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Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rütten & Loening Verlag <Potsdam>
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Fohlen! Wann können wir ein Fohlen haben? Bringt Papa mir eins aus England mit?« Seine laute Stimme trug ihm ein paar belustigte Blicke ein, dann krachte ein Startschuss. Die Zuschauer sprangen von den Sitzen. Das Rennen begann!
    Wie dunkle Schatten fegten die Pferde über das Grün, ihre Beine berührten kaum den Boden. Zehn Pferde hatten am Start ungeduldig gewartet. Sie rannten nun alle los, ein energiegeladener Pulk aus Siegeswillen, Geschwindigkeit und Eleganz. Penelope kniff die Augen zusammen, erkannte undeutlich Reiter, die die Arme hoben, um mehr aus den Pferden herauszuprügeln. Die Gruppe kam auf die Zuschauer zu, der Boden dröhnte unter ihren Hufen, da löste sich eins der Pferde aus der Gruppe und raste bockend im Zickzack über das Grün! Sein Reiter flog in hohem Bogen aus dem Sattel, der Fuß blieb im Steigbügel hängen. Ein Aufschrei ging durch die Zuschauer, weil das Pferd nun durch keine Reiterhand gezügelt auf die Tribüne zurannte.
    Lachlan Macquarie erhob sich von seinem Stuhl, rief nach Stallburschen, nie fand man sie, wenn man einen brauchte. Das Pferd rannte weiter, den vor Schmerzen brüllenden Reiter hinter sich herschleifend – und bevor es die erste Stuhlreihe erreichen konnte, wo Elizabeth Macquarie nun alleine saß, war Arthur Hathaway aufgesprungen und hatte sich ihm todesmutig in den Weg gestellt. Er riss beide Arme hoch, so dass das Pferd fast auf dem Hinternlandete und steigen musste und ihn beinahe mit dem Huf am Kopf erwischte. Doch nur beinahe. Einen Schritt hinter ihm sank Elizabeth Macquarie in Ohnmacht.
    »Hooooo!«, ertönte Arthurs Schrei über die ganze Rennbahn, »Hooooo!«
     
    Seinen neuen Spitznamen trug Hathaway mit Stolz. »Arthur Ho« nannten ihn die Offiziere, die nicht schnell genug gewesen waren, weil sie gedöst hatten, weil ein Pferderennen sie langweilte, wenn es nicht im heimatlich englischen Newmarket stattfand. Der Name verbreitete sich in Sydney wie ein Lauffeuer, und Penelope fand, dass das neue Lächeln in seinem Gesicht ihn größer wirken ließ, als er in Wirklichkeit war.
    »Arthur ist groß«, beharrte Carrie. »Du hast ja keine Ahnung …« Sie grinste anzüglich.
    »Er hat sich groß gemacht«, meinte John. »Sonst hätte das Pferd nicht angehalten. Wenn man ein Pferd beeindrucken will, muss man sich groß machen.«
    »Ich weiß, wo er groß ist.« Elsa hob die Brauen. »Carrie hat’s in der Hand gehalten, oben im Speicher. Ich kann euch zeigen, wo er groß ist.«
    Elsa musste wegen dieser Worte ohne Essen ins Bett, ihr Wutgeheul erfüllte den Abend.
    Am nächsten Tag kam Arthur Ho früher als gewohnt nach Hause, und die Art und Weise, wie er die Tür öffnete, sagte Penelope, dass etwas Bedeutendes geschehen war. Ein Schiff im Hafen? Der Captain auf dem Weg? Sie legte ihre Flickarbeit nieder.
    »Der Gouverneur hat meine Begnadigung ausgesprochen. Ich habe einen Pardon bekommen – ich bin ein freier Mann!« Er wirbelte mit dem Papier in der Hand, umarmteseine Schwester, Carrie und die Köchin und zog auch Penelope an seine Brust, um sie auf den Mund zu küssen, als sei sie ihm vertraut. Keuchend befreite Penelope sich aus den Armen und starrte ihn an, doch er war schon davonstolziert, das Dokument wie eine Standarte vor sich hertragend, um es Sydney und der ganzen Welt zu zeigen …
    »Ein freier Mann!«, flüsterte Carrie entzückt. Ihre Augen glänzten.
     
    Mr. Wilkes, der Schneider aus der Georges Street, hatte ganze Arbeit geleistet. So konnte Arthur Ho sich innerhalb von nur zwei Tagen komplett neu einkleiden, mit schwarzen Hosen, hellgelben Strümpfen und einem Gilet aus hellgrüner Seide, wie es sich für einen Gentleman gehörte. Das Haus Hathaway war von einem Schandfleck befreit – kein Sträfling wohnte mehr unter seinem Dach, und Pete musste sogleich die Teebaumhecke ordentlich beschneiden, damit man in den Garten schauen konnte, wo der Hausvorstand bis zu des Captains Rückkehr nun souverän die Dinge ordnete. Arthur Ho war stets mit einer Zigarre anzutreffen, wie ein feiner Herr eben. Penelope fand ihn amüsant. Er stolzierte umher wie ein Galan, bedauerlicherweise fehlten die Damen, und bis zur weihnachtlichen Ballsaison war es noch lange hin.
    Arthur Ho mochte zu Anwalt Crossleys Leidwesen in dessen Schreibstube keine große Hilfe sein, doch seine Kontakte durch die Anwaltskanzlei sollten sich für den Haushalt auszahlen. Als freier Mann konnte er sich nun um Arbeitskräfte bemühen. So patent Mrs. Hathaway auch sein

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