Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)
Kristallhöhle. Er kniete sich vor ein Wasserbecken, schrubbte kurz seine Hände darin und nahm eine Handvoll Wasser auf.
„Ich würde das nicht trinken!“
Hockster sprang auf. „Wer bist du?“
„Jemand, der offensichtlich um ein Vielfaches schlauer ist als du! Mich wundert, dass du noch immer nicht gefunden worden bist.“
„Niemand weiß, dass es mich gibt.“ Diese Aussage war buchstäblich wahr.
„Nette Frisur! Beim Schlag, du hast ja nirgends Haare. Da sowieso nicht, kannst ruhig die Hände wegnehmen. Bist noch zu jung, was? Aber voller Scham. Lass dich beruhigen, Kleiner, ich habe schon viel gesehen und das auch. Ich verstehe allerdings nicht das Gewese, das Erwachsene deiner Rasse darum machen.“
„Ich frage dich ein letztes Mal“, sagte Hockster, der noch nicht entschieden hatte, ob er über das unsichtbare Wesen lachen oder wütend werden sollte.
„Mein Name wird dir nichts sagen, noch meine Herkunft und du bist bald tot. Wo haben die Schlangen dich eingesetzt? Bei den Öfen? Für einen Träger bist du zu klein. Oder bist du eine Kelle und bringst den Durstigen Wasser?“
Hockster verdrehte die Augen. „Ich verstehe kein Wort!“
„Ich erkläre es.“ Hinter einem gläsernen Chetekken kam ein Wesen zum Vorschein, nicht größer als ein Wiesel. Es sah dem Drachen Naggit zum Verwechseln ähnlich. Das kleine Wesen hatte die Farbe der Wüste, ein helles, fast seidig scheinendes Beige, vier Beine, eine lange Schnauze und einen Schwanz von der Länge des eigenen Körpers. Vorsichtig näherte es sich, ließ dabei Hockster nicht aus den Augen.
„Ich werde dir nichts tun“, sagte Hockster.
„Was?“, das Wesen fauchte, war aber offensichtlich amüsiert. „Du solltest dich lieber darum sorgen, was ich dir antun könnte. Wer rennt denn splitternackt durch fremder Leute Höhlen und verspricht Harmlosigkeit. Da würde ja der Gutgläubigste die Augen verdrehen.“
„Du fürchtest dich also nicht?“
„Ich lebe seit meiner Geburt unter den Nat Chatkas. Wenn du also eine Lehrstunde in Grimmigkeit und Hass brauchst, sag Bescheid. Wie ist dein Name, Kleiner?“ Das Wesen sah zu Hockster auf und legte den Kopf schief, als wollte es ihn noch einmal genau überprüfen. Schließlich sagte es verblüfft: „Ihr seid kein Kind! Da sind Falten um Eure Augen und um Euren Mund. Ich habe gelernt, dass die einen für frohes Lachen und die anderen für andauernd große Sorgen bei euch Menschen stehen. Nun, welcher Art sind die Euren?“
„Du hattest einen guten Lehrer“, sagte Hockster.
„Nein!“
Hockster mochte Drachen, er kannte ihre Geschichte, hatte von Wikts unsäglichem Drachenfluch und dem darauf folgenden Untergang der großen Drachen gehört. Er wusste auch, das im Lindental ein kleiner Drache mit seiner Familie lebte, die letzten und zugleich ersten ihrer Art. Aber hier war nicht Lindental in Burnyk. Was machte also eins von Wiggets Drachenkindern hier? „Wie geht es deiner Familie?“, fragte Hockster.
„Ich habe keine Familie!“
„Ganz wie du willst“, erwiderte Hockster endlich. „Du gehörst offensichtlich nicht hierher, genauso wenig wie ich. Weißt du, wo wir hier sind?“
„Natürlich!“
Hockster wartete. „Und?“, fragte er nach einer kleinen Weile. „Sagst du es mir?“
Der kleine Drache reckte den langen Hals, violette Pupillen strahlten wie Sterne, als sie Hockster ernst betrachteten. „Erst nennt Euren Namen.“
„Hockster Beltrim!“
„Ja, natürlich. Und ich bin König Vidal von Heetland“, sagte der Drache amüsiert. „Hockster Beltrim liegt erschlagen auf der kalten Erde Trenadils. Das war gestern, nein, vorgestern, nein, wartet, ich muss es anders herum berechnen.“ Der Drache senkte den Kopf und murmelte leise.
Hockster lauschte und hörte leise Worte: „... drei hier macht dreißig draußen. Eine Stunde dort, dann wieder hier, macht zehn draußen. Zustand erbärmlich. Suche dauert schon ... ja!“ Der Drache sah ihn an „Der Magier Qwyx zog vor Jahresende aus, den Verteidiger Trenadils, Hockster Beltrim, zu erschlagen und fand dabei selber den Tod. Es heißt, dass das alte Grunzgesicht in Flocken davongeweht wurde und die Flammen, die ihn verzehrten, verbrannten auch den Magier Beltrim, den ersten Streiter von Goldhand Sternenreiter, Städtegründer und Verteidiger der Festung. Das habe ich im Morgengrauen erfahren. Danach bin ich hierher geflü ... gekommen. Hier läuft die Zeit anders. Mit einem Satz: Der Tod ereilte Hockster Beltrim vor
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