Der dreizehnte Apostel
eigenen Verdienste verträglich. Bemerkenswerter scheint mir, daß Josephus in seinem Leben wiederholt Meinungen äußert, die den Verdacht nahelegen, er könne wirklich, wie es sein Bruder in seinen letzten Stunden wünschte, sich den Lehren des Lehrers der Rechtschaffenheit geöffnet haben. So etwa, wo er (Leben, 26) berichtet, daß er sich der Plünderung der Gattin des königlichen Prokurators Ptolemaios widersetzte, weil derselbe ein Landsmann von ihm war, und dann überraschend hinzufügt: »Und es ist uns doch durch unsere Gesetze verboten, selbst unsere Feinde zu plündern.« Denn das verboten die im hasmonäischen und herodianischen Judäa geltenden Gesetze zweifellos nicht, vielmehr könnte er diese Interpretation des mosaischen Gesetzes allerdings von ebionitischen Christen übernommen haben. Bei einer anderen Gelegenheit widersetzte er sich (Leben, 23), als seine Leute zwei Männer aus der Gegend von Trachonitis, die in dem damals von ihm regierten Gebiet in Galiläa Zuflucht suchten, dazu nötigen wollten, sich beschneiden zu lassen: »Jeder sollte Gott nach seiner eigenen Neigung verehren und nicht mit Gewalt gezwungen werden«, erklärte er, seinem Bericht zufolge, bei dieser Gelegenheit. »Und als ich die Menge beruhigt hatte, versorgte ich die Männer, die zu uns gekommen waren, mit allem, was sie benötigten, und das reichlich.« Siehe dazu S. J. D. Cohen, Josephus in Galilee and Rome, Leiden 1979, Anhang 1; und neuerdings M. Hersch, Josephus, Vita (HUP, 1992).
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