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Der Dolchstoss

Der Dolchstoss

Titel: Der Dolchstoss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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unsicher. »Ich hatte nicht erwartet, daß ihr alle wegen mir aufbleibt«, sagte sie strahlend. »Nun, es wird euch interessieren zu hören, was ich zu berichten habe. Aber zuerst...« Sie verschwand mit zwei für jemanden, der einen erheblichen Alkoholspiegel aufwies, steten Schritten in ihrem Zimmer.
    Thom betrachtete mit belustigtem und Juilin mit ungläubigem Grinsen die Tür. Tatsächlich wußten sie, wer sie war. Elayne schaute nur zu Boden. Aus Birgittes Schlafraum erklang ein Plätschern, als wäre ein Krug umgekippt worden. Nynaeve wechselte verwirrte Blicke mit Aviendha.
    Birgitte kam mit tropfendem Gesicht und Haar und einem von den Schultern bis zu den Ellbogen triefenden Umhang zurück. »Jetzt kann ich wieder klarer denken«, verkündete sie und ließ sich seufzend in einem der Stühle nieder. »Dieser junge Mann hat ein hohles Bein und ein Loch in seiner Fußsohle. Er hat sogar Beslan unter den Tisch getrunken, und ich fing an zu glauben, daß Wein für diesen Burschen Wasser sei.«
    »Beslan?« fragte Nynaeve mit erhobener Stimme. »Tylins Sohn? Was hatte er dort zu suchen?«
    »Warum hast du das zugelassen, Birgitte?« rief Elayne aus. »Mat Cauthon wird den Jungen verderben, und seine Mutter wird uns die Schuld dafür geben.«
    »Der Junge ist genauso alt wie du«, belehrte Thom sie gereizt.
    Nynaeve und Elayne sahen sich fragend an. Was wollte er? Jedermann wußte, daß ein Mann von Natur aus erst zehn Jahre später zur Vernunft kam als eine Frau.
    Elaynes Verwirrung wurde von Entschlossenheit und nicht geringer Verärgerung ersetzt, als sie sich erneut Birgitte zuwandte. Worte mußten ausgesprochen werden, die beide Frauen morgen vielleicht bedauern würden.
    »Wenn ihr jetzt gehen wollt, Thom und Juilin«, sagte Nynaeve rasch. Es war höchst unwahrscheinlich, daß sie die Notwendigkeit selbst erkannten. »Ihr braucht Schlaf, um morgen früh ausgeruht zu sein.« Sie saßen da und starrten sie an wie Toren, so daß sie mit Nachdruck sagte: »Nun?«
    »Dieses Spiel war schon vor zwanzig Zügen entschieden«, stellte Thom fest, während er das Spielbrett betrachtete. »Was hältst du davon, wenn wir in unser Zimmer hinuntergehen und ein neues Spiel beginnen? Du kannst zehn Züge während des Spiels frei wählen.«
    »Zehn Züge?« keuchte Juilin und schob geräuschvoll seinen Stuhl zurück. »Bietest du mir auch Fischsuppe und Milchbrot an?«
    Sie diskutierten weiter, während sie hinausgingen, aber an der Tür schauten beide noch einmal mürrisch und verstimmt zurück. Es war ihnen ohne weiteres zuzutrauen, die ganze Nacht wach zu bleiben, nur weil Nynaeve sie zu Bett geschickt hatte.
    »Mat wird Beslan nicht verderben«, sagte Birgitte trocken, als sich die Tür hinter den Männern schloß. »Wahrscheinlich könnten nicht einmal neun Federtänzer mit einer Schiffsladung Branntwein ihn verderben. Sie würden nicht wissen, wo sie beginnen sollten.«
    Nynaeve hörte dies mit Erleichterung, obwohl ihr der Tonfall der Frau seltsam vorkam - wahrscheinlich durch die Trunkenheit -, aber Beslan war nicht das Thema. Das sagte sie dann auch, und Elayne fügte hinzu: »Nein, er ist es nicht. Du hast getrunken, Birgitte! Und ich habe es gespürt. Ich fühle mich noch immer angeheitert, wenn ich mich nicht konzentriere. So soll der Bund nicht funktionieren. Aes Sedai krümmen sich nicht vor Lachen, wenn Behüter zuviel trinken.« Nynaeve hob hilflos die Hände.
    »Sieh mich nicht so an«, sagte Birgitte. »Du weißt mehr als ich. Aes Sedai und Behüter waren schon immer auch Männer und Frauen. Vielleicht ist das der Unterschied. Vielleicht sind wir uns zu ähnlich.« Ihr Lächeln geriet ein wenig schief. Es war nicht annähernd genug Wasser in dem Krug gewesen. »Das könnte vermutlich peinlich sein.«
    »Könnten wir uns vielleicht auf die wichtigen Dinge beschränken?« fragte Nynaeve angespannt. »Wie beispielsweise Mat?« Elayne öffnete den Mund, um etwas auf Birgittes Feststellung zu erwidern, aber sie schloß ihn schnell wieder, und die roten Flecken auf ihren Wangen zeigten dieses Mal eindeutig Kummer.
    »Nun«, fuhr Nynaeve fort. »Wird Mat morgen früh hier sein, oder ist er in einem genauso empörenden Zustand wie du?«
    »Vielleicht kommt er«, sagte Birgitte, während sie einen Becher Pfefferminztee von Aviendha entgegennahm, die sich wie immer auf den Boden setzte. Elayne sah sie einen Moment stirnrunzelnd an und setzte sich dann wahrhaftig, ebenfalls im Schneidersitz, neben sie!
    »Was meinst du

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