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Der Duft des Apfelgartens

Der Duft des Apfelgartens

Titel: Der Duft des Apfelgartens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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schwarzen Fensterglas, über das der Regen läuft. Hier in der Küche fühlt er sich sicher und warm. Daddy sitzt am anderen Ende des Tisches vor seinem aufgeklappten Laptop.
    Jakey nimmt vorsichtig noch ein paar gebackene Bohnen auf die Gabel und steckt sie in den Mund. Neben seinem Teller hält der Streifenhase Wache. Ab und zu hebt Daddy den Kopf und fragt: »Alles okay, Jakes?«, und er nickt. Er mag es gern, wenn Daddy bei ihm ist, sich aber mit etwas anderem beschäftigt, und er den Streifenhasen zum Greifen nahe hat. Dann fühlt er sich sicher und gleichzeitig frei; frei, über alles Mögliche nachzudenken und auf die Geräusche zu hören. Im Moment nimmt er jede Menge Laute wahr: den Regen, der wie mit langen Fingern an das Fenster trommelt; das leise Summen des Laptops; das Brummen des Kühlschranks und das Gurgeln in der Heizung.
    Gleich wird Daddy aufstehen und die Teller in die Spülmaschine stellen. Er wird die große schwere Tür öffnen, und der Geschirrspüler wird seinen schlechten Atem in die Küche entlassen. Dossie findet, dass Daddy die Teller zuerst abspülen soll, besonders, wenn sie Fisch gegessen haben, und Daddy sagt, wenn er das täte, wäre es ja vollkommen zwecklos, einen Geschirrspüler zu haben. Dann verdreht Dossie die Augen und stößt einen tiefen Seufzer aus, und Daddy räumt einfach weiter das Geschirr in die Spülmaschine und hat dabei einen komischen Gesichtsausdruck. Jakey nimmt ein Stück Toast, wischt damit die dicke Tomatensoße von seinem Teller auf und denkt über diese Miene nach. Genauso schaut Daddy manchmal drein, wenn er, Jakey, unartig ist. »Treib es nicht auf die Spitze, Jakes«, sagt Daddy, und dann hört er am besten mit dem Unsinn auf. Zufrieden kaut Jakey seinen Toast und überlegt, ob er wohl Nachtisch bekommt, wenn er alles aufisst, was er auf dem Teller hat.
    Clem klappt seinen Laptop zu.
    »Alles aufgegessen?«, fragt er. »Gut gemacht.« Er nimmt Jakeys Teller und stellt ihn in die Spülmaschine. »Wie wäre es jetzt mit einem Fruchtzwerg? Möchtest du einen? Oder ein paar Trauben?«
    »Fruchtssswerg und Trauben«, erklärt Jakey bestimmt. »Und einen Keksss.«
    »Über den Keks denken wir noch einmal nach«, erklärt Clem. Dossie und das Kindermädchen, das sich in London um Jakey gekümmert hat, haben ihn bezüglich der Ernährung seines kleinen Sohnes gut instruiert, obwohl er sich manchmal erlaubt, die Regeln ein wenig zu beugen. Er greift über das Spülbecken hinweg, um die Vorhänge zuzuziehen. Janna hat mehrere Töpfe Alpenveilchen mitgebracht, die auf dem weiß gestrichenen Fensterbrett stehen. Ganz unaufdringlich bringt sie hübsche, skurrile und weichere Aspekte in ihre Männerwelt ein, und Clem ist dankbar dafür. Zwischen ihnen hat sich rasch eine lockere Beziehung entwickelt, die keine großen Ansprüche stellt. Jannas Natürlichkeit wärmt ihm das Herz und mildert seine asketische Art. Sie bringt ihn zum Lachen, und Jakey liebt sie.
    »Wir sind die beiden ›J‹«, sagt sie zu ihm. »Wir sind ein Team: Gib mir fünf, Partner«, und Jakey stellt sich auf die Zehenspitzen und reckt den Arm in die Höhe, um gegen Jannas Hand zu schlagen.
    Gerade, als Clem an sie denkt, klopft es schnell und leise an der Tür, und sie kommt herein und versprüht Regentropfen. Ihr Gesicht ist von Wind und Regen gerötet.
    »Pfui, Spinne!«, ruft sie aus. »Was für ein Abend! Hier drinnen ist es aber schön warm. Da sind Ihre Einkäufe!« Sie hievt zwei große Taschen auf den Tisch, und Jakey schiebt sich auf seinem Stuhl hoch, um hineinzuspähen.
    »Danke, Janna.« Clem nimmt einen Fruchtzwerg aus dem Kühlschrank und gibt ihn seinem Sohn. »Ehrlich, ich bin Ihnen wirklich dankbar.«
    »Ich wäre sowieso gegangen. Ich hoffe nur, dass ich an alles gedacht habe.«
    Clem beginnt, Packungen herauszunehmen: Fischstäbchen, Würstchen, Joghurt.
    »Gut, dass Ihre Mum Profiköchin ist und Ihren Tiefkühlschrank mit richtigem Essen auffüllt«, bemerkt Janna.
    »Ich kann kochen«, gibt Clem unbeeindruckt zurück. »Zufällig mögen Jakey und ich Würstchen und Fischstäbchen.«
    »Ich liebe Würssstchen«, verkündet Jakey. »Würssstchen sind mein Lieblingsssesssen.« Er hüpft auf seinem Stuhl herum, strahlt Janna an, wedelt mit dem Löffel und macht sich wichtig.
    Clem stellt ein Schälchen Trauben vor ihn hin. »Iss anständig, sonst kriegst du Bauchschmerzen. Tee, Janna?«
    »Sehr gern.« Sie setzt sich neben Jakey. Clem schaltet den Wasserkocher ein und beginnt,

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