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Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rütten & Loening Verlag <Potsdam>
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Pocken in das Haus gebracht.
    »Das Kind hier hat keine Pocken«, erklärte Penelope.
    »Aber verhext ist es, sieh nur seinen Mund …«, bemerkte Ernestine, ohne sich näher zu wagen. »Daraus kann nichts Gutes werden …«
    »Halt den Mund!«, war das Einzige, was Penelope noch zu sagen hatte. Je länger sie das Kind anschaute, desto fester stand ihr Entschluss: Es würde in kein Waisenhaus gehen und auch sonst nirgendwohin. Sie bemerkte ElizabethsRatlosigkeit, denn es war abzusehen, wohin sie ihre Sturheit führen würde. In jedem anderen Haus hätte sie sich längst auf der Straße wiedergefunden, mit dem Balg auf dem Arm und ohne Perspektive. Vermutlich hätte ihr Weg sie zurück ins Frauengefängnis geführt, wo man ihr das schwarze Kind ohnehin abgenommen hätte. Doch die Gouverneursgattin war trotz ihrer Jugend ein besonnener Mensch. Sie machte niemals große Worte, und sie würde handeln, wenn es so weit war. Das gab Penelope Sicherheit und die Ruhe, das Allernotwendigste für das Findelkind zu tun.
     
    Lachlan Macquarie reagierte wie erwartet. Der Laufbursche hatte es dem Kutscher erzählt, und der hatte es dem Gouverneur sofort weitergetragen, zusammen mit der Geschichte, dass die verdammten Schwarzen die Hütten verwüstet hätten und getürmt wären, nackt, wie der Teufel sie geschaffen hatte.
    »Kein Christenmensch bringt so was zuwege«, tönte Jones. »Der Teufel soll sie alle holen, wie sie die Freundlichkeit Seiner Exzellenz vergelten! Das hättet ihr sehen sollen, dieser Dreck, dieser Gestank und das Vieh in alle Himmelsrichtungen verstreut! Als ob wir etwas zu verschenken hätten! Sie verdienen nichts!«
    Der Gouverneur ließ ihn stehen und marschierte durch die beiden Salons und in das Kinderzimmer. Mit einem langen Blick registrierte er alle Fakten und hob die Hand, als Elizabeth Erklärungen liefern wollte.
    »Ich reite jetzt hinüber nach Prospect, um den Verlauf des Straßenbaus zu kontrollieren. Wenn ich morgen wieder zurück bin, ist dieses … Kind … aus dem Haus verschwunden.« Lachlan nahm seinen Hut und verließ das Haus ohneein weiteres Wort. Kein Ärger, keine Vorhaltungen – keine Diskussion.
    Elizabeth gab jedoch nicht auf. Sie ließ dennoch nach dem Doktor schicken, weil das Kind mit Wimmern nicht aufhören wollte.
    »Ziegenmilch ist keine Kindernahrung«, meinte sie mit gerunzelter Stirn. »Im Waisenhaus wissen sie – ach. Wir warten, was der Doktor sagt.« Ein Lächeln glitt über ihr Gesicht. Ihr war anzusehen, dass es sie zwischen ihrem Mann und dem Findelkind schier zerriss. Und dann gab es da auch noch dieses halbblinde Hausmädchen, das offenbar längst nicht mehr nur Dienstbotin, sondern weitaus mehr geworden war.
    Tiefe Dankbarkeit schlich sich in Penelopes Herz.
     
    Bernhard Kreuz war ein schlechter Schauspieler. Und er gab sich auch keine Mühe, seine Betroffenheit zu verbergen, als er sich aus dem Gehrock schälte und mit langen Schritten den Salon durchmaß. Penelope hörte an den Schritten, dass er es war und nicht Redfern, den sie eigentlich erwartet hatten.
    »Als ich hörte, weswegen Sie einen Arzt benötigen, habe ich es vorgezogen, William nicht zu stören«, entschuldigte er sein Erscheinen vor Elizabeth Macquarie. »Seine Gattin fühlt sich nicht wohl …« Was auch immer daran wahr sein mochte, die Erklärung klang ziemlich fad. Elizabeth ging neben ihm her, um von dem Kind zu erzählen.
    »… da fanden wir es … sie müssen es zurückgelassen haben … mein Mann duldet nicht …«
    Neugierig spähte er in das Kinderzimmer. »Guten Tag, Penelope.«
    Sein Blick ruhte mit ungewohnter Intensität auf ihremGesicht, sie musste einfach aufschauen. »Wie geht es dir?« Viel mehr als diese Frage, die man einer Dienstmagd schon auch für gewöhnlich nicht stellte, war unschicklich. Seine Augen strahlten sie an, so sehr, dass sie aufstand und auf ihn zuging, um seine Tasche zu nehmen – doch er hielt sie fest.
    »Geht es dir gut?«, fragte er.
    »Ja«, flüsterte sie. Und wusste im gleichen Moment, dass er Redfern gar nicht Bescheid gesagt hatte, sondern gleich selbst gekommen war. Die Erkenntnis machte sie unruhig, und sie wandte sich schnell ab, um seinem Blick zu entkommen. Wortlos packte er das Kind aus, entnahm seiner Tasche die notwendigen Instrumente und untersuchte es in aller Sachlichkeit. Die Hasenscharte fesselte ihn offensichtlich, er fingerte vorsichtig daran herum, und das Kind ließ es geschehen.
    Kein Wort fiel zwischen ihnen. Alles war gut so,

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