Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)
lachte Gunder. »Una Butterblums und Isla Grünblatt musste ich versprechen, dass du ihnen das Rezept von deinen Blaubeermuffins verrätst, und Kwimm Bollwerks und Bilbi Findlings stimmten nur zu, weil ich ihnen die Hälfte von deinem Kompott überlassen habe.«
Rubinia schmunzelte. Es gab Schlimmeres, als wegen seiner Kochkünste respektiert zu werden. Dennoch, es wäre schön gewesen, wenn die Eichenblattstädter mehr zu schätzen gewusst hätten, was sie während der Krise für sie getan hatte.
Sie musste an Oda denken, die nun ebenfalls hier eine Heimat gefunden hatte. Sie war das Lamm der Mutter, das hatte sich Rubinia nach den Berichten von Milo und der Priesterin zusammengereimt. Oda hatte – wenn auch unfreiwillig – Hadar befreit und damit Othmans Untergang eingeläutet. Während sie selbst in einem Käfig festsaß. Trotzdem war sie nicht unglücklich über ihre Rolle in dem Ganzen. Und Cephei sei Dank war das Abenteuer jetzt erst einmal wieder vorbei. Mehr Aufregung, als es in Eichenblattstadt gab, brauchte sie so schnell nicht wieder …
Milo und Bonne folgten einer gut sichtbaren Kaninchenfährte durch den Schnee in Richtung Norden. Bewaffnet mit einem Kurzbogen und einer Schleuder stapften sie durch den Schnee. Plötzlich endete die Spur unerwartet. Die beiden sahen einander an.
»Othman hat es sich geholt«, sagte Bonne.
»Othman ist tot«, antwortete Milo.
»Er kann nicht sterben«, erwiderte Bonne. »Weil die Götter Angst haben, ihm zu sagen, dass er tot ist.«
Milo sah seinen Bruder an. Dann fing er an zu lachen.
»Hör auf, so einen Unsinn im Dorf zu erzählen, sonst machst du den Kindern Angst. Es werden sich mit der Zeit schon genug Schauermärchen um den Krähenturm ranken, da braucht es nicht noch welche von dir.«
»Ich kann jedenfalls einiges erzählen«, sagte Bonne. »Immerhin musste ich die ganze Zeit bei den Grünblutern aushalten, während du mit diesem riesigen Söldner durchs Land gezogen bist und die Elfen besucht hast.«
Milo stupste Bonne mit dem Bogen in die Seite. »Was hättest du eigentlich gemacht, wenn ich nicht zurückgekehrt wäre?«
»Dann hätte ich mich Xumita und seinen hässlichen Kumpanen angeschlossen«, erklärte Bonne voller Überzeugung.
»Wirklich? Warum?«
»Hast du mal gesehen, was die alles für einen Mist essen, wenn sie in ihren dunklen Höhlen hocken. Kein Wunder, dass ihre Haut grün ist. Igitt, sage ich nur. Irgendjemand muss diesen Grünblutern beibringen, was gutes Essen bedeutet. Und da gibt es wohl keinen Besseren als mich.«
»Von mir aus kannst du gern den Völkerverständigen spielen«, sagte Milo, »dann muss ich den Mädchen im Dorf nicht immer erklären, warum mein kleiner Bruder mir wie ein Hund den ganzen Tag hinterherläuft.«
Bonne zog eine Grimasse. »Die Mädchen im Dorf sprechen überhaupt nur mit dir, weil sie mich kennenlernen wollen.«
»Träum weiter, kleiner Bruder.« Milo lachte. »Ich habe meineVerabredung zum diesjährigen Tanz beim Heißweinfest schon so gut wie sicher.«
»Ich auch«, sagte Bonne neckisch. »Ich habe mir überlegt, dass ich Oda fragen werden.«
»Das tust du nicht«, fauchte Milo. »Ich wollte sie fragen.«
Das Krachen von Eis und das Platschen von Wasser beendeten den Disput. Die Geräusche kamen von der Rückseite einer kleinen Anhöhe. Vorsichtig und leise erklommen die beiden den steilen Hang. Dann legten sie sich hinter der Kuppe in den Schnee, um einen Blick über sie hinweg zu werfen.
Milo traute seinen Augen kaum. Hinter der Anhöhe lag ein kleiner zugefrorener Tümpel. Ein Untoter war bis zur Hüfte im Eis eingebrochen und steckte nun fest. Es war schwer zu sagen, ob es ein Mann oder eine Frau war. Von dem Leichnam war nicht mehr übrig als ein Skelett, das von der gegerbten Haut zusammengehalten wurde. Ein zerlöchertes Hemd mit gestepptem Kragen und Lederflicken auf den Ellenbogen war der einzige Hinweis darauf, dass es einmal ein Mensch gewesen sein musste. Die Kreatur schlackerte hilflos mit den Armen herum.
Bonne rutsche auf dem Hosenboden wieder ein Stück den Abhang hinunter. Als er gefunden hatte, wonach er suchte, schob er den Schnee mit den Füßen zur Seite und barg zwei handliche Knüppel. Einen davon reichte er seinem Bruder.
»Du auf der einen Seite des Teiches, ich auf der anderen«, sagte er. »Wer ihn zuerst an sich herangelockt hat, darf Oda zum Tanz einladen.«
Milo dachte darüber nach. Dann lächelte er.
»Abgemacht!«, sagte er und hielt seinem
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