Der Duft des Apfelgartens
Er wird dort auf Sie warten.«
»Aber wo?«, fragte Clem müde. »Ich dachte, ich hätte diesen Weg schon eingeschlagen, und dann hat er sich vor meinen Augen in Luft aufgelöst.«
»Sie haben doch Chi-Meur gefunden. Sie befinden sich wieder auf der Straße, und vielleicht sind Sie sogar ein Stück weitergekommen. Aber die Initiative liegt bei Gott.«
Jetzt nimmt Clem die Hände aus den Taschen: Es ist beinahe Zeit für Jakeys Bad. Er sieht jetzt schon viel länger fern, als er normalerweise darf, und wird nicht aufhören wollen. Clem atmet tief durch und wappnet sich für den Kampf.
Ein Stück weiter die Küste hinunter beugt sich der Fremde, den Janna gesehen hat, über sein Handy.
»Alles ist ziemlich gut in Schuss«, sagt er. »Nettes Haus. So ein Kerl im Pförtnerhäuschen kümmert sich um das Grundstück. Hat alle Hände voll zu tun. Und eine junge Frau in einem Wohnwagen. Mädchen für alles, würde ich sagen. Ziemlicher Hingucker … Nein, nein. Reg dich nicht auf. Nichts dergleichen. Aber ich habe mich im Dorf informiert. Vier Nonnen. ›Schwestern‹ nennen die Leute sie. Schon älter, eine von ihnen ist ein bisschen gaga. Kann mir nicht vorstellen, wie sie so weitermachen sollen, obwohl sie bei den Dorfbewohnern sehr beliebt sind … Nein, ich wohne nicht im Dorf. Ich bin in einer Frühstückspension ein Stück die Küste hinauf. Ein Bauernhof. Nett und ruhig. Sehr einfach, ländlich-sittlich, aber in Ordnung. Ich habe den Leuten erzählt, dass ich ein Buch über die Küste von Nordcornwall und seine Geschichte schreibe, und sie sind fasziniert.
Wir machen also unser Angebot und warten? Und wenn sie annehmen, kann man beweisen, dass das Haus nicht mehr als Kloster geführt werden wird, und dann kannst du auftauchen, dein Papier schwenken und erklären, dass du nach den Bedingungen des Alten Testaments als letzter Nachfahre dieses Zweigs der Bosankos ein Anrecht auf das Erbe hast … Ja, ich weiß, das habe ich jetzt ein bisschen einfach ausgedrückt, aber da stehen wir, oder? … Nein, niemand hört mich. Sei nicht so nervös. Ich habe dir doch gesagt, dass ich behaupte, für ein Buch zu recherchieren. Vielleicht wird es ja fürs Fernsehen adaptiert. Ich habe ein paar bekannte Namen fallen lassen, und die Einheimischen können es nicht abwarten, dafür gefilmt zu werden. Jeder will mitreden. Phil Brewster hält sich bereit und wird in Aktion treten, sobald du ihm den Startschuss gibst … Okay, ich sehe mich noch mal um. Morgen um die gleiche Zeit? Okay.«
Er drückt das Gespräch weg, sieht sich in dem ordentlichen, gemütlichen Zimmer um und schaut dann hinaus in die nasse, kalte Nacht. Keine Geräusche, keine Straßenbeleuchtung. Er erschauert, zieht eine Grimasse und fragt sich, wie Leute es aushalten, in dieser Stille zu leben. Dann schließt er die Vorhänge, bleibt einen Moment stehen und denkt nach. Der Plan erscheint verrückt, aber Tommy hat schon ein paar Geschäfte mit ihm durchgezogen, die hart am Limit waren, ein wenig zweifelhaft, doch lukrativ. Kluger Junge, dieser Tommy; ein alter Bekannter aus dem Internat mit einer Menge Kontakten zu gehobenen Kreisen. Aber er hält einen auf Trab, sitzt einem im Nacken. Bei ihrem letzten Treffen war er völlig aus dem Häuschen.
»Hör gut zu«, hat er aufgeregt gesagt. »Ein Freund von mir unten in Truro, ein Anwalt, hat etwas Interessantes über ein altes Familienerbe von mir ausgegraben. Ich möchte, dass du hinfährst und dich umsiehst. Der Besitz ist seit fast zweihundert Jahren ein Kloster, doch wenn wir Beweise dafür beibringen können, dass es als solches nicht mehr lebensfähig ist, fällt es diesem Dokument zufolge an die Nachfahren dieses speziellen Zweigs der Familie. Und der letzte noch lebende Nachfahre bin ich. Wir haben das überprüft. Anscheinend leben dort nur noch ein paar Nonnen, und sie überlegen schon, sich größeren Gemeinschaften anzuschließen. Wir wollen sie aber nicht aufschrecken, verstehst du? Wir verlassen uns darauf, dass niemand das Kleingedruckte gelesen hat. Fahr einfach hin und überprüf es.«
»Verstehe ich nicht. Wenn es sowieso rechtmäßig dir gehört …«
»Sieh mal, Alter.« Tommy ließ durchblicken, dass er Geduld mit ihm aufbrachte. »Du stellst fest, ob die guten alten Damen wegziehen wollen. Wenn ja, gibst du Phil Brewster das Okay. Er zieht seine Hotelier-Nummer ab und macht ein sehr schönes Angebot, und die Nonnen denken, sie könnten es in die Geldschatulle ihrer Religionsgemeinschaft
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