Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga
Lächeln, das ihm nicht recht gelang.
»Sie machen das richtig, Dr. Kreuz«, flüsterte sie und konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme bebte. Sein weicher Blick war daran schuld oder sein Mund, der lautlosneue Worte formte. Ihre Verlegenheit wuchs. Sie stand doch vor ihm, warum küsste er sie nicht?
»Ich habe Weib und zwei Kinder an einen verdammten Krieg verloren und meine Heimat dazu. Und dann kamst du … hast mich begleitet in ein neues Leben, ohne davon zu wissen.« Er holte tief Luft. »Ich wünsche mir nichts sehnlicher, neben dir einzuschlafen und neben dir aufzuwachen, Penelope. Ich möchte dich bei mir haben, jeden Tag meines Lebens – als meine Gefährtin, an guten wie an schlechten Tagen.«
Sie hatten das schon gehabt. Vor allem an den schlechten Tagen war er da gewesen, still und unaufdringlich. Kreuz war der Mann, der ihr Kind auf die Welt geholt hatte und der ihr stilles Leid kannte, es verloren zu haben. Er war der Lichtblick in ihrem armseligen Leben auf dem Schiff gewesen. Er hatte sie im Argwohn verlassen und war zu ihr zurückgekehrt. Wie ein Schutzengel hatte er aus der Ferne über sie gewacht, war zur Stelle gewesen, wenn das Schicksal mit gierigen Fingern nach ihr gegriffen hatte.
Er war der Name, der sie nach Hause führte. Als sie immer noch schwieg, sprach er weiter, mit mehr Dringlichkeit in der Stimme. »Penelope, ich bin nicht mehr jung, und vermögend bin ich auch nicht. Aber alles, was ich besitze, lege ich dir zu Füßen.«
»Aber … ich bin doch nur ein Hausmädchen«, flüsterte sie fassungslos.
»Wenn du mich heiratest, bist du keines mehr.« Sein Zwinkern bekam etwas Jungenhaftes, und vielleicht war es genau dieser Satz, der Penelope in Bewegung versetzte. Was zögerst du eigentlich?, fragte eine Stimme in ihrem Kopf, die verdächtig nach Carrie klang. Nimm ihn, nimm alles, was du kriegen kannst! Zeig es der Welt!
»Mrs. Macquarie … wenn Mrs. Macquarie es erlaubt …« Sie biss sich auf die Lippen. Er hatte sie durch die Tür ans Licht getragen. Er war der Richtige.
»Sie wird es erlauben, Penelope. Du musst es wollen. Du musst … Du musst mich wollen.« Kreuz lächelte schüchtern und nahm endlich ihre Hand. »Ich möchte nicht mehr ohne dich sein, Penelope. Keinen Tag meines Lebens.«
Elizabeth Macquarie hatte nichts gegen Bernhards Antrag. Im Gegenteil, sie strahlte ihn an, als er am folgenden Tag bei ihr und dem Gouverneur vorsprach, um Penelope aus ihrem Dienstverhältnis zu holen und den Löseschein zu beantragen. Der Gouverneur schmunzelte. »Mein lieber Kreuz, ich fühle mich geehrt, dass Sie eine meiner Dienstbotinnen auserwählt haben, wenngleich man sich in Ihrer Position natürlich um etwas anderes hätte bemühen –«
»Ich habe meinen Hafen gefunden, Exzellenz«, unterbrach Kreuz ihn. »Nach nichts anderem steht mir der Sinn.«
Der Gouverneur nickte nachdenklich. »Mich macht jede Eheschließung in unserer Kolonie sehr froh«, sagte er schließlich, ohne weiter auf die Wahl des Doktors einzugehen. In seinen Augen war sie eigenartig und zugleich vernünftig, denn das Mädchen war jung, gesund und kräftig, genau richtig für die Verwirklichung seines Traums.
»Alles, was das Konkubinat zurückdrängt, muss unterstützt werden. Wir brauchen starke, mutige Frauen, und das können sie nur sein, wenn sie ihrem Mann eine echte Partnerin sein dürfen. Und alles, was für Nachwuchs sorgt, müssen wir selbstverständlich auch unterstützen«, fügte er zwinkernd hinzu. »Unser junges Land möchte ja auch wachsen und stark werden. Seien Sie also fleißig, mein lieber Kreuz, und füllen Sie Ihr Haus mit Kinderlachen …«
Penelope trug ein abgelegtes weißes Kleid von Elizabeth. Den Spitzenschleier hatte Mrs. Blaxland aus ihrem schier unerschöpflichen Kleidervorrat gestiftet, Elizabeth war sich ganz sicher, dass sie ihn niemals benutzt hatte.
»Und wenn sie wüsste, dass eine halbe Elle davon die Wiege eines schwarzen Kindes ziert«, meinte sie kichernd, »würde Mrs. Blaxland sicher der Schlag treffen.«
Penelope lächelte still. Sie hatte ihren Willen durchgesetzt, das Kind war nicht an das Waisenhaus gegeben worden. Bernhard hatte im Hafen eine Frau gefunden, die bereit war, gegen Bezahlung dreimal am Tag ins Hospital zu kommen und das Kind zu nähren. Die Wiege stand in seinem Zimmer, und als bekannt geworden war, was die Frau dort trieb, schlug der Tratsch hohe Wellen. Am Ende hatte Redfern seine beiden »lieben Querköpfe«
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