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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Varas Dienerinnen kreischend einen Spalt in der schwarzen Erde hinabgezerrt. Deornoth sprang vor, um sie zu retten, und durchbohrte einen sich windenden, pfeifenden, schwarzen Körper mit seiner Schwertspitze;aber er kam zu spät. Nur ihr zierlicher Pantoffel, der im regennassen Schlamm lag, zeigte noch, dass es sie überhaupt je gegeben hatte.
    Zwei der gewaltigen Hunen hatten die Weinkeller entdeckt und prügelten sich vor dem Wachhaus der inneren Burg betrunken um das letzte Fass. Brüllend vor Wut, gingen sie immer wieder mit Keulen und Klauen aufeinander los. Der Arm des einen Riesen hing schlaff herunter, und der andere hatte eine so fürchterliche Kopfwunde davongetragen, dass sein Gesicht wie ein blutiges Laken aussah. Trotzdem schlugen sie weiter aufeinander ein und fauchten sich inmitten des Trümmerhaufens aus zerbrochenen Fässern und zerschmetterten Leichnamen in ihrer unverständlichen Sprache an.
    Josua und Strangyeard duckten sich am Rand der Gärten in den Schlamm und spähten durch den strömenden Regen hinüber.
    »Die Tür zum Wachraum ist zu«, sagte Josua. »Vielleicht schaffen wir es über den offenen Hof, aber wenn sie von innen verriegelt ist, bedeutet das unser Ende. Wir können sie nie so schnell aufbrechen.«
    Strangyeard zitterte. »Und selbst wenn … dann könnten wir sie nicht mehr hinter uns zuschließen.«
    Josua sah auf Deornoth, der gar nichts sagte.
    »Trotzdem«, zischte der Prinz, »wir müssen es versuchen. Wir haben keine Wahl.«
    Als sie ihren kleinen Trupp formiert hatten, rannten sie in stolpernder Hast los. Die beiden Hunen, von denen sich der eine mit den riesigen Zähnen in die Kehle des anderen verbissen hatte, wälzten sich am Boden, in tobendem Kampf ineinander verkrallt wie Götter aus urweltlicher Vorzeit. Ohne die vorüberhuschenden Menschen zu bemerken, streckte einer von ihnen in einem Anfall krampfartigen Schmerzes jäh ein gewaltiges Bein aus und traf den Harfner Sangfugol, der der Länge nach hinschlug. Sofort machten Isorn und der alte Strupp kehrt und halfen ihm auf. Von der anderen Seite des Hofes ertönte ein schriller, erregter Schrei. Ein Dutzend Nornen, davon zwei auf hohen weißen Rossen, fuhr auf den Ruf ihres Kameraden herum. Als sie die Schar des Prinzen bemerkten, erhoben sie ein lautes Geschrei. Die beiden Berittenen spornten die Pferde zum Galopp, vorbei an den mittlerweile bewusstlosen Riesen.
    Josua erreichte die Tür und zog. Sie sprang auf, aber nochwährend die entsetzten Flüchtlinge ins Innere drängten, war der erste Reiter bei ihnen, auf dem Kopf einen hohen Helm, den langen Speer in der Hand.
    Mit einem Knurren wie ein in die Enge getriebener Hund stürzte sich der schwarzbärtige Einskaldir auf ihn. Er duckte sich unter dem schlangenartigen Vorstoß der Lanze, sprang in die Höhe und warf sich gegen die Seite des Angreifers. Mit der Hand packte er dessen wehenden Mantel, zog, stürzte herunter und nahm seinen Feind mit sich. Das reiterlose Pferd rutschte über das nasse Steinpflaster. Einskaldir kniete über dem Gefallenen und ließ hart die Axt hinabsausen, einmal, zweimal. Blind für seine gesamte Umgebung, wäre er vom Speer des zweiten Nornenreiters durchbohrt worden, hätte nicht Deornoth den Deckel eines zerbrochenen Fasses hochgewuchtet und geschleudert. Er traf und warf den Reiter vom Pferd.
    Die heulenden Fußtruppen hatten sie fast erreicht, als Deornoth den schäumenden Einskaldir von dem zerhackten Leichnam des Nornen wegriss. Knapp vor den Angreifern hasteten sie durch die Tür, die Isorn und zwei andere Flüchtlinge hinter ihnen krachend zufallen ließen. Speere donnerten gegen das dicke Holz; gleich darauf rief einer der Nornen mit hoher, schnalzender Stimme.
    »Äxte!«, sagte Jarnauga. »So viel verstehe ich von der Sprache der Hikeda’ya. Sie holen Äxte.«
    »Strangyeard!«, schrie Josua. »Wo ist der verdammte Gang?«
    »Er ist … es ist so dunkel«, antwortete der Priester mit zitternder Stimme. In der Tat erleuchtete nur der unstete Schein der orangefarbenen Flammen, die sich durch die Dachbalken zu fressen begannen, den Raum. Unter der niedrigen Decke sammelte sich Rauch. »Ich … ich glaube, der Gang ist auf der Südseite«, fuhr Strangyeard fort. Einskaldir und ein paar andere sprangen zur Mauer, um die schweren Wandteppiche abzureißen.
    »Die Tür!«, bellte Einskaldir, und gleich darauf: »Verschlossen.« Das Schlüsselloch in der schweren Holztür war leer. Josua starrte sie an. Durch die Tür zum Hof

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