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Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rütten & Loening Verlag <Potsdam>
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England auszupacken und im Kaufhaus von Mr. Lord darüber zu sinnieren, welch weite Reise solch ein Taschentuch mit Spitzenrand hinter sich gebracht hat. Sie alleine wusste es: Das Tuch kam aus den Händen einer kleinen Spitzenhäklerin mit kalten Füßen und vor Anstrengung tränenden Augen herüber in die Sträflingskolonie von New South Wales. Wo eine andere Spitzenhäklerin – sie – ihre Strafe abgesessen und statt mit dem Seidenfaden um ihr nacktes Überleben gekämpft hatte.
    Zum Glück war Bernhard in ihr Leben getreten. Dennoch nahm sie sich vor, wieder öfter zu häkeln, um nicht zu viel zu vergessen.
    »Mr. Gregory hat mir gestern seinen ersten Entwurf für das Feuerbild gezeigt.« Elizabeth brachte wie immer einen Strauß voller Neuigkeiten aus der Stadt mit.
    »Und wie fanden Sie sein Feuer?«, fragte Penelope. »Sieht es aus wie eines, oder ist es eher ein Malerfeuer?«
    »Na ja, ein Feuer eben. Haben Sie schon mal gemalt? Wenn man Ihnen die Farben mischt, könnten Sie das Feuer vielleicht viel ausdrucksvoller –«
    »Ich habe genug zu tun, Lizzy«, unterbrach Penelope sie. »Schauen Sie – es geht sogar mit diesem alten Ding immer noch.« Sie versuchte ein Lächeln, als sie ihrer Freundin die kleine Häkelarbeit hinhielt. »Früher war das mein Leben. Können Sie sich vorstellen, dass mich so was hier einst ernährt hat?« Versonnen starrte sie vor sich hin.
    Lady Rose’ Salon hatte nichts mehr mit Ernähren zu tun gehabt – er war ihre Fluchtburg gewesen. Irgendwann würde sie Elizabeth davon erzählen.
    »Wie wunderschön! Aber nehmen Sie doch lieber Ihre Silbernadel, die sieht hübscher aus als dieser merkwürdige Knochen. Penelope, wie wäre es, wenn Sie anderen das Häkeln beibringen?« Elizabeth sprang auf. »Ich hätte da eine Idee …« Murmelnd lief sie am Fenster auf und ab, und Lucy alberte herum, dass man in ihre Laufspur Blumen pflanzen könnte.
    Doch Elizabeths Überlegungen hinterließen nicht nur Spuren auf dem Boden. Schon am nächsten Tag stand ihre Kutsche vor der Tür – inzwischen besaß sie einen eigenen, zierlichen Wagen, den sie selber fahren konnte, und sie wusste sogar, wie man das weiße Pferd ins Geschirr setzte, auch wenn Padraic der Meinung war, dass dies keine Arbeit für Frauen war.
    »Meine Freundin Mrs. MacArthur«, pflegte Penelopedarauf zu antworten, »spannt ihr Pferd selber an, weil sie dann weiß, dass es richtig gemacht wurde. Und weil sie keine Zeit zum Warten hat.« Und Padraic pflegte darauf schlechtgelaunt zu murmeln, dass Eile einen nur schneller ins Grab bringen würde und Frauen auf dem Kutschbock erst recht.
    Liz MacArthur saß immer noch alleine auf ihrem Hof bei Parramatta und bewies den ansässigen Merinozüchtern, dass eine Frau auch im großen Geschäft durchaus mithalten konnte. Wie frustriert sie war, dass ihr Mann sie all die Jahre mit den Kindern hatte alleine wirtschaften lassen, um seine Rehabilitierung in London zu betreiben, wusste außer Elizabeth Macquarie kaum jemand.
    Penelope dachte so manches Mal, dass es sicher nicht einfach war, als Mann in solch einem perfekt organisierten Frauen-Imperium wieder Fuß zu fassen. Möglicherweise war dies ein Grund, warum John MacArthur seinen Aufenthalt in London so über die Maßen ausdehnte. Würde seine Frau sich das Ruder einfach wieder aus der Hand nehmen lassen? Doch über solche Indiskretionen wagte sie nicht einmal mit ihrer Freundin zu spekulieren.
    Die Kutsche stand bereit, und Elizabeth hielt Penelope den Mantel hin. »Komm«, sagte sie, »wir machen einen Ausflug. Ich hab eine wundervolle Idee.«
    Die Idee war nur halb so spannend, wie sie geklungen hatte – denn am Waisenhaus von Sydney hielt die Kutsche schon wieder, und es hieß aussteigen. Penelope seufzte. Seit das Waisenhaus an die Grenze seiner Kapazität gekommen war, fand sie es dort unerträglich laut. Die Aufseherinnen und Lehrerinnen taten zwar ihr Bestes, die Mädchen im Zaum zu halten, doch in den Pausen hallten das Gelächter und Stimmengewirr im gesamten Haus wider, und mankonnte auf den Fluren sein eigenes Wort nicht mehr verstehen.
    »Ich dachte, Sie würden vielleicht diesen Mädchen gerne beibringen, solche hübschen Sachen zu häkeln«, rückte Elizabeth mit der Sprache heraus. »Wie Sie wissen, finanziert sich das Waisenhaus zu einem Teil selber, und was die Mädchen herstellen, wird verkauft. Spitze ist bislang noch nicht im Angebot. Ich bin sicher –«
    »Ach Lizzy!« Penelope seufzte. »Wie soll ich etwas

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