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Der Doppelgänger

Der Doppelgänger

Titel: Der Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij , Fedor Michajlovic Dostoevskij
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Tanze, der allen die Köpfe verdrehte. Herr Goljadkin war vorläufig vergessen. Aber auf einmal geriet alles in Aufregung, Verwirrung und Unruhe; die Musik brach ab... es hatte sich etwas Sonderbares begeben. Von dem Tanze erschöpft war Klara Olsufjewna, vor Ermüdung nur mühsam atmend, mit glühenden Wangen und hochwogender Brust, endlich ganz kraftlos auf einen Stuhl gesunken. Alle blickten mit herzlicher Freude auf das reizende, bezaubernde Mädchen; alle beeilten sich wetteifernd, ihr Liebenswürdigkeiten zu sagen und ihr für das Vergnügen, das sie ihnen bereitet habe, zu danken, – da stand auf einmal Herr Goljadkin vor ihr. Er war blaß und ganz verstört; er schien sich ebenfalls in einem Schwächezustande zu befinden; er konnte sich kaum bewegen. Er lächelte verlegen und streckte bittend die Hand aus. In ihrem Erstaunen hatte Klara Olsufjewna nicht Zeit, ihre Hand fortzuziehen, und erhob sich mechanisch auf Herrn Goljadkins Aufforderung hin. Herr Goljadkin neigte sich wankend nach vorn, zuerst einmal, dann ein zweites Mal; dann hob er das Bein und machte eine Art Scharrfuß; dann stampfte er polkamäßig auf; dann stolperte er ... er hatte ebenfalls mit KlaraOlsufjewna tanzen wollen. Klara Olsufjewna schrie auf; alle stürzten zu ihr hin, um ihre Hand aus Herrn Goljadkins Hand zu befreien, und auf einmal sah sich unser Held durch die Menge etwa zehn Schritte weit weggedrängt. Um ihn herum bildete sich ebenfalls ein Kreis. Man hörte das Kreischen und Schreien zweier alter Damen, die Herr Goljadkin bei seinem Rückzuge beinah umgestoßen hatte. Die Verwirrung war entsetzlich; alle fragten, alle schrien, alle schalten. Das Orchester verstummte. Unser Held drehte sich in seinem Kreise hin und her und murmelte mechanisch, ab und zu lächelnd, etwas vor sich hin, worin folgende Bruchstücke vorkamen: warum er denn nicht ... und die Polka sei, wenigstens nach seinem Urteil, ein neuer, sehr interessanter Tanz, der zum Vergnügen der Damen erfunden sei ... aber unter diesen Umständen sei er gern bereit zu erklären, daß er verzichte. Aber eine solche Erklärung schien niemand von Herrn Goljadkin zu verlangen. Unser Held fühlte, daß sich plötzlich eine Hand auf seinen Arm legte, daß eine andere Hand sich ein wenig gegen seinen Rücken stemmte, und daß er mit besonderer Sorgfalt nach einer bestimmten Seite dirigiert wurde. Endlich bemerkte er, daß es geradeswegs auf die Tür zu ging. Herr Goljadkin wollte schon etwas sagen, etwas tun ... Aber nein, er wollte nichts mehr. Er lächelte nur mechanisch. Dann merkte er, daß man ihm seinen Mantel anzog und ihm seinen Hut auf die Augen drückte. Dann fühlte er sich auf dem Flur, in der Dunkelheit und Kälte, und dann auf der Treppe. Zuletzt stolperte er, und es kam ihm vor, als fiele er in einen Abgrund; er wollte aufschreien... plötzlich befander sich auf dem Hofe. Die frische Luft schlug ihm entgegen, und er blieb einen Augenblick stehen; gerade in diesem Augenblick schlugen die Klänge des von neuem einsetzenden Orchesters an sein Ohr. Auf einmal erinnerte Herr Goljadkin sich an alles; es schien, als ob alle seine gesunkenen Kräfte ihm wieder zurückkehrten. Er riss sich von der Stelle los, an der er bis dahin wie angenagelt gestanden hatte, und stürzte Hals über Kopf hinaus, irgendwohin, in die Luft, ins Freie, wohin ihn die Beine trugen.

5. Kapitel
     
    Auf allen Petersburger Türmen, auf denen Uhren die Stunden zeigten und schlugen, schlug es gerade Mitternacht, als Herr Goljadkin ganz außer sich dicht bei der Ismailowski-Brücke auf die Uferstraße an der Fontanka hinausgelaufen kam, nachdem er sich vor seinen Feinden gerettet hatte, und vor den Verfolgungen, und vor dem Hagel von Püffen, der auf ihn niedergeprasselt war, und vor dem Geschrei der aufgeregten alten Damen, und vor den Ach's und Oh's der übrigen Weiblichkeit, und vor Andrei Filippowitschs vernichtenden Blicken. In Herrn Goljadkin war gar kein Leben mehr, im vollen Sinne des Wortes kein Leben mehr, und wenn ihm in diesem Augenblicke noch die Fähigkeit zu laufen verblieben war, so war das nur durch ein Wunder geschehen, durch ein Wunder, an das er selbst nicht glauben wollte. Es war eine schreckliche Nacht, eine richtige Novembernacht, feucht, neblig, mit Regen und Schnee, eine Nacht, in der man auf dasleichteste zu Rheumatismus, Schnupfen, Bräune und allen möglichen Arten und Gattungen von Fiebern gelangen konnte, kurz eine Nacht, die alle Annehmlichkeiten des Petersburger

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