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Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rütten & Loening Verlag <Potsdam>
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sieht sie aus. Hat sie immer schon so ausgesehen? Ich erinnere mich nicht mehr.«
    »Nein, nicht immer«, murmelte Penelope, die den Blick nicht von der Schlinge reißen konnte. »Sie war einst ein schönes Mädchen …« Gekleidet in ein rosafarbenes Spitzennachthemd, um ihren Peiniger bei guter Laune zu halten …
    »Kanntest du sie näher? Auf dem Schiff habe ich sie nie gesehen.«
    »Sie war in den Kabinen der Offiziere.«
    »Oh.« Carrie machte große Augen. Einer geschickten Frau wäre es danach gelungen, einen Löseschein zu bekommen oder als Weib eines Offiziers an Land zu gehen. Ann jedoch stand unterm Galgen. »Da hat sie wohl was falsch gemacht«, murmelte sie.
    Zwei weitere Helfer überprüften die Schlinge, dann bugsierte man Ann das Treppchen hinauf.
    »In London war ich schon bei Hinrichtungen, aber hier ist es ja anders«, flüsterte Carrie. Sie schob ihren Arm bei Penelope unter und zog sie weiter nach vorne, von wo aus man besser sehen konnte. Hinter dem Gerüst hatten auf der Tribüne ein paar ehrenwerte Bürger Platz genommen. »Sieh nur, Gouverneur Macquarie hat sogar seine Frau mitgebracht. Elizabeth Macquarie ist eine feine Dame«, meinte Carrie, »sie schaut viel nach den Sträflingsweibern, sagt man. Wenn dein Herr dich schlägt, kannst du zu ihr gehen.« Carrie hatte anscheinend vergessen, dass Penelope bereits in den Genuss dieser Freundlichkeit gekommen war – dass Elizabeth sie davor bewahrt hatte, in der Fabrik zu landen.
    Für Ann kam jede Barmherzigkeit zu spät. Von ihremPlatz aus konnte Penelope zwar ihre Gesichtszüge nicht erkennen, aber dass sie aufrecht ging und ihren Hals gerade hielt, um den der Henker nun die Schlinge legte, war deutlich zu sehen. Bent hatte es sich nicht nehmen lassen, das Urteil selbst zu verlesen. Die Frau musste ihm ein echter Dorn im Fleisch sein. »Er schickt sonst gerne einen Vertreter«, flüsterte jemand neben ihnen. Ann Pebbles wurde gehängt wegen Verbrechen von solcher Größe, dass es unmöglich war, die Strafe in Jahren der Gefangenschaft auszurechnen. Das wollte er selber verkünden.
    »Dreierlei Vergehen hat diese Frau sich schuldig gemacht!«, rief Bent aus und hielt sein Papier höher. »Des heimtückischen Mordes an James Heynes. Als zweites eine Reise ohne Passierschein in gestohlener Kutsche, an deren Ende ein furchtbarer Unfall vier Damen beinahe das Leben kostete! Und der Diebstahl von Münzen, Silberlöffeln, Gemmen, ääh … und was wir sonst noch so bei ihr gefunden haben. Vollstreckt wird die Strafe durch den Strick, an dem sie aufgehängt werden soll, bis der Tod eintritt. Walten Sie Ihres Amtes!«
    Mit dem Papier wedelte er ungeduldig den Henker herbei. Der Mann flüsterte ihm ein paar Worte ins Ohr. Im Eifer, die Delinquentin ihrer gerechten Strafe zuzuführen, hatte Bent völlig vergessen, ihr ein letztes Wort zuzugestehen. Im Publikum wurde es unruhig. Die letzten Worte, ja, die hätte man vermisst. Die Leute wollten Erschütterndes hören.
    »Also los, sagen Sie, was Sie zu sagen haben!«, blaffte Bent.
    »Danke, Herr Richter.« Ann lächelte matt. Sie trat an den Rand des Gerüstes. »Meine Freundin ist unter euch hier. Ich möchte dir was sagen, Penny.« Sie suchte ein wenigunter den Zuschauern, bis ihr Blick an Penelope hängen blieb. »Du bist wirklich gekommen. Liebste Penny, wir hatten viel Spaß miteinander – bis zuletzt. Verdammt, hatten wir Spaß! Wenn die Kerle wüssten, was für ’n hübsches Mädchen du bist!« Mit gefesselten Händen warf sie ihr eine Kusshand zu. Im Publikum regte sich Unwille, Rufe wurden laut, der Ungezogenen sei das Maul zu stopfen, so ein Zeug wollte man nun doch nicht hören. Keine Tränen? Kein Gebet?
    Der Henker riss sie zurück. »Genug jetzt, Dirne, genug gequatscht.«
    Ann hob ihre Hände. »Eins noch, Kerl, erlaub’s mir. Du hast noch viel Zeit zu reden – ich nicht mehr. Meine Freundin muss noch etwas wissen.« Damit drehte sie sich noch einmal um. »Penny, lass dir eins gesagt sein: Du wärst niemals so geworden wie ich. Du warst nie eine Verbrecherin. Der Himmel weiß, wie du auf das Schiff gekommen bist – der verdammte Himmel hätte dich verdammt noch mal retten sollen. Du hättest mich verraten können – du hast es nicht getan. Penelope MacFadden, du bist keine Verbrecherin. Das sollen hier alle hören. Du bist keine Verbrecherin und keine Verräterin, du bist ein guter Mensch! Weißt du …« Ann trat ganz an den Rand des Podestes. »Du bist wie eine kleine Kerze, die

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