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Public Eye (Public Eye Trilogie)

Public Eye (Public Eye Trilogie)

Titel: Public Eye (Public Eye Trilogie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Merz
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1.
     
    Sie
sehen mich von schr ä g oben, etwa in einem Winkel von 35 Grad. Sie sehen
mich, wie ich aus Dr. Limebrakes Klinik herauskomme und zu meinem Fahrzeug
gehe. Ich trage, wie Sie sehen, eine hochmodische tschitscherin-gelbe Jacke und
eine passende kobalt-blaue Hose dazu. Ich bin schwarzhaarig. Sie k ö nnen mich sehen, aber ich kann Sie nicht sehen. Sie
sind ja noch nicht amalgiert.
     
    Dr.
Limebrake hat mir gerade mein neues Kommunikationsimplantat eingesetzt. Ich bin
noch etwas unge ü bt damit, auch etwas verwirrt. Heute geht das  alles
ambulant bei leichter ö rtlicher Bet ä ubung. Als ich das erste Implantat habe machen lassen, da lag ich vier
Stunden lang im OP und brauchte noch etwa eine Woche, bis ich wieder selbstst ä ndig aufstehen und aufs Klo gehen konnte. Der
Fortschritt ist einfach klasse.   
     
    Ich
fange gleich an, mit dem neuen System herumzuspielen. Das Rear-Cinema probiere
ich erst sp ä ter aus, in Ruhe, aber die Enhancer schaue ich mir
doch gleich an. Ein solches Implantat f ä ngt die Nervenimpulse des Sehnervs kurz nach dem Austritt aus der
Augenh ö hle ab, modifiziert sie nach Wunsch und speist das
aufgewertete Signal dann ein paar Millimeter tiefer im Sch ä del wieder in den Sehnerv ein. Ganz einfach.
     
    Die
Effekte sind gro ß artig. Das Trivialste ist ein Restlichtverst ä rker, der auch in nahezu dunkler Umgebung eine
komfortable Orientierung erm ö glicht.
Das Implantat wertet die Lichtimpulse um Faktor Hundert auf, Sternenlicht
reicht v ö llig aus. Aber jetzt bei Tag brauche ich eher den
Rayban-Filter, bei Bedarf gerne auch als 'Rosa Brille'. Die Welt ist dann so
sch ö n, als h ä tten Sie eine ganze Apotheke leergefressen. Das Implantat nimmt zun ä chst alle Verunreinigungen aus dem Bild der Au ß enwelt weg. Br ü chige H ä userfassaden,  Schmutz auf den Stra ß en, herumliegender M ü ll, alles weg. Dann wird grunds ä tzlich etwas mildes Sonnenlicht in die Wahrnehmung
eingepflegt und ü ber die verbesserte Nervenleitung vom Geh ö r her gibt es sachtes Vogelgezwitscher. Sie k ö nnen den Effekt auch noch steigern, dann werden die
Gesichtsz ü ge der Passanten gegl ä ttet und unangenehme Ger ü che annihiliert (Wie das funktioniert, k ö nnen Sie sich jetzt schon selbst vorstellen, nicht
wahr?). Das Vogelgezwitscher l ä sst
sich wahlweise durch Musik aus der Monobib oder durch den laufenden Newsflow
ersetzen, ganz wie Sie m ö chten.
     
    Ich
gehe beschwingt zu meinem Mobidev, das mir bereitwillig ö ffnet, und lasse mich in die S ä nfte fallen. Ein gutes Gef ü hl, wenn der geschlossene Raum leicht opak wird und
sich das Mobidev  
    sachte
in Bewegung setzt. Das Implantat hat Verbindung mit dem Mobidev aufgenommen und
mein Fahrziel ü bermittelt.
     
     
     
    2.
     
    Jetzt
habe ich Mu ß e f ü r das
Rear - Cinema.
     
    Konzentrieren
Sie sich bitte zun ä chst auf Ihren Gesichtssinn. Schauen Sie mit
unbewegten Aug ä pfeln geradeaus und sagen Sie mir, was Sie sehen.
Vermutlich nehmen Sie im Zentrum Ihres Gesichtsfeldes Dinge einigerma ß en scharf und deutlich wahr, w ä hrend das zu den R ä ndern hin nachl ä sst. Dort w ü rden Sie wohl noch eine pl ö tzliche Bewegung wahrnehmen, aber einen Text k ö nnten Sie dort nicht mehr lesen. Bitte wenden Sie Ihre
Aufmerksamkeit jetzt dem Bereich zu, der au ß erhalb Ihres Gesichtsfeldes liegt. Was nehmen Sie dort wahr? Nichts? F ü hlen Sie genauer hin. Wie f ü hlt sich dieses Nichts an? Ist es nicht doch etwas
mehr als Nichts aber deutlich weniger als dieser Eindruck subjektiver Farben,
wenn wir die Augen geschlossen haben oder im Raum vollkommene Dunkelheit
herrscht? Sp ü ren Sie nochmals genauer. Und? Haben Sie's jetzt? Gut.
     
    Diese
irgendwie parabolisch geformte nicht-wahrgenommene Fl ä che in Ihrem Bewusstsein ist einfach nur verschwendete
Wahrnehmungskapazit ä t, finden Sie nicht auch?
     
    Alsbald
nachdem die elektronischen Kommunikationsendger ä te (und diese sind genauso sperrig, unhandlich und gro ß gewesen wie dieser Begriff suggeriert) in den 2020er
Jahren endlich so klein und elegant geworden sind, dass sie gefahrlos in den
menschlichen K ö rper integriert werden konnten, stellte sich die Frage
nach der k ü nftigen Form des user-Interfaces. Ich meine, was habe
ich von einem Minibildschirm, der zwar diskret in meinem Nackenspeck verstaut
wird, wenn ich nicht draufschauen kann? Zuerst hat man dieses Problem mit dem
akustischen Datenspektrum in den Griff bekommen. Ganz archaisch. Ein Dr ä

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