Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga
sind sie immer noch.« Neid troff aus den Worten. »Was versteht dieser Mann schon von Pferden – er mag vielleicht etwas von Krankheiten verstehen, aber von Pferden hat er keine Ahnung.«
»Ihre Pferde werden die Schnellsten sein«, flüsterte Carrie, »so wie Ihr Sohn der schönste sein wird.«
Penelope legte ihre Hände in den Schoß. Elsa grub weiter Löcher in den Boden und beschmierte ihr Kleid mit der roten Erde. Ein Sohn! Carrie hatte ihr nichts davon gesagt. Ein Stein legte sich auf ihr Herz. Sie hatte immer geglaubt, dass es möglich war, darüber hinwegzukommen. Doch das war ja gelogen …
»Mein Sohn wird der Schönste sein – ja, liebste, allerliebste Carrie«, flüsterte Arthur Ho hinter der Hecke. Die Pferde waren vergessen.
»Ganz wie sein Vater«, wisperte Carrie durch die Sträucher, dann hörte man nur noch Seufzen. In dieser Ecke desGartens wuchs der Teebaumbusch dicht genug, um Liebesspiele vor Neugierigen zu verbergen.
»Sie sind eine kluge und schöne Frau, Carrie«, kam es schließlich. »Sie sind schlau für drei und wissen sich in besten Kreisen zu benehmen. Werden Sie mein Weib, und lassen Sie uns den schönsten und größten Besitz in ganz Sydney aufbauen. Heiraten Sie mich!«
Carries Schössling hatte Wurzeln geschlagen. Ihre monatelangen Mühen waren erfolgreich, die Leibesübungen auf dem Speicher trugen Früchte. Arthur Ho musste genau gewusst haben, dass er wegen seiner Londoner Vorgeschichte in den Kreisen der freien Vornehmen und Offiziere keine Partnerin finden würde. Die feine Gesellschaft führte das gleiche traditionsbewusste und dünkelbeladene Leben wie in London, und jede Schiffsladung von Marmelade, Rasierpinseln und Riechfläschchen, jede neu zugereiste Offiziersfamilie verkleinerte den Abstand zur alten Heimat. Die Feinen hatten zwar Abenteuersinn im Gepäck, blieben jedoch unter sich. Eine Rückkehr nach England war für sie kein Traum, den man sich nach den Jahren der Strafe verdienen musste, sondern eine Möglichkeit, von der man Gebrauch machte – oder eben nicht. Er, Arthur, hatte durch die Gewährung seines Pardons immerhin einen winzigen Schritt in Richtung höhere Gesellschaft gemacht und wusste, er würde sich hocharbeiten müssen. Was lag näher, als sich für eine Frau zu entscheiden, die nicht nur jung und ausgesprochen schön war, sondern auch noch listig erschien? Sie würde ihm als Gefährtin den größten Nutzen bringen.
Carrie sank in seine Arme, stammelte »Ja« und immer wieder »Ja, mein Geliebter!«
Als Arthur seine Entscheidung bekanntmachte, gab Mrs. Hathaway sich keine Mühe, die Erleichterung in ihrem Gesichtzu verbergen, dass der Weiberposse ihres Bruders damit endlich ein Ende bereitet wurde.
»Siehst du, so macht man das.« Carries Augen blitzten noch glanzvoller als sonst, sie hatte sich ein Fläschchen Belladonna besorgt und tropfte sich die Augen schön, wie die feinen Damen es taten. So sah sie zwar nicht mehr alles scharf, aber als zukünftige Gattin von Mr. Arthur Hathaway spielte das keine Rolle. Mrs. Hathaway hatte sie als zukünftige Schwägerin an den Stickrahmen verbannt. Ihr war nicht anzumerken, wie unpassend sie die Wahl ihres Bruders fand, doch Penelope hörte sie so manches Mal seufzen. Und ein wenig hatte sie auch den Eindruck, dass sie Carrie mied.
»Und er hat dich wirklich geschwängert?«
»Dafür habe ich gesorgt.« Sie lächelte. »Den Skandal eines Bastards hätte er sich nicht auch noch leisten können.« Zufrieden strich sie über ihren schon ein wenig runderen Bauch. »Und ich sag dir was: Er kennt sich aus mit Frauen, er weiß auf deinem Klavier zu spielen wie kein anderer – er hätte es verhindern können. Hätte sich ein Säckchen überziehen können oder ein Schwämmchen benutzen. Jeder Dummkopf weiß, wie man’s verhindert. Doch er hat seinen Schwanz immer in voller Pracht in mich hineingesteckt. Es musste so kommen. Nun heiratet er mich und macht mich frei, so einfach geht das.« Ihre Braue hüpfte. Dann seufzte sie. »Ach, Penny, und wo finden wir jetzt einen Kerl für dich?«
Captain Hathaway hatte seinen Sträflingsarbeitern im Stall einen Verschlag gebaut, wo auch eine kleine Kochstelle eingerichtet war, damit die Männer sich ihr Essen selber zubereitenkonnten. Nach den vielen zum Teil vor Gericht behandelten Klagen über schlechte Versorgung von Sträflingen hatte er das Thema Essen einfach weitergereicht. Seine Leute bekamen nun ihre wöchentlichen Rationen ausgehändigt. Gab es
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