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Der deutsche Goldrausch

Der deutsche Goldrausch

Titel: Der deutsche Goldrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laabs Dirk
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wieder trifft Scheunert auch auf gescheiterte Existenzen aus Köln, Düsseldorf oder Stuttgart, die im gemieteten Mercedes über das ostdeutsche Land fahren. Der eine oder andere hat gerade einen Konkurs in Westdeutschland hingelegt und versucht nun, billig einen Betrieb im Osten zu kaufen. Das Ministerium muss das machtlos mit ansehen.
    22. Februar 1990, Ost-Berlin
    Wolfram Krause ist lange Zeit Kreissekretär der SED und damit ein Spitzenfunktionär. Mehrere Jahre ist er einer der Lenker der staatlichen Plankommission, dem wirtschaftlich mächtigsten Apparat der DDR. Die Plankommission soll für den Ministerrat die Volkswirtschaft steuern. Krause erkennt von Mitte der 1970er Jahre an immer klarer, dass seine Kommission zunehmend die Kontrolle über die Wirtschaft verliert. Er schreibt einen Brief an das Zentralkomitee (ZK) der SED, in dem er auf Diskrepanzen im Wirtschaftsplan für das Jahr 1979 hinweist. Die geplante Produktion reiche nicht aus, um den ebenfalls vorausgeplanten Verbrauch an Konsumgütern und Investitionsmitteln zu decken. Versorgungsengpässe seien unumgänglich.
    Den Brief empfindet man im ZK als respektlos. 7
    Krause fällt in Ungnade und wird in die Bezirksleitung Berlin abgeschoben. Dort arbeitet er als Referent des SED-Bezirkschefs. Ein Absturz. Im Dezember 1989 fasst er seine Gedanken über die dringend notwendigen Reformen der DDR-Wirtschaft in einem Artikel für das »Neue Deutschland« zusammen. Danach ist er wieder gefragt. Die neue Wirtschaftsministerin Christa Luft setzt ihn als Staatssekretär ein.
    Am 22. Februar erhält Krause den Auftrag, die Idee einer Treuhandanstalt umzusetzen. 8 Er hat bereits mit Kollegen darüber nachgedacht, wie man das Volkseigentum vor den eigenen Landsleuten, die es verkaufen, und vor westdeutschen Aufkäufern schützen kann. Doch die Gruppe um Ullmann kommt ihm in der Öffentlichkeit zuvor. Da die PDS aber noch an der Regierung ist, kann sie ein entsprechendes Gesetz gestalten. Diese Chance nutzt Krause. Er stellt eine Arbeitsgruppe zusammen, die bis zur Volkskammerwahl ein Treuhandgesetz verfassen soll.
    Wolfgang Ullmann, der Minister ohne Geschäftsbereich, informiert Matthias Artzt und Gerd Gebhardt, wie die Eckpunkte des Gesetzes aussehen sollen. Von Anteilsscheinen ist keine Rede mehr, und die Eigentumsfrage ist ebenfalls nicht klar geregelt. Die beiden drängen auf einen Termin bei der Wirtschaftsministerin Christa Luft. Die wird in diesen Tagen so kurz vor der Wahl von Beratern belagert und lässt sich von den beiden nicht mehr umstimmen.
    Artzt und Gebhardt entgleitet der Zipfel der Macht, den sie in den Händen zu halten schienen.

    Am 1. März stellt Wolfram Krause seinen Gesetzentwurf dem Ministerrat um Hans Modrow vor. Dreißig Minuten wird der Vorschlag diskutiert und dann angenommen. Wem was in der DDR gehört, legt das Gesetz nicht fest. Minister Ullmann äußert deshalb Bedenken, kann sich aber nicht durchsetzen. Das SPD-Mitglied Walter Romberg, ebenfalls seit kurzem Minister, sieht das Thema bei Ullmann in guten Händen und stellt keine Fragen.
    So kurz vor den Wahlen hat niemand Zeit, den Prozess aufzuhalten und prinzipielle Probleme zu diskutieren. Krause soll nun ein Statut für die Treuhand ausarbeiten. Klar ist bisher nur, dass die neue Behörde alle DDR-Betriebe in Kapitalgesellschaften umwandeln soll, damit diese überhaupt an der Marktwirtschaft teilnehmen können. Alle Anteile an den Firmen soll die Treuhand halten.
     
    In Ost- wie Westdeutschland nimmt kaum jemand die Geburt der Treuhand zur Kenntnis. Der Wahlkampf in der DDR beherrscht die Schlagzeilen. Die Aussichten für den Wahlbund der Konservativen – der ehemals SED-treuen Blockpartei CDU-Ost, dem Demokratischen Aufbruch und der Deutschen Sozialen Union (DSU) – haben sich nur unwesentlich verbessert.
    Bundeskanzler Helmut Kohl kämpft daher selbst um Wählerstimmen im Osten. Er geht auf Tour. In Chemnitz spricht er vor 200 000 Menschen und macht deutlich, dass die DDR von seiner Regierung kein Geld mehr bekommt, solange sie von Sozialisten regiert wird. In den nächsten Tagen spricht er vor Hunderttausenden DDR-Bürgern in verschiedenen ostdeutschen Städten.
    Gegen diese CDU-Wahlkampfmaschine müssen die Wissenschaftler Artzt und Gebhardt mit ihrer Idee von den Anteilsscheinen am Volkseigentum antreten. Sie beraten das Neue Forum, haben aber für sich selbst Parteimandate abgelehnt. Sie wollen unabhängig bleiben und aus dieser Position heraus den Wählern

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