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Der Dolchstoss

Der Dolchstoss

Titel: Der Dolchstoss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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senkte.
    »Berowin trägt einen roten Gürtel«, flüsterte sie. Das deutete auf eine Weise Frau hin, eine von Ebou Dars berühmten Heilerinnen, deren Betreuung als das Nächstbeste nach der Heilung durch Aes Sedai galt, die fast alles kurierten. Dies geschah vermutlich mit Kräutern und Wissen, aber... »Wie vielen Weisen Frauen sind wir begegnet, Elayne? Wie viele konnten die Macht lenken? Wie viele waren Ebou Dari oder auch Altarenerinnen?«
    »Sieben, wenn man Berowin dazu zählt«, antwortete sie zögernd, »und nur bei einer war ich sicher, daß sie von hier stammte.« Hah! Bei den übrigen hatte das eindeutig nicht gegolten. Elayne atmete tief durch, fuhr aber dennoch leise fort. »Keine besaß jedoch auch nur annähernd die Stärke dieser Frau.« Zumindest hatte sie nicht angedeutet, daß sie sich irgendwie geirrt hätten. Alle diese Weisen Frauen hatten die Fähigkeit besessen. »Nynaeve, willst du wirklich behaupten, daß die Weisen Frauen ... alle Weisen Frauen...? Das wäre mehr als unglaublich.«
    »Elayne, diese Stadt besitzt eine Gilde der Männer, die jede Nacht die Plätze kehren! Ich glaube, wir haben gerade die sagenumwobene Alte Schwesternschaft der Weisen Frauen gefunden.«
    Die eigensinnige Frau schüttelte den Kopf. »Die Burg hätte schon vor Jahren hundert Schwestern hergeschickt, Nynaeve. Zweihundert. Alles dergleichen wäre sofort zerschlagen worden.«
    »Vielleicht weiß die Burg nichts davon«, wandte Nynaeve ein. »Vielleicht hält sich die Gilde ausreichend bedeckt, daß die Burg niemals glaubte, sie wären der Besorgnis wert. Es gibt kein Gesetz gegen das Lenken der Macht, wenn man keine Aes Sedai ist, nur gegen die Behauptung, eine Aes Sedai zu sein, und gegen den Mißbrauch der Macht. Oder dagegen, sie in Mißkredit zu bringen.« Das bedeutete, nichts zu tun, was möglicherweise ein schlechtes Licht auf wahre Aes Sedai werfen könnte, wenn jemand zufällig glaubte, man sei eine Aes Sedai, was ihrer Meinung nach schon recht weit ging. Das wahre Problem war jedoch, daß sie es nicht glaubte. Die Burg wußte offenbar alles, und sie würden wahrscheinlich selbst einen Handarbeitskreis sprengen, wenn die ihn bildenden Frauen die. Macht lenken konnten. Und dennoch mußte es eine Erklärung geben für...
    Sie nahm nur halbwegs wahr, daß die Wahre Quelle umarmt wurde, aber plötzlich wurde sie sich dessen sehr bewußt. Ihr Kinn sank herab, als ein Strang Luft ihren Zopf direkt am Schädel packte und sie auf den Zehen durch den Raum zu laufen zwang. Elayne lief genau neben ihr, das Gesicht zorngerötet. Das schlimmste daran war, daß sie beide abgeschirmt waren.
    Der kurze Lauf endete, als sie sich vor Herrin Corly und den beiden anderen, die alle drei in roten Stühlen an der Wand saßen und vom Schimmern Saidars umgeben waren, wieder auf die Fußsohlen niederlassen durften.
    »Man hat Euch befohlen, still zu sein«, sagte Reanne fest. »Wenn wir beschließen, Euch zu helfen, werdet Ihr lernen müssen, daß wir nicht weniger strikten Gehorsam erwarten als die Weiße Burg selbst.« Diese letzten Worte klangen ehrfurchtsvoll. »Ich sage Euch, daß Ihr freundlicher behandelt worden wärt, wenn Ihr nicht auf diese ungebührliche Art zu uns gekommen wart.« Der Strang um Nynaeves Zopf schwand. Elayne reckte verärgert den Kopf, als auch sie losgelassen wurde.
    Entsetztes Erstaunen wurde zu regelrechtem Zorn, als Nynaeve erkannte, daß Berowin ihren Schild weiterhin festhielt. Die meisten Aes Sedai, denen sie begegnet war, standen über Berowin. Fast alle. Sie faßte sich wieder und bemühte sich, die Quelle in der Erwartung anzurühren, daß die Gewebe zerstört würden. Sie würde diesen Frauen zumindest zeigen, daß sie nicht... Die Gewebe ... streckten sich aus. Die rundliche Cairhienerin lächelte, und Nynaeves Miene verdüsterte sich. Der Schild streckte sich immer weiter aus und wölbte sich wie eine Kugel vor. Er würde nicht zerstört werden. Das war unmöglich. Jeder konnte sie natürlich von der Quelle abtrennen, wenn er sie überraschte, und jemand Schwächeres konnte den einmal gewobenen Schild aufrechterhalten, aber nicht jemand so viel Schwächeres! Doch ein Schild dehnte sich nicht so weit aus, ohne zu brechen. Es war unmöglich!
    »Ihr könntet eines Eurer Blutgefäße zum Platzen bringen, wenn Ihr so weitermacht«, sagte Berowin fast umgänglich. »Wir versuchen nicht, über unsere Stellung hinaus zu streben, aber die Fähigkeiten werden mit der Zeit verbessert, und dies war bei

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