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Der Dolchstoss

Der Dolchstoss

Titel: Der Dolchstoss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Hühnerstall. Bemerkenswerterweise zeigte die Schnitzerei um den Rand des Spielbretts Füchse.
    Thom, der auf der anderen Seite des mit Steinintarsien versehenen Tisches des Diebefängers saß, sah in seiner edel geschnittenen Jacke aus bronzefarbenem Tuch weder wie ein Gaukler aus noch wie der Mann, der einst Königin Morgases Geliebter gewesen war. Knorrig und weißhaarig, mit langem Schnurrbart und dichten Augenbrauen, war er von seinen klaren blauen Augen bis zu den Stiefelsohlen die enttäuschte Geduld. »Ich sehe nicht, wie wir das hätten tun können, Nynaeve«, sagte er trocken, »wenn man bedenkt, daß du uns bis heute abend fast nichts erzählt hattest. Du hättest Juilin und mich schicken sollen.«
    Nynaeve schnaubte. Als wären die beiden nicht wie geköpfte Hühner herumgelaufen, seit sie angekommen waren, und hätten sich nicht auf Mats Geheiß in ihre und Elaynes Angelegenheiten eingemischt. Die drei konnten auch keine zwei Minuten zusammen sein, ohne zu tratschen. Männer konnten das niemals. Sie... Die Wahrheit war, wie sie widerwillig zugab, daß es ihnen niemals in den Sinn gekommen war, die Menschen zu benutzen. »Ihr hättet mit ihm etwas trinken gehen können«, murrte sie. »Erzählt mir nicht, daß Ihr es nicht tun würdet« So mußte es sein - daß Mat Birgitte in dem Gasthaus schmoren ließ. Dieser Mann würde den ganzen Plan noch verderben.
    »Und was ist, wenn sie es getan hätten?« Elayne, die neben einem der hohen Bogenfenster lehnte und durch das weiß gestrichene eiserne Balkongitter in die Nacht schaute, kicherte. Sie tippte mit dem Fuß, obwohl es ein Wunder war, daß sie unter all den durch die Dunkelheit heranschwebenden Melodienfetzen eine einzelne erkennen konnte. »Es ist eine Nacht zum ... Trinken.«
    Nynaeve sah sie stirnrunzelnd an. Elayne war schon den ganzen Abend über zunehmend seltsam gewesen. Wenn sie es nicht besser wüßte, hätte sie vermutet, daß sie sich heimlich hinausgeschlichen und einige Male an Wein genippt hatte. Oder eher einige Schlukke genommen hatte. Das wäre jedoch selbst dann unmöglich gewesen, wenn Elayne sie nicht im Auge behalten hätte. Sie alle hatten recht verhängnisvolle Erfahrungen mit zuviel Wein gemacht, und keine von ihnen hatte jemals wieder mehr als einen Becher auf einmal getrunken.
    »Mein Interesse gilt Jaichim Carridin«, sagte Aviendha, schloß das Buch und legte es neben sich. Es kümmerte sie nicht, wie seltsam es wirkte, daß sie in einem blauen Seidengewand auf dem Boden saß. »Unter uns werden Schattenläufer getötet, sobald man sie entdeckt, und weder Clan noch Septime, noch Gemeinschaft oder Erstschwcster gehen dagegen an. Wenn Jaichim Carridin ein Schattenläufer ist - warum tötet Tylin Mitsobar ihn dann nicht? Warum tun wir es nicht?«
    »Hier sind die Dinge ein wenig verworrener«, belehrte Nynaeve sie, obwohl sie sich dasselbe gefragt hatte. Natürlich nicht, warum Carridin nicht getötet wurde, sondern warum er noch immer kommen und gehen konnte, wie er wollte. Sie hatte ihn genau an dem Tag, nachdem man ihr Mats Brief ausgehändigt und sie Tylin gesagt hatte, was er enthielt, im Palast gesehen. Er hatte über eine Stunde mit Tylin gesprochen und war genauso ehrenvoll gegangen, wie er gekommen war. Sie hatte dies mit Elayne besprechen wollen, aber die Frage, was Mat wußte und woher, war vorrangig. Dieser Mann würde ihnen Schwierigkeiten machen. Irgendwie. Ihre Aufgabe würde mißlingen, ungeachtet dessen, was alle sagten. Ein Unwetter zog heran.
    Thom räusperte sich. »Tylin ist eine schwache Königin und Carridin der Gesandte einer Macht.« Er setzte einen Stein und hielt den Blick auf das Spielbrett gerichtet. Er klang, als denke er nur laut nach. »Ein Weißmantel-Inquisitor kann dem Wesen nach kein Schattenfreund sein. Zumindest wird es in der Hochburg des Lichts so dargestellt. Wenn sie ihn gefangennimmt oder ihn auch nur anklagt, wird sie eine Weißmantel-Legion in Ebou Dar vorfinden, bevor sie blinzeln kann. Vielleicht lassen sie ihr den Thron, aber sie wäre von diesem Moment an eine Marionette, die von der Kuppel der Wahrheit geführt würde. Willst du dich noch immer nicht geschlagen geben, Juilin?« Der Diebefänger sah ihn an und beugte sich dann wütend über das Brett.
    »Ich habe sie nicht für feige gehalten«, sagte Aviendha angewidert, und Thom lächelte belustigt.
    »Du hast noch niemals etwas gegenübergestanden, das du nicht bekämpfen konntest, Kind«, sagte er sanft, »etwas so Starkes,

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