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Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper

Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper

Titel: Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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London, 30. September 1888, Bishopsgate Polizeistation
    Catherine Eddowes war von durchschnittlicher Größe und ihr war bewusst, dass ihr dunkles Kleid mit der ebenso dunklen Haube sie kaum aus der Menge der Frauen hervortreten ließ, die sich in dieser Nacht in den Gassen herumdrückte. Frauen, denen wie ihr das Elend ins Gesicht geschrieben stand. Sie sah sich nach dem Polizisten um, der ihr die Tür zur Straße offen hielt. Ihre Hand zitterte ein wenig, als sie nach ihrer Haube tastete, die etwas schief auf ihrem kastanienbraunen Haar saß.
    „Wieviel Uhr isses?“, fragte sie mit vom Alkohol schwerer Zunge. Ihre Augen waren müde und sie hatte keine Ahnung, wo sie die Nacht verbringen sollte. John und sie hatten die zwei Shilling und sechs Pennys, die sie im Pfandhaus für ihre Stiefel bekommen hatten, bereits am Mittag ausgegeben. Sie hatte Hunger, jetzt, nachdem der Gin nicht mehr wirkte. Die letzte Mahlzeit – ein Frühstück im Armenhaus – lag Ewigkeiten zurück.
    Der Polizist sah sie ausdruckslos an. Immerhin besser, als herumgestoßen oder gar beschimpft zu werden.
    „Zu spät, um sich weiter zu betrinken“, gab er wenig freundlich Auskunft. Catherine holte tief Luft. Dann zog sie die Nase hoch. Ein Taschentuch hatte sie nicht. Also benutzte sie den Ärmel, während ihre Blicke die Bishopsgate Street hinauf- und hinabwanderten. Sie fluchte auf den immerwährenden Nebel, der einen nur ein paar Schritte weit sehen ließ und der sie auch jetzt umwaberte. „Wie viel Uhr ist es denn nun?“, beharrte sie. Sie war nicht sicher, was John tun würde, wenn sie jetzt erst heimkäme.
    „Ein Uhr“, sagte der Polizist, ohne sich auch nur die Mühe zu machen, auf eine Uhr zu sehen. Catherine bewegte den Kopf hin und her. Sie spürte die tiefen Falten in ihrem Gesicht, die im Zwielicht zwischen Polizeistation und Straße noch tiefer wirken mussten. Wie alt konnte einen das Leben machen? Und wie alt ließ es einen werden? „Oh, verdammt“, knurrte sie. Unbehagen kroch in ihre Glieder. „Ich werde eine feine Tracht Prügel bekommen“, stellte sie mit müder Sicherheit fest. Der Polizist – er wirkte jetzt noch mehr wie ein resignierender Sonntagsschullehrer – erwiderte:
    „Das hast du dir verdient. Was betrinkst du dich auch so?“ Damit schob er die Türe hinter Catherine zu.
    „Alles klar. Gute Nacht, alter Kamerad!“, sagte sie, noch ehe die Tür mit einem leisen Quietschen endgültig geschlossen war.
    Sie atmete tief ein. Wenigstens war die Luft besser als im Winter, wenn der Kohlestaub in die Lungen kroch. Sie sollte sehen, dass sie irgendwo etwas zu Essen bekam. Oder zu trinken … Zu John ginge sie jedenfalls nicht. Vielleicht wäre er friedlicher am Morgen, wenn sie ein paar Pennys mit nach Hause brachte … Dazu musste sie aber erst einen Freier finden. Das war in warmen Nächten wie dieser nicht ganz so schwer.
    „Na, dann mal los.“ Sie schob ihre Haube zurecht, blickte nach rechts und links und entschied, in Richtung Houndsditch zu gehen. Da sie noch immer nicht wieder ganz klar war und die Straßenbeleuchtung schlecht, stolperte sie über die Stufe zu einem der Backsteinhäuser. Als ein einzelner Mann an ihr vorbeikam, tippte sie ihn am Ärmel.
    „Im Stehen zwei Shilling“, sagte sie so munter, wie sie konnte. Der leere Magen sorgte mittlerweile für ziemliche Übelkeit. Ja, sie fürchtete, in Ohnmacht zu fallen, noch bevor sie einen Kunden bedient hatte.
    Der Mann blieb stehen und sah sie von oben bis unten an.
    „Zwei Shilling?“, knurrte er. „Biste überhaupt sauber?“
    „Klar bin ich sauber“, erwiderte Catherine empört. Der Mann sah nicht übel aus, wenn man wie sie in der Situation war, dass man keine Ansprüche mehr stellen konnte oder durfte. Er war gut einen Kopf größer als sie, hatte einen blonden Schnurrbart und sah mit seinem roten Halstuch ein bisschen wie ein Seemann aus. Lediglich ein wenig heruntergekommen. Aber so sahen hier alle aus. Ein klein gewachsener Hausierer kam an ihnen vorbei, blieb wenige Schritte weiter stehen und lauschte. Ein Spanner, dachte Catherine erbost. Und das, wo sie den ersten Freier an der Angel hatte …
    „Verpiss dich, alter Sack!“, giftete sie ihn an. Doch der Alte machte eine wegwerfende Handbewegung, öffnete seine speckige Hose und holte seinen schrumpeligen Schwanz heraus. Er pisste praktisch neben ihre Füße. „Bin schon dabei“, keckerte er.
    Catherine, nicht gewillt, sich den Seemann vom Haken hüpfen zu lassen, nahm

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