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Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rütten & Loening Verlag <Potsdam>
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nicht seine Idee gewesen war. Doch am Ende spielte das keine Rolle mehr. Man hatte die zerstückelte Leiche gefunden und im Deckenbündel beider Männer Restevon gebratenem Fleisch. Ein schwarzer Spurensucher hatte die beiden entdeckt. In Ketten waren sie sogleich nach Sydney überstellt worden. Amelia, die Kinderfrau, hatte bei der Hinrichtung zugesehen und entsetzt von dem durch unzählige Peitschenhiebe verwüsteten Rücken des einen Gehängten berichtet.
    Man konnte die Seiten wechseln. In beide Richtungen.
    Schwache Menschen frisst das Leben. Penelope hatte überlebt, sie war der lebende Beweis, was alles möglich war.
     
    Der Salon der Macquaries galt als die beste Nachrichtenbörse der Stadt. Hierhin waren damals auch als Erstes die Nachrichten über William Brownes braune Arbeiter gedrungen.
    »Amelia hat heute einen Inder in der Stadt getroffen. Er hat sie wiedererkannt«, erzählte Penelope.
    Elizabeth schaute von ihrer Stickarbeit auf. »Wiedererkannt von wo?«
    Manchmal vergaß Penelope, dass sie weitaus mehr Zeit zum Nachdenken und Erinnern hatte als andere Menschen. »Einer der braunen Männer, die wir damals auf dem Land von William Browne gesehen haben. Er ist mit den dreißig anderen nach Indien gebracht worden.« Macquarie hatte die Sache zügig vor Gericht gebracht, weil die Zustände für die indischen Arbeiter seiner Meinung nach unhaltbar waren. Ausschlaggebend jedoch war der Ekel vor dem zunehmend verschmutzten Fluss – die meisten Einwohner von Parramatta waren auf das Flusswasser zum Trinken angewiesen, und als sie hörten, dass die Arbeiter hineinschissen, hatte sich ihr heftiger Protest geregt.
    Die neununddreißig Arbeiter wurden schließlich nachIndien zurückgeschickt. Ihre Heimreise hatte ein Riesentheater zur Folge, denn der Kaufmann hatte sich geweigert, das Fährgeld von 330 Pfund, zu dem ihn das Gericht verurteilt hatte, zu bezahlen. Findig, wie er war, hatte er gleich drei Anwälte mit der Sache betraut, und einer von ihnen hatte prompt einen Fehler in der Anklage gefunden. Damit war die Strafe hinfällig, und die Kolonialregierung blieb auf den 330 Pfund sitzen. Lachlan Macquarie lud Browne daraufhin nie wieder zu einem Abendessen ein, was den Kaufmann jedoch nur wenig störte, sein Handel mit Indien lief auch ohne die Abendessen hervorragend.
    »Amelia erzählte, er habe wie ein Prinz ausgesehen.«
    »Woher weiß Amelia, wie ein Prinz aussieht?«
    »Ich vermute, es war ihr erster Prinz.« Penelope lächelte. »Sie sprach von nichts anderem.«
    »Und er hat sie wiedererkannt? Da haben wir demnächst eine königliche Hochzeit zu feiern?«
    »So was hat der Kolonie grad noch gefehlt.« Penelope unterdrückte ein spöttisches Lachen und kramte in ihrem Schoß herum. Am Morgen war ihr jene alte Häkelnadel aus Vogelknochen in die Hände gefallen, die ihr ein Seemann auf der Miracle geschenkt hatte. Und ihr war in den Sinn gekommen, sie auszuprobieren. Nur ein einziges Mal hatte diese Nadel mit einem Faden getanzt … hatte ein Kunstwerk vollbracht.
    Sie sah die kleine Blüte noch vor sich und versuchte, nicht daran zu denken, für wen sie sie gehäkelt hatte. Sie war etwas ganz Besonderes gewesen. Ihr erstes eigenes Werk, aus Liebe geschaffen und entstanden auf dem Weg von einem Leben in das nächste. Hoffnung hatte die Maschen miteinander verbunden, Friede hatte sie abgekettet. Sie starrte vor sich hin. Die kleine rosafarbene Pfirsichblütewar Teil ihres Herzens, würde es immer sein. Tränen tropften in ihren Schoß.
    Es hatte stets geholfen, die Hände zu regen, wenn Gefühle sie überwältigten. Maschen schafften es, Ordnung wiederherzustellen, brachten Ruhe ins Durcheinander, halfen beim Nachdenken. So war es auch jetzt. Wie von selber wanderte die alte Häkelnadel in ihre Rechte, der Faden schlang sich um die Finger der Linken, spielte mit den Maschen.
    Sie hatte in den vergangenen Jahren der Dienerschaft unzählige Wäschestücke geflickt, Kleider genäht und Spitzen ausgebessert. Nachdem bekannt geworden war, dass sie auch Spitze häkeln konnte, war sie von den Damen bestürmt worden, und wäre ihr Leben anders verlaufen, hätte sie als erste Spitzenhändlerin in New South Wales wohl reich werden können. Spitze galt als Luxusware, die man weiterhin aus Frankreich kommen ließ, mit dem erwartungsvollen Kribbeln gepaart, ein Schiff im Hafen zu sehen, welches daheim in Europa die napoleonische Blockade durchbrochen hatte. Man genoss das Gefühl, die Kisten mit Waren aus

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