verlängert: »Vor zwei Wochen wurde mir der rechte Bakenzahn entfernt!«, jammert ein zahnleidender Mensch im Internet. Das schönste Beispiel für eine missverständliche Vokal-dehnung war am 7. Mai auf »Spiegel Online« zu finden: »In Beiräten großer Unternehmen verdienen Politiker staatliche Honorare – fraglich ist nur wofür«, hieß es dort. Fraglich ist vor allem, ob es statt staatlich nicht stattlich hätte heißen müssen. Darum habe ich bei den Kollegen nachgehackt, und prompt wurde dem Spuck ein Ende bereitet.
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Was man nicht in den Beinen hat ...
Klar, das Auge sieht bekanntlich mit. Aber jetzt mal Schwamm beiseite, sonst wecken wir noch schlafende Hühner. Feststehende Redewendungen sind längst nicht so fest, wie man meint. Viele wackeln, dass einem ganz schwindlig wird. Aber das hat auch sein Gutes. Denn verdrehte Redensarten
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